Die Stadt Singen hat viele Schulen – aber teilweise immer weniger Schüler. Seit dem Schuljahr 2001/2002 hat sich die Zahl um 1146 Schüler auf 5478 verringert. Das hat auch Auswirkungen auf die Schullandschaft: Während manche Schulen immer weniger Schüler haben, sind andere zunehmend gefragt. Stabil ist die Zahl der Realschüler, doch in den Grundschulen gibt es vier Klassen mehr als noch vor sechs Jahren und an den Gymnasien elf Klassen weniger.
Ein Thema, das sich für die nächsten Jahre ankündigt, ist Ganztagesbetreuung. Denn ab 2026 haben Eltern einen Anspruch darauf, dass ihr Grundschulkind von 8 bis 17 Uhr betreut werden kann. Sechs von zehn Singener Grundschulen seien bereits Ganztagesschulen. „Bei manchen Schulen sind vielleicht Bau- und Umbaumaßnahmen nötig“, erklärte Sandra Cleipa als Abteilungsleiterin für Schule und Bildung im Ausschuss für Schule und Sport. Der Gemeinderat hat den Schulbericht ohne Anmerkungen zur Kenntnis genommen.
Grundschulbezirke ändern sich
Um steigende Schülerzahlen an einzelnen Grundschulen aufzufangen, passt die Stadt Singen immer wieder die entsprechenden Bezirke an. So soll laut Sandra Cleipa vermieden werden, dass einzelne Schulen überlaufen sind. Doch man sei schon jetzt teilweise an der Kapazitätsgrenze. Denn nach einem Einbruch mit Tiefpunkt im Schuljahr 2013/14 (1535 Grundschüler) sind die Schülerzahlen inzwischen wieder ähnlich wie vor 17 Jahren. Mehr Klassen verzeichnet die Schillerschule: Dort gibt es aktuell zwölf Schulklassen, vor drei Jahren waren es noch neun.
Zulauf an der Wessenbergschule
Die Stadt Singen kommt bei der Wessenbergschule an die Kapazitätsgrenze, wie Bürgermeisterin Ute Seifried auf Nachfrage von Hans-Peter Storz (SPD) erklärte. „Wir haben steigende Zahlen, nicht nur bei den Flüchtlingen. Ein Drittel der Kinder kommt von außerhalb. Es kann nicht mehr nur Aufgabe von Singen sein“, sagte sie weiter. Auch andere Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren würden steigende Schülerzahlen verzeichnen. Viele Kinder hätten auch eine Entwicklungsverzögerung im Bereich Sprache. In den vergangenen vier Jahren stieg die Schülerzahl an der Wessenbergschule, die einen Förderschwerpunkt Lernen hat, von 97 auf aktuell 141. Deshalb braucht es aktuell 13 statt damals neun Klassenzimmer.
Verhältnismäßig viele Werkrealschüler
„Wir haben sehr viele Schüler, die den Hauptschulabschluss machen“, stellte Angelika Berner-Assfalg (CDU) fest. Das liegt laut Bürgermeisterin Ute Seifried auch daran, dass Singen eine von inzwischen wenigen Werkrealschulen habe: Die Johann-Peter-Hebel-Schule hat ständig steigende Schülerzahlen, aktuell besuchen 266 Kinder die fünfte bis zehnte Klasse. Während vor drei Jahren noch neun Klassen reichten, braucht es inzwischen zwölf.

Lieber Zeppelin- als Ekkehard-Realschule
An der Zeppelin-Realschule sind es mit 591 Schülern aktuell 91 mehr als noch 2017/18, statt 19 Klassen braucht es inzwischen 23. Gegenläufig ist die Nachfrage der Ekkehard-Realschule, wo im gleichen Zeitraum 97 Schüler weniger unterrichtet werden und deshalb vier Klassen weniger nötig sind. Deshalb wird die eigentlich vierzügige Ekkehard-Realschule dreizügig und die eigentlich dreizügige Zeppelin-Realschule vierzügig. Die Ekkehard-Realschule hat Raum übrig und will ihn ab 2023/24 für eine Ganztagesbetreuung nutzen, wie Bürgermeisterin Ute Seifried auf Nachfrage erklärt. An der Zeppelin-Realschule müsse man hingegen sehen, wie Raum geschaffen werden kann, denn dort arbeite man aktuell sehr beengt.
Die Schüler einfach auf die andere Realschule schicken könne man nicht: „Eine Schülerlenkung in dem Ausmaß ist einfach nicht machbar.“ Viele Schüler aus Rielasingen würden schon aus logistischen Gründen die Zeppelin-Realschule bevorzugen.

Gymnasien fehlen Schüler
Aktuell besuchen 286 Schüler weniger eines der beiden Singener Gymnasien als im Jahr 2016/17. Das spart zehn Klassen ein, sodass nur noch 76 nötig sind – und bereitet viele Fragezeichen. Ramona Halmer (Freie Wähler) fragte, ob es einfach weniger Gymnasiasten gebe oder diese eher andere Schulen besuchen. Laut Bürgermeisterin Ute Seifried locken Gymnasien in Engen oder Gaienhofen, auch niedrigere Geburtenzahlen könnten ein Grund sein. Am Hegau-Gymnasium ist der Verlust mit 116 weniger Schülern seit 2017/18 und drei Klassen deutlicher als am Friedrich-Wöhler-Gymnasium. Dort lernen aktuell 40 Menschen weniger für ihr Abitur als vor vier Jahren.
145 Schüler aus dem Umland
In den fünften Klassen stammen 72,5 Prozent der 528 Schüler aus Singen und 27,5 Prozent aus dem Umland. Die größten Umlandgemeinden sind dabei Rielasingen-Worblingen (52 Schüler bedeuten 9,8 Prozent), Hilzingen (28 Schüler/5,3 Prozent) und Gottmadingen (24 Schüler/4,5 Prozent). Mit Blick auf alle Klassen der weiterführenden Schulen ist der Anteil auswärtiger Kinder noch etwas höher: Mit 1168 Schülern wohnen 32,9 Prozent der Schüler nicht in Singen.
Vorbereitungsklassen bleiben gefragt
Die Schülerzahlen in Vorbereitungsklassen sind laut Abteilungsleiterin Sandra Cleipa unverändert hoch. „Das stellt unsere Schulen weiterhin vor Probleme“, erklärte sie im Ausschuss. Insgesamt werden 202 Schüler in zwölf Vorbereitungsklassen auf regulären Unterricht vorbereitet – das sind 58 weniger als auf dem Höhepunkt der Migration 2015/16.
Zuzug aus Osteuropa
Der Migrationshintergrund an Grundschulen und fünften Klassen ist laut Stadtverwaltung annähernd gleichbleibend hoch. Die meisten Kinder mit Migrationshintergrund in Singens Schulen kommen im laufenden Unterrichtsjahr aus Rumänien, gefolgt von Italien, Syrien, Kasachstan, der Türkei und Russland.