Singen – In ganz Baden-Württemberg haben Initiativen auf das nach wie vor tabuisierte Thema Armut aufmerksam gemacht. Das treffende Motto zur Aktion in Singen lautete: „Am Ende des Geldes ist noch so viel Monat übrig.“ Mirja Zahirovic, Leiterin des Vereins Kinderchancen, hatte die Idee, dem Tabu mit einer Fotoausstellung ein Gesicht zu geben.

Am Ende waren es sogar vier, wie sie während der Vernissage im Quartiersbüro an der Alpenstraße erklärte. Zu dem Lebensumstand, dauerhaft mit wenig Geld auskommen zu müssen, bekannten sich vier Frauen aus Singen im Alter zwischen Anfang 30 und Mitte 60, indem sie für die Fotoaktion Modell standen. Drei davon – Manuela, Elvira und Sabina – waren zur Vernissage auch vor Ort. Alle vier Frauen sind trotz der eigenen prekären Situation ehrenamtlich im sozialen Bereich tätig.

Für das Fotoshooting wurde die Models – hier Manuela – geschminkt. Am Ende gab es aber ungeschminkte Bilder.
Für das Fotoshooting wurde die Models – hier Manuela – geschminkt. Am Ende gab es aber ungeschminkte Bilder. | Bild: Elisabeth Paul

Wie Mirja Zahirovic erläuterte, seien die vier Frauen zum ersten Fototermin geschminkt und gestylt worden, was zwar zu schönen Bildern geführt habe, doch wiedererkannt hätten sich die Abgebildeten darauf nicht. Erst der zweite Termin, der die Frauen natürlich und ungeschminkt zeigt, brachte die erhofften authentischen Ergebnisse – statt professioneller Unterstützung hat Elisabeth Paul auf den Auslöser gedrückt.

So sieht es aus, wenn das Geld zu Ende geht, wie Sabina für fotgrafin Elisabeth Paul demonstriert.
So sieht es aus, wenn das Geld zu Ende geht, wie Sabina für fotgrafin Elisabeth Paul demonstriert. | Bild: Elisabeth Paul

Neben dem Singener Oberbürgermeister Bernd Häusler, der die Vernissage eröffnete und insbesondere die Zusammenarbeit mit den Sozialverbänden lobte, waren auch die Landtagsabgeordneten Saskia Frank (Grüne) und Hans-Peter Storz (SPD) neben vielen Vertretern der Singener Sozialrunde vor Ort, um die Veranstaltung in ihren Grußworten zu loben, ohne dabei zu vergessen, dass der Kampf gegen Armut ein permanenter und schwieriger ist. Für die Stadt, die Sozialrunde und die vielen Ehrenamtlichen gebe es noch viel zu tun.

So hat Elisabeth Paul Elvira abgelichtet.
So hat Elisabeth Paul Elvira abgelichtet. | Bild: Elisabeth Paul

Nach der Veranstaltung zeigte sich Armin Sehrer, Koordinator für Armutsprävention der Stadt Singen, positiv von der Resonanz auf die Vernissage überrascht. Das Interesse an den 22 Fotos sei groß gewesen.