Ein neues Wohn- und Geschäftsquartier für 40 Millionen Euro soll an der Friedenslinde-Kreuzung entstehen. Doch stattdessen gedeihen bisher nur Sommerflieder und Goldrute prächtig hinterm Bauzaun auf dem brach liegenden Gelände an der Kreuzung zur Schaffhauser Straße in Singen. Im Sommer 2023 waren die Abbrucharbeiten der Wohnhäuser, die dem neuen Schlossquartier weichen musste, abgeschlossen. Zwei Jahre später ist auf dem Gelände noch nichts passiert. Wird das Projekt überhaupt noch realisiert? Der Projektentwickler Prisma sagt ja, die Planungen seien jetzt abgeschlossen. Doch gestiegene Kosten machen es schwerer.

Die Planungen um die Entwicklung des Areals an der Friedenslinde-Kreuzung laufen schon seit 2017. Gemeinsam mit der Eigentümerfamilie Vetter von der Lilie will die Projektentwicklungsgesellschaft Prisma ein Quartier entstehen lassen, das sowohl Wohnungen als auch Büroflächen bietet und dabei das Schloss sowie den bisher nicht öffentlich zugänglichen Schlosspark einbezieht.
Komplexes Baurecht und Bautechnik
Stefan Nachbaur ist als Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft Prisma, Zentrum für Standort- und Regionalentwicklung, für das Großprojekt verantwortlich und schildert auf Nachfrage eine aufwändige Planungsphase. Nach Abschluss der Abbrucharbeiten 2023 sei diese vertieft worden, dabei müssten viele baurechtliche, planungs- und bautechnische Anforderungen berücksichtigt werden.
Dazu zählten laut Nachbaur unter anderem die verkehrstechnische Erschließung, die statischen Herausforderungen im Hinblick auf die Baugrund- und Grundwasserverhältnisse, die technische Infrastruktur und weitere.

Die Planung sei inzwischen weitestgehend abgeschlossen. Begleitend dazu sei ein umfangreiches Parkpflegewerk für den Schlosspark in Abstimmung mit Fachgutachtern, der Stadt Singen und der Denkmalbehörde erstellt worden. Dazu werden Regeln und Vorgaben zur Pflege und zum Erhalt eines denkmalgeschützten Parks aufgestellt.
Sämtliche Planungsergebnisse und Gutachten würden jetzt die Grundlage für die wirtschaftliche Gesamtbetrachtung des Projektes bilden. Das Projekt war bisher mit rund 40 Millionen Euro veranschlagt – ob es dabei bleibt, ist offen.
Bauen wird immer teurer
Das Ergebnis liege noch nicht vor, da der Projektentwickler noch auf die Rückläufe der Ausschreibungen warte und bisher keine Bauleistungen vergeben seien. „Grundsätzlich ist es schon so, dass Projekte im Spannungsfeld der aktuellen Herausforderungen wie hohe Baukosten und gestiegene Finanzierungskosten stehen“, erklärt Stefan Nachbaur.

Eine Vergabe der Bauleistungen könne erst dann erfolgen, wenn das Gesamtprojekt auf einem gesicherten, wirtschaftlichen Fundament steht. Einen konkreten Termin zur Projektrealisierung und Fertigstellung könne der Projektentwickler vor Abschluss der wirtschaftlichen Gesamtbetrachtung nicht nennen. Im März 2024 nannte der Geschäftsführer noch das Frühjahr 2026 als angestrebten Fertigstellungstermin.

Bauprojekte schwierig zu finanzieren
Die Stadt Singen bedauert, dass sich das Projekt verzögert, sieht aber die derzeitigen Herausforderungen: „Die schwierige Finanzierung von Neubauprojekten lässt deutschlandweit Bauvorhaben ins Stocken geraten“, erklärt der städtische Pressesprecher Stefan Mohr auf Nachfrage.
Die nach wie vor hohen Preise für Bauleistungen würden ebenfalls dazu beitragen, dass bei größeren Projekten aktuell bundesweit häufig nicht mit dem Bau begonnen werde. In der Zwischenzeit habe es verschiedene Umplanungen des Schlossquartiers gegeben, etwa bei der Tiefgarage, um Kosten einzusparen.
Die Einflussnahme der Stadt, ein Projekt voranzubringen, sei begrenzt, da es sich bei den Flächen, welche am Schlossquartier neu bebaut werden sollten, nicht um kommunale Liegenschaften handle. „Die Stadt kann lediglich unterstützen, dass das Projekt wirtschaftlicher baulich umsetzbar wird“, sagt Mohr.
Dies habe die Stadt beim Thema Tiefgarage getan, sodass diese unter Anrechnung von geplanten Carsharing-Plätzen auf eine eingeschossige Planung optimiert werden konnte. Geholfen habe hierbei das Mobilitätskonzept, das für die Stadt Singen einen Verkehrswandel zum Ziel hat.
Eine Fertigstellung im Frühjahr 2026, wie im März 2024 angestrebt, sei auch aus Sicht der Stadt nicht mehr realistisch. Die Eigentümerin werde nach eigener Aussage das Projekt aber realisieren. „Einen Zeitpunkt zu nennen, wäre spekulativ“, erklärt Mohr.