5459 Menschen drücken aktuell die Schulbänke in Singens Bildungseinrichtungen – zumindest auf dem Papier, tatsächlich sind viele davon trotz Wechselunterricht weiterhin zuhause. Die Zahlen sind für Bernd Walz eine gute Nachricht: „Die Schülerzahlen steigen wieder. Langsam, aber sie steigen“, erklärte der Fachbereichsleiter für Bildung und Sport im Ausschuss für Schule und Sport. Noch vor wenigen Jahren sah die Perspektive schlechter aus, lange wurden sinkende Schülerzahlen vorhergesagt. Tatsächlich lag das Tal der Schülerzahlen im Schuljahr 2018/19 bei 5446 Schülern. Das sind nur 13 weniger als aktuell. Und vor einigen Jahren sah es noch ganz anders aus, da waren hunderte Schüler mehr in den Klassenzimmern: Für 2004/05 verzeichnete die Stadt 6833 Schüler. Doch Bernd Walz sieht nun eine Trendwende: „Man merkt immer wieder, was für ein attraktiver Schulstandort Singen ist.“

Weitere Signale erhofft er sich von der Einrichtung des Schülerforschungszentrums, für das die Genehmigung noch ausstehe. Doch während die Schülerzahlen an den Grundschulen zunehmen, bleiben einige Plätze an den Gymnasien leer.

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Mehr Schüler in Grund- und Gemeinschaftsschulen. Führt das zu Platzsorgen?

Mehr Schüler verzeichnen die Grundschulen in der Stadt Singen mit aktuell 1622 Schüler in 79 Klassen, wo es vor fünf Jahren noch 1581 Schüler in 77 Klassen waren. Die noch recht junge Schulart der Gemeinschaftsschule verzeichnet viel Zulauf: Zuletzt wählten mit 265 Schülern in 13 Klassen mehr als doppelt so viele dieses Modell, vor fünf Jahren waren es noch 101 Schüler in fünf Klassen. Laut Bernd Walz beeinflussen mehrere Faktoren die Singener Schullandschaft: Wenn in Eigeltingen eine Gemeinschaftsschule eröffne, mache sich das ebenso bemerkbar wie neue Busfahrpläne in Steißlingen, die Schüler schneller nach Radolfzell bringen. Deshalb sei eine langfristige Prognose schwierig.

Platzsorgen mache sich die Stadtverwaltung noch nicht, wie Bürgermeisterin Ute Seifried auf Nachfrage von Hans-Peter Storz (SPD) erklärte: „Wir haben momentan noch Luft in den Klassen.“ Die Verwaltung beobachte die Schülerzahlen sehr genau und könne bei Bedarf beispielsweise die Schulbezirksgrenzen für Grundschulen verschieben, um Schülerströme zu lenken. Fachbereichsleiter Bernd Walz erklärt dem SÜDKURIER auf Nachfrage, dass in der Waldeck-Schule und in der Schillerschule das Einrichten von je einer zusätzlichen Klasse möglich sei. Dadurch, dass in den Grundschulen bislang durchschnittlich knapp 20 Schüler sitzen statt der möglichen 28, habe man genug Reserven.

Von 25 auf elf Klassen: Werkrealschulen finden wenig Anklang. Doch auch die Gymnasien haben weniger Schüler

Weniger Schüler besuchen die Werkrealschulen, Gymnasien und Vorbereitungsklassen in der Stadt Singen. Besonders deutlich ist der Rückgang an Werkrealschulen, wo die Schülerzahl von 432 in 25 Klassen im Jahr 2015/16 auf zuletzt 218 in elf Klassen sank. Schillerschule und Waldeck-Schule bieten seit einem beziehungsweise zwei Jahren gar keine Werkrealschul-Klassen mehr an. Das gefällt nicht allen Lokalpolitikern: „Ich bin immer noch der Meinung, dass uns die Hauptschule fehlt“, sagte beispielsweise Angelika Berner-Assfalg (CDU).

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Auch an den beiden Gymnasien lernen mit aktuell 1903 Schülern in 78 Klassen einige Schüler weniger: Vor fünf Jahren waren es noch 2127 Schüler in 87 Klassen. Der Schwund trifft besonders das Hegau-Gymnasium, wo 148 Schüler weniger unterrichtet werden und es vier Klassen weniger gibt als noch 2015/16.

Schüler wählen häufiger die eine als die andere Realschule

Stabile Zahlen zeigen sich an den beiden Realschulen: 1070 Schüler besuchen die Ekkehard- und die Zeppelin-Realschule, das sind 24 mehr als vor fünf Jahren. Allerdings verliert die Ekkehard-Realschule in diesem Zeitraum 92 Schüler und drei Klassen, während die Zeppelin-Realschule 77 Schüler und eine Klasse mehr beherbergt.

Viele Schüler haben ihre Wurzeln nicht in Singen – ob mit Migrationshintergrund oder aus dem ganzen Hegau

Aus anderen Ländern oder Gemeinden stammen viele der Schüler, die eine Singener Schule besuchen. 69 Prozent der Schüler haben einen Migrationshintergrund, dabei haben die meisten Wurzeln in Italien (13,12 Prozent), Rumänien (9,04 Prozent), Kasachstan und Kosovo (beide 8,16 Prozent) und Syrien (6,71 Prozent). An den weiterführenden Schulen zeigt sich, dass auch viele Schüler aus dem Umland nach Singen fahren: 71 Prozent der Fünftklässler stammen aus Singen, der danach größte Anteil aus Rielasingen-Worblingen (10,1 Prozent), Gottmadingen (8 Prozent) und Hilzingen (3,6 Prozent).

Es braucht weniger Vorbereitungsklassen

Vorbereitungsklassen waren besonders 2015/16 gefragt, als die an verschiedenen Schulen eingerichteten Klassen von 260 Schülern besucht wurden – ein Höchststand. Seitdem sinkt die Zahl kontinuierlich auf aktuell 189 Schüler in zwölf Klassen. Die Zahl der Klassen blieb ähnlich: 2016/17 waren es mit 250 Schülern noch 14 Klassen. Das bedeutet, dass nun das Betreuungsverhältnis besser ist. „Es ist ungeheuer beeindruckend, was Schulen mit Unterstützung der Stadt gewuppt haben“, findet Fachbereichsleiter Bernd Walz und spricht von ganz ganz großem Engagement.

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Besonders Gymnasiasten folgen der Grundschulempfehlung. Aber nicht nur

Der Grundschulempfehlung folgen laut den Sitzungsunterlagen die meisten Kinder und Eltern an Singener Schulen, auch wenn sie nicht mehr verbindlich ist. Wer eine Werkrealschul-Empfehlung bekam, wählte zu 32 Prozent eine Werkrealschule, zu 31 Prozent eine Gemeinschaftsschule und zu 35 Prozent eine Realschule. Wer eine Realschul-Empfehlung erhielt, wählte zu 56 Prozent auch eine Realschule, 21 Prozent besuchten ein Gymnasium und 17 Prozent eine Gemeinschaftsschule. Deutlicher ist es bei einer Gymnasial-Empfehlung, denn der folgten 74 Prozent der Schüler. Nur 20 Prozent gingen damit auf eine Realschule, nur 6 Prozent an eine Gemeinschaftsschule.

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Bürgermeisterin Ute Seifried sieht die Problematik besonders bei schwächeren Schülern: „Ich glaube, dass demotivierte Kinder zurückbleiben, wenn man sie überfordert.“ Doch das sei ein Thema für die Landespolitik.

In Singen gehen durchschnittlich weniger Kinder aufs Gymnasium

Im Vergleich mit dem Landesschnitt fällt auf, dass in Singen mehr Schüler die Werkrealschule, Realschule oder eine Gemeinschaftsschule wählen. Die Übergangsquote auf Gymnasien lag mit zuletzt 34,9 Prozent rund 8,4 Prozentpunkte unter dem Landesschnitt von 43,3.

70 Kinder werden inklusiv beschult

Inklusion findet in Singen an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren oder an einer allgemeinen Schule statt. 70 Kinder werden in Grundschulen und der Sekundarstufe 1 aktuell inklusiv an Singener Schulen unterrichtet, dazu kommen 120 Schüler an der Wessenbergschule. Dort stieg die Schülerzahl innerhalb von fünf Jahren von 99 auf 120.

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