Singen – Zwei ganz unterschiedliche Aspekte der Hohentwiel-Stadt haben die Genossen der Sozialdemokratischen Partei (SP) aus dem Kanton Schaffhausen kennengelernt. Eingeladen hatte sie die SPD-Gemeinderatsfraktion Singen. Nach Fakten über die Tätigkeit der Baugenossenschaft Hegau ging es beim Besuch des Maggi-Museums weit zurück in die Geschichte der Stadt.

Der grenzüberschreitende Austausch der Singener SPD-Genossen mit denen aus dem Kanton Schaffhausen hat eine lange Tradition. „Wir machen das sicher schon 30 Jahre“, sagt der Singener Fraktionsvorsitzende Walafried Schrott, der den Besuch federführend organisiert hatte. Neun Genossinnen und Genossen aus Schaffhausen und dem Umland begrüßte er schließlich am Bahnhof, bevor es zur Baugenossenschaft Hegau ging. Dessen Geschäftsführer Kai Feseker präsentierte den Gästen, was die Baugenossenschaft seit ihrer Gründung 1952 bewegt hat. Mit aktuell rund 5000 Mitgliedern habe die Genossenschaft 1956 Wohnungen zu einer durchschnittlichen Kaltmiete von 6,60 Euro pro Quadratmeter im Bestand.

Bald bezugsfertig sind die Wohnungen beim Projekt „Überlinger Höfe“. Die Gruppe schaute sich dieses Nachverdichtungsprojekt vor Ort an. „Von den fünf Häusern mit insgesamt 64 Wohnungen ist ein Haus bereits komplett vermietet“, sagte Feseker. Das Projekt war nicht einfach zu verwirklichen, da sich im Laufe der Planungen die Förderrichtlinien verändert hatten. Die Baugenossenschaft ist seit fast 25 Jahren dabei, ihre Wärmeversorgung zu optimieren und den Bestand energetisch zu modernisieren. Feseker zeigte in seiner Präsentation auch, wie die achtgeschossigen Gebäude in der Überlinger Straße 7 bis 15 ein Penthousegeschoss bekommen haben.

Beim Maggi-Museum wartete bereits Maria Jörke, die die Besucher durchs Museum führte. Im Gütterli-Hüsli, wo alles anfing, sind so einige Schätze ausgestellt, die an die Entwicklung des Betriebs sowie das Leben von Julius Maggi (1846 bis 1912) erinnern. Weil Julius Maggi als Sohn eines italienischen Einwanderers aus der Lombardei geboren wurde, spricht man das Doppel-G in seinem Namen italienisch aus, also wie ein weiches „Madschi“. Warum das Häuschen gleich bei der Pforte am Nord-Tor des Maggi-Werks „Gütterli-Hüsli“ heißt? Das komme vom französischen Wort für Tropfen – „la goutte“, denn die Maggi-Flaschen sind ja bekannt dafür, dass sie ihre Würze tropfenweise abgeben, um dem Essen mehr Geschmack zu geben. „Sieben Frauen aus gutem Geschlecht waren die ersten Arbeiterinnen, die für einen Tageslohn von 70 bis 80 Pfennigen die Würze abfüllten“, erzählte Maria Jörke. Zum Vergleich: ein Polizist bekam damals eine Mark Tageslohn.

Überhaupt hatte Julius Maggi viel für seine Mitarbeiter getan, zum Beispiel die ersten Arbeitsausschüsse im Jahr 1907 gegründet sowie den ersten Tarifvertrag im Jahr 1911. Ab 1931 gab es das Badehaus und ab 1944 die erste Kinderkrippe. „Ich war als ganz kleines Kind mit meiner Mutter, die bei der Maggi arbeitete, im Badehaus und auch in der Krippe“, erzählte der Singener Alt-Stadtrat Manfred Bassler. Im Jahr 2000 bekam der alte Wasserturm – der schönste im Jugendstil erbaute in ganz Deutschland – wie Maria Jörke betonte, eine Figur des Künstlers Stefan Balkenhol anlässlich der Landesgartenschau. Mit einem Fernrohr kann man „Julius“ – wie die Belegschaft ihn nennt – von der Scheffelstraße aus beobachten.

Zum Abschluss stand der Austausch der Genossen im Mittelpunkt. Dabei wurde deutlich, dass das Thema Migration allen unter den Nägeln brenne. Insgesamt sehr bereichernd wurden die Einblicke, wie Singen tickt, von den Gästen aus der Schweiz empfunden. „Wir freuen uns schon auf das nächste Mal, wenn wir uns wieder austauschen können“, dankte Peter Neukomm für die Organisation. Im nächsten Jahr werden die Singener dann zum Gegenbesuch nach Schaffhausen fahren.