Bei der Ankunft des Nostalgiezuges 12.30 Uhr am historischen Bahnhof in Rielasingen war das Bahnhoffest bereits in vollem Gange. Die Fahrgäste hatten nun eine Stunde Zeit, dem Treiben beizuwohnen, bis die Lok wieder auf Fahrt ging. In der Form einer Menschentraube wurde die Dampflok als Star des Festes umringt, bestaunt und war auch begehrtes Fotomotiv. „Gerne erinnern wir uns als ältere Generation an die Dampflokzeit“, schreibt Werner Wocher, Co-Präsident des VES, in einer Pressemitteilung des Vereins zur Erhaltung der Eisenbahnstrecke Etzwilen/Singen (VES) anlässlich des Museumsbahnfestes am Wochenende.

Den 83-Jährigen und seine Altersgenossen aus Singen faszinierte schon damals, was für ein Spektakel die Dampfloks beim Rangierbetrieb boten, wie die Personenzüge in den Bahnhof ein und wieder abfuhren oder beim Lokschuppen auf den Einsatz wartend ruhig vor sich her dampften. „Einst in den 1950er Jahren standen wir als Singener Schüler immer wieder auf dem Maggi-Steg, der 1970 demontiert wurde, und hatten von hier aus den Überblick auf die Gleisanlagen“, beschreibt Wocher seine Erinnerungen in der Pressemitteilung.

Vereine erhalten Nostalgie am Leben

Die Faszination hat nicht nachgelassen, selbst als ab 1967 die Dampf-Ära zu Ende ging und erst Dieselloks und danach Elektroloks den Zugdienst übernahmen. „Glücklicherweise gibt es Vereine, die die Zeugen der Dampflokzeit hegen, pflegen und betriebsfähig halten, und so kommt man immer wieder in den Genuss, ein Dampfross zu erleben“, erzählt Wocher als einer der hilft, die Nostalgie am Leben zu halten.

Bei der Ankunft des Nostalgiezuges 12.30 Uhr in Rielasingen war das Bahnhoffest bereits voll im Gang. Die Fahrgäste hatten nun eine ...
Bei der Ankunft des Nostalgiezuges 12.30 Uhr in Rielasingen war das Bahnhoffest bereits voll im Gang. Die Fahrgäste hatten nun eine Stunde Zeit dem Treiben beizuwohnen, bis die Lok wieder auf Fahrt ging. | Bild: Werner Wocher

Einer dieser Vereine sind die Eisenbahn Freunde Zollernbahn aus Rottweil, die am Sonntag schon in aller Herrgottstfrühe auf dem Schienenweg von Rottweil nach Singen unterwegs waren. Angekommen im Bahnhof auf Gleis 5a fand sich laut Pressemitteilung schon eine neugierige Schar ein, um die Rarität zu begrüßen und zu bestaunen. Daneben begrüßte auch das Bordpersonal der Eisenbahnfreunde Zollernbahn die Leute vom VES, die mit an Bord kamen, die Rangierdienste und den Fahrkartenverkauf übernahmen. Auch für die Versorgung der Fahrgäste mit Getränken und frisch duftendem Zwetschgenkuchen im knallroten Mitropa-Speisewagen sei gesorgt worden.

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Das Programm beginnt mit Pfiff

Punkt 9 Uhr gab der Zugschaffner den Pfiff zur Abfahrt. Mit einem Antwortpfiff der Lokomotive, zischenden Dampfausstoß, setzte sich die Lok – wie Wocher berichtet – langsam in Bewegung und nahm mit gewaltigen Dampf- und Rauchgemisch-Zylinderauspuffstößen die Fahrt auf in Richtung Rielasingen-Etzwilen. Dies geschah als Tagesprogramm dreimal dorthin und wieder zurück.

Wann immer der Dampfzug auftauchte, sei die Stimmung besonders gewesen. Im Singener Bahnhof bei einer Zugankunft von Etzwilen staunte der vierjährige Elian mit seinen Großeltern Gabriele und Bertram Schumpp über das schwarz-rote Ungetüm, das vom Opa ins fotografische Visier genommen wurde: „Wir sind soooo klein und das Dampfross ist soooo groß“, formulierte Elian, der aus dem Staunen fast nicht mehr herausfand, seine Begeisterung – wie es in der Pressemitteilung heißt. Besonders habe ihm das Dampfen gefallen und dass sich so viel an der Lok bewegt.

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Für die musikalische Unterhaltung zum Fest am historischen Bahnhof Arlen/Rielasingen sorgte Tobias Wiest aus Rielasingen als Alleinunterhalter, der im Hüttengaudi-Stil die Gäste in Stimmung hielt. Der Pro-Riwo-Vorsitzende Werner Niete gab mit seiner Begrüßung dem Fest das berühmte i-Tüpfelchen: Alles in allem habe es nur zufriedene Gesichter, fröhliche Kinder und einen begeisterten Singener Frauenverein gegeben. Dessen Mitglieder haben fröhlich zu Protokoll gegeben: „Mir kummet s‘nächscht Johr wieder!“