Stefan Schüttler steht an einer Tafel im Besprechungsraum in der Wache der Singener Feuerwehr. Dort erklärt er, in welche Zonen die Stadt Singen im Katastrophenfall aufgeteilt wird. Auf die Frage, ob er für das Foto lächeln könnte, entgegnet er nicht ganz ernst gemeint: „Katastrophen sind nicht zum Lachen.“
Dabei ist Stefan Schüttler normalerweise ein sympathischer Typ. Einer, dem man gerne zuhört, wenn er über seine Arbeit spricht. Aber wenn es ernst wird, wird auch Schüttler ernst. Muss er auch. Denn Stefan Schüttler ist bei der Stadt Singen für den Bevölkerungsschutz und das Krisenmanagement zuständig.
Im Notfall kommt er als Mitglied eines kommunalen Verwaltungsstabes mit weiteren Vertretern zusammen. Stefan Schüttler ist dabei für seinen Chef, OB Bernd Häusler, einer der wichtigsten Ansprechpartner. „Das Thema Bevölkerungsschutz ist in den Hintergrund geraten, doch die Vorkommnisse in Ahrweiler haben gezeigt, wie wichtig es ist“, betont Schüttler. Die dortigen Ereignisse hätten viele Städte, Gemeinde und sogar die Bundesregierung wachgerüttelt.
Doch was ist eigentlich die Aufgabe eines Bevölkerungsschützers? Über diese Frage muss Stefan Schüttler kurz nachdenken: Zu seinem Aufgabengebiet zählen unter anderem Erdbeben, Hochwasser, Flutkatastrophen und Zugunglücke.
„Für mich gilt es, die Katastrophe zu erkennen und Lösungen darzustellen, wie sich die Kommune für den Ernstfall organisieren muss“, sagt er dann. Seit 2018 ist Schüttler für den Bevölkerungsschutz und das Krisenmanagement in Singen zuständig. Seit 32 Jahren ist er Mitglied in der Feuerwehr.

Dass Schüttler aktiv wird, dafür benötigt es nicht immer die große Katastrophe. Auch ein flächendeckender Stromausfall, ein Extremwetter wie Hochwasser, ein großes Brandereignis oder die Entschärfung einer Fliegerbombe reichen. „Es gilt für mich auch, Infrastrukturen zu organisieren“, sagt er.
Er höre oft das Vorurteil, dass man zum Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement viel Arbeit für die Schublade mache und diese vermutlich nie benötigen werde. „Doch weit gefehlt. Auch da hat uns die Pandemie etwas Anderes gezeigt“, so Schüttler weiter. Ob man sich auf alle Katastrophen vorbereiten kann? „Natürlich nicht“, sagt Schüttler. Es sei zwar möglich, gewisse Vorbereitungen zu treffen. „Aber nur stückweise. Ich kann mich nur auf das vorbereiten, was ich trainieren kann“, ergänzt er. Erdbeben oder Waldbrände gehören etwa nicht dazu.
Dann verschwindet das sympathischer Lächeln kurz wieder aus Stefan Schüttler Gesicht. Er erinnert sich an die Vorkommnisse, bei denen starke Regenfälle für große Schäden gesorgt haben. Auch er war damals im Einsatz. Denn das Umspannwerk in Beuren stand ebenfalls unter Wasser. „Es bestand die Gefahr, dass dann der halbe Hegau ohne Strom dasteht“, so Schüttler.
Überhaupt sei ein flächendeckender Stromausfall für Schüttler ein echter Super-Gau. Warum? „Dann bricht eigentlich die komplette zivile Kommunikation zusammen“, sagt Schüttler. Ohnehin sei es von größter Bedeutung, im Falle einer Katastrophe die Bürger schnell zu informieren. „Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig“, betont Schüttler. Sirenen alleine würde nicht genügen, denn der Bürger würde dann gar nicht wissen, was los sei. Schüttler spricht sich deshalb für Alarm-Sprachsirenen aus.
Diese würden in kurzen Sequenzen mitteilen, um welche Katastrophe es sich handle und was nun zu tun sei. „Es reicht heute nicht mehr aus, nur ein Signal zu senden“, so Schüttler. Angst vor Katastrophen wolle er keine verbreiten. Dazu bestehe auch kein Grund: „Wir sind gut ausgerüstet und auch gut vorbereitet“, macht Schüttler deutlich.
In Singen ist man auf den Ernstfall vorbereitet
- Lob für das Krisenmanagement: Auch im Verwaltungs- und Finanzausschuss hat Stefan Schüttler das Vorgehen im Katastrophenfall umrissen. Oberbürgermeister Bernd Häusler machte dabei deutlich, dass man bei der Stadt Singen seit Jahren dabei sei, den Hochwasserschutz zu optimieren. Aber jegliches Risiko könne man nicht ausmerzen: „Wir sind auf solche Sachen vorbereitet. Wenn jedoch Starkregenereignisse wie in Mühlhausen auf uns zurollen, kommen auch wir an unsere Grenzen“, sagte er. Es gelte dann nur noch, die Schäden so gut es geht zu minimieren. Stadtrat Hubertus Both (FW) lobt die ergriffenen Maßnahmen – auch weil sie aus seiner Sicht sehr nachhaltig seien. „Gerade mit Blick auf die Aach und deren Renaturierung“, sagte er. Aber auch er bemerke, dass sich sogenannte Jahrhunderthochwasser mehren. Stadtrat Franz Hirschle (CDU) lobte das Krisenmanagement der Stadt: „Wir sind auf Ernstfälle vorbereitet.“
- Kommt die Starkregenkarte? Stadtrat Eberhard Röhm (Grüne) hob hervor, dass es in einer Gefahrensituation wichtig sei, die Kommunikation zwischen den Einsatzkräften aufrecht zu erhalten. „Eine Situation wie in Ahrweiler gilt es dringend zu vermeiden“, sagte er. Stefan Schüttler verwies darauf, dass man auch bei einem Ausfall des Mobilfunknetzes sehr schnell ein Funknetz aufbauen könne. Zudem gab Röhm in der Ausschusssitzung zu bedenken, ob es nicht sinnvoll sei, eine Starkregenkarte ähnlich eines Hochwasserkatasters für Singen zu erstellen. „Dann wissen wir auch dabei, wo unsere gefährdeten Punkte sind“, so Röhm.