Aus dem ehemaligen Dienstgebäude neben dem Bahnhof Etzwilen wird ein Archiv, eine Bibliothek, ein Versammlungsraum und ein Kino für Bahnliebhaber. Dazu fand jüngst die Eröffnungsfeier statt. Nach einer langen Umbauphase freute sich Christian R. Frauenknecht, sein Projekt endlich der Öffentlichkeit zu zeigen. Der Lokomotivführer hatte am Eröffnungstag alle Hände voll zu tun, trotz tatkräftiger Unterstützung seiner aus Bischofszell und Wattwil angereisten Verwandten.
Besucherinnen und Besucher kamen von überall her – die meisten mit dem Zug. Etzwilen ist für Bahnfreunde ideal gelegen. Der Knotenpunkt der Linien zwischen Schaffhausen und St. Gallen und Winterthur und Stein am Rhein ist auch Startpunkt der beliebten Schienenvelos oder von Fahrten mit Dampflokomotiven in Richtung Singen.
Christian Frauenknecht interessierte sich schon während seiner Schulzeit für die Eisenbahn. Statt 20 Minuten dauerte sein Vortrag über das sogenannte Krokodil mehr als zwei Stunden, und später einmal besuchte die ganze Klasse eine dieser in der Gegend stationierten Lokomotiven, deren Bezeichnung eigentlich Ce 6/8 II oder Ce 6/8 III lautet.
Aus Leidenschaft wird Beruf
Frauenknecht, der heute in Gachnang im Bezirk Frauenfeld lebt, machte seine Leidenschaft zum Beruf und wurde Lokomotivführer. Damals waren handwerkliche Fähigkeiten noch gefragt und er habe gelernt, 27 Zugskompositionen zu fahren. Heute seien nur es noch fünf Modelle, die allesamt elektronisch gesteuert würden, bedauert der 54-Jährige. Auch wenn der Fahrplan heutzutage „kompakter und dichter“ getaktet sei, liebe er seinen Beruf noch immer.

Am Dienstgebäude in Etzwilen sei er ebenfalls vorbeigefahren. „Ich suchte nach einem geeigneten Ort, um meine Sammlung unterzubringen, in gewisser Weise ist dieses Haus mein Hobbyraum.“
Fundgrube für Eisenbahnfans
Mehr als 3000 Ordner über die Geschichte der Schweizer Eisenbahn sind hier untergebracht, beinahe täglich bekommt Frauenknecht von Eisenbahnfreunden Bücher oder Sammelobjekte für sein Archiv. Für den Moment kann das „Lokgesicht.ch“ genannte Archiv erst auf Anfrage besucht werden. Halbjährlich sind aber Besuchstage geplant, und das Kino und die Besprechungszimmer können gemietet werden.
„Viele fotografieren und filmen – so wie ich.“ Frauenknecht, der zwei Bücher veröffentlicht hat und Mitglied von Bahnjournalisten Schweiz ist, ist der Meinung, dass es einen Raum braucht, wo Bahnfans ihre Bilder und Filme zeigen können.
Sturm brachte Eröffnung durcheinander
Es war eine recht bunte Schar, die sich im neu eingerichteten Haus mit frischen, farblichen Akzenten tummelte und Pläne, Bücher und Sammlerstücke begutachtete. Draußen hatten in der Nacht davor starke Sturmwinde das aufgestellte Festzelt verweht. Die Fahrzeuge der Gartenbahn, die den Gästen Getränke zum Platz hätten bringen sollen, fuhren nun alleine zwischen den regennassen Gartentischen hindurch. Über viele Jahre hinweg sei das den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) gehörende Dienstgebäude leer gestanden.
Auf Initiative von Christian Frauenknecht kehrt wieder Leben ins kleine Haus neben den Gleisen zurück. Ursprünglich war darin das Stellwerk untergebracht und zusätzlich wurde das Gebäude als Übernachtungsgelegenheit für Lokomotivführer von Güterzügen genutzt.
Dieser Artikel erschien zuerst bei den ‚Schaffhauser Nachrichten‘.