Vier Tage lang steht Bohlingen im Zeichen von Tradition, Gemeinschaft und Lebensfreude: Gemeinsam mit Gästen aus der ganzen Region feiern die Bewohner im Singener Stadtteil Sichelhenke – das Heimatfest mit langer Geschichte. In diesem Jahr zum 65. Mal.

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„Wir sind überwältigt vom bisherigen Besuch, an allen drei Festtagen kamen schon mehrere tausend Gäste und feierten entspannt und friedlich miteinander,“ sagt Alexander Klaiber, Vorsitzender des gastgebenden Sportverein Bohlingen am Sonntagnachmittag, 24. August. Über 300 ehrenamtliche Helfer seien an allen Tagen in der Bewirtung und Organisation der Sichelhenke im Einsatz, alles würde bei der großen Arbeit mit viel Herzblut und ohne Stress ablaufen. „Die Bohlinger Dorfgemeinschaft funktioniert hervorragend,“ sagt Alexander Klaiber mit Stolz.

Der Auftakt am Freitag war ein stimmungsvoller Einmarsch: Gemeinsam mit Ortsvorsteher Stefan Dunaiski, Sportvereins-Vorsitzender Alexander Kiaiber, Erntekönigin Stephanie König, den Schnitterinnen und Schnittern sowie dem Musikverein Bohlingen zog die Festgesellschaft vom Weihbischof-Gnädinger-Haus zum Festzelt. Begleitet von Musik und bei strahlendem Wetter säumten viele Anwohner die Straßen, winkten den Teilnehmenden zu und genossen den farbenfrohen Umzug. Im Festzelt selbst feierten Jung und Alt in ausgelassener Stimmung, viele in traditionellen Bauernkostümen.

Einer der Glanzpunkte: Ein NSU Prinz beim Oldtimertreffen am Samstag im Singener Stadtteil Bohlingen.
Einer der Glanzpunkte: Ein NSU Prinz beim Oldtimertreffen am Samstag im Singener Stadtteil Bohlingen. | Bild: Istvan Hosszu

Der Samstag stand ganz im Zeichen der Oldtimer. Zahlreiche historische Autos und Motorräder rollten durch die Straßen und zogen bewundernde Blicke auf sich. „Es ist unglaublich, welch‘ Resonanz das Oldtimertreffen hat, 162 historische Motorräder und Fahrzeuge aus allen Zeitepochen sind bislang ein einzigartiger Rekord“, zeigte sich Organisator Siegmar Peter aus Bohlingen überwältigt.

Mit diesem wunderschönen alten Citroen aus dem Jahre 1927 fuhr Florian Hangarter aus Bankholzen zum Bohlinger Oldtimertreffen.
Mit diesem wunderschönen alten Citroen aus dem Jahre 1927 fuhr Florian Hangarter aus Bankholzen zum Bohlinger Oldtimertreffen. | Bild: Istvan Hosszu

Zu den Hinguckern gehörten ein wunderschön geschmücktes Citroen-Cabriolet aus dem Jahre 1927 und ein Motorrad „Indian“ aus dem Jahre 1918, mit der Andreas Wangler aus Lenzkirch-Saig nach Bohlingen angefahren kam. Eine Rundfahrt der Oldtimer durch den Hegau sorgte unterwegs für viele Besucher. Die zeigten sich begeistert, Fahrzeuge aus alten Zeiten in einem Zustand zu sehen, als wären sie fast neu.

Das Aufziehen der Erntekrone und das Mitsingen beim Badnerlied ist einer der besonderen Höhepunkte an der Bohlinger Sichelhenke.
Das Aufziehen der Erntekrone und das Mitsingen beim Badnerlied ist einer der besonderen Höhepunkte an der Bohlinger Sichelhenke. | Bild: Istvan Hosszu

Auch im Festzelt herrschte Hochbetrieb – und gute Laune nicht nur bei den Gästen, sondern auch beim Helferteam. „Wir arbeiten hier jedes Jahr mit und es macht einfach Spaß wegen der tollen Atmosphäre und den vielen freundlichen Menschen“, erzählten die Mitarbeiterinnen Julia und Angelina. Zum beliebten Treff der jüngeren Partygäste wurde der Partyabend mit dem „Hofbräu-Regiment“, geschätzte 2000 Besucher feierten friedlich auf dem großen Festgelände am Festzelt.

Partystimmung im Aachtal: Viele Besucher brachten gute Laune zur Sichelhenke in Bohlingen mit.
Partystimmung im Aachtal: Viele Besucher brachten gute Laune zur Sichelhenke in Bohlingen mit. | Bild: Istvan Hosszu

Der Sonntag begann traditionell mit einem großen Festgottesdienst im Festzelt, den der Kirchenchor Bohlingen musikalisch mitgestaltete. Als verständnisvoller Menschenfreund zeigte sich Pfarrer Blaise Emebo aus Nigeria in der Predigt des Festgottesdienstes, er versteht es eindrücklich die Besucher mit demütigen Begriffen des Glaubens zu fesseln.

Festprediger Pfarrer Blaise Emebo versteht es den Besuchen den Glauben nahe zu bringen.
Festprediger Pfarrer Blaise Emebo versteht es den Besuchen den Glauben nahe zu bringen. | Bild: Rolf Hirt

„Warum immer klagen und jammern, nehmen lieber wir Gottes Botschaft als ein Geschenk an und sagen täglich Danke für unsere Freiheit, Lebenskraft und den Zauber der Musik hier an der Sichelhenke,“, sagte Blaise Emebo und sang dazu ein afrikanisches Lied. Diese Darbietung berührte die vielen Gottesdienstbesucher zu spontanem Beifall, auch der Kirchenchor mit zahlreichen Gastsängern verlieh der Messe eine feierliche Note.

Tradition, Handwerk und Musik

Ab 11 Uhr öffnete die historische Marktgasse ihre Tore. Entlang der Stände konnten die Gäste in die Atmosphäre längst vergangener Zeiten eintauchen. Historische Handwerksvorführungen, regionale Produkte und kleine kulinarische Köstlichkeiten sorgten für ein lebendiges Treiben. Den musikalischen Rahmen übernahmen weitere Musikvereine aus der Umgebung, die den Nachmittag über für abwechslungsreiche Unterhaltung sorgten.

Die Mischung aus Tradition, Handwerk und Musik verlieh dem Sonntag ein ganz besonderes Flair. Schon vormittags schlängelten tausende Gäste entlang der Handwerker und probierten die köstlichen Spezialitäten der Vereine. „‘Schmecken, sehen und hören‘, das ist auf der Marktgasse in Bohlingen immer so schön,“ so ein Besucher.

Ein Gatter mit Ziegen war der Anziehungspunkt für Kinder. Das ist das besondere an der Bohlinger Sichelhenke, die Besucher dürfen die ...
Ein Gatter mit Ziegen war der Anziehungspunkt für Kinder. Das ist das besondere an der Bohlinger Sichelhenke, die Besucher dürfen die alten Maschinen und Geräte selbst ausprobieren. | Bild: Rolf Hirt

An der Ausstellung des Museumsvereins zeigte Werner Müller die Kunst des Dengeln, dazu konnten die Besucher selbst den Dreschflegel schwingen, Kinder erfreuten sich an Holzpferden und den Ställen mit lebenden Ziegen und Hühnern.

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Weiter geht es am Montag, dem letzten Tag der Sichelhenke. An diesem Tag stehen vor allem die jüngsten und die ältesten Gäste im Mittelpunkt. Beim Kindernachmittag dürfen die Kleinen nach Herzenslust spielen, basteln und sich in verschiedenen Mitmachaktionen austoben. Parallel dazu lädt das traditionelle Rentnertreffen zu einem gemütlichen Nachmittag bei Kaffee, Kuchen und musikalischer Unterhaltung ein. Hier bietet sich Gelegenheit für viele Begegnungen, Gespräche und das gemeinsame Erinnern an frühere Zeiten der Sichelhenke.