Das Museumsfest auf der Insel Reichenau war viele Jahre eine schöne und beliebte Veranstaltung. Wenn der Museumsverein am 3. Oktober, am Tag der Deutschen Einheit, das historische Backhaus anfeuerte und zum Museum in Mittelzell einlud, kamen stets viele Besucher und saßen gemütlich beisammen. Doch 2014 machte der Verein das traditionelle Fest zum letzten Mal. „Der Museumsverein hat das einfach personell und vom Alter her nicht mehr geschafft“, erklärt der Vorsitzende Karl Wehrle.
Doch nun lebt das Museumsfest wieder auf und findet am Sonntag, 14. September, von 11 bis 17 Uhr auf dem Museumsplatz statt – dank der Initiative der neuen Kulturreferentin Stefanie Schreiber, wie Wehrle betont. Somit sei nun der Eigenbetrieb Kultur, Marketing, Tourismus, zu dem das Museum gehört, der Veranstalter. Der Museumsverein sei dabei nur Partner. Allerdings trägt er Wesentliches bei.
Mit im Boot ist zudem die Psychoband, die den Getränkeverkauf macht, so Dirigent Florian Link. Unter anderem gebe es Suser, nach Möglichkeit aus der Bodenseeregion. Das hänge davon ab, wann die Trauben reif seien. Und die Reichenauer Kultband Band Pace – oder deren verkleinerte Version Pieces of Pace – sorge wie früher für den musikalischen Rahmen, kündigt Schreiber an.

„Der Museumsverein betreibt wieder das historische Backhaus und macht Dünnele“, so Schreiber. Wehrle merkt an, wie früher verschiedene Sorten, süß und sauer, vermutlich mit Zwiebeln, Äpfeln oder Rahm. Der Teig werde selbst gemacht und die Zutaten von Hand geschnippelt von Vorstand und Beirat.
Möglich sei das vor allem dank Ingrid Günther, das sei die Backhauschefin. Sie wisse auch, wie man dort den Holzofen richtig anfeuere. „Es ist etwas Herzblut dabei“, erklärt Wehrle die Teilnahme des Vereins. Denn dieser hatte dafür gesorgt, dass das historische Backhaus in den Jahren 1985 bis 1987 in Oberzell abgebaut und beim Museum wieder aufgebaut wurde. Es sei seither Teil des Museumsensembles.
Termin ist 2025 nicht am Tag der Deutschen Einheit
Den 14. September statt wie früher 3. Oktober habe man als Termin gewählt, weil dann der landesweite Tag des offenen Denkmals ist, erklärt Schreiber. Und der Anlass dafür, das Fest wieder zu aktivieren, sei das Jubiläum 25 Jahre Welterbe. Denn das Museum sei das Kernstück, was die Vermittlung des Welterbes betrifft, erst recht nach der Neugestaltung der Darstellung der Klostergeschichte Anfang 2024, so die Kulturreferentin. Und deshalb gebe es einige kulturelle Programmpunkte. „Es ist nicht nur für das leibliche Wohl gesorgt, sondern auch für das geistliche.“ Zum einen könne man das Museum den ganzen Tag ohne Eintritt besuchen, wie überhaupt alle kulturellen Angebote an diesem Tag kostenlos seien.
Gert Zang, der Geschäftsführer des Museumsvereins, biete Führungen an in der Sonderausstellung zum Reichenau-Maler Bernhard Schneider-Blumberg an von 11.30 bis 12 Uhr und 14.30 bis 15 Uhr. Zang hat mit Wehrle die Ausstellung aus den Beständen des Vereins konzipiert und ist Schneider-Blumberg-Kenner. Zang wird ansonsten auf dem Platz an einem Tisch sein Buch „Leben auf der Reichenau“ über die bürgerliche Geschichte nach dem Ende der Klosterzeit Ende des 18. Jahrhunderts anbieten und auf Wunsch signieren.
Auch eine Lesung aus historischem Roman ist geplant
Ferner wird die auf der Reichenau lebende Autorin Monika Küble, die seit diesem Jahr zweite Vorsitzende des Museumsvereins ist, um 15.15 Uhr eine Lesung aus ihrem historischen Roman „Das Geheimnis des Klosterplans“ machen, so Schreiber. Diese findet im Obergeschoss des Neubaus im Abt-Waldo-Saal statt, in dem seit der Neugestaltung das mittelalterliche Skriptorium dargestellt wird – also die Schreib- und Malstube des Klosters.
Sie selbst biete ein Museumsquiz für Kinder an um 13 und 14 Uhr, so Schreiber. Sie gehe dann mit den jungen Teilnehmern durch beide Museumsgebäude, wo die Antworten auf die Quizfragen zu finden seien. Als weiteren Programmpunkt mache Karl Wehrle auf dem Platz ab 16 Uhr eine Versteigerung von Bildern aus den Beständen des Vereins. Das könnten Ölbilder, Stiche oder Drucke sein.
Und dann gebe es auch noch zwei Angebote außerhalb des Festes, so Schreiber. Zum einen biete Ulrike Laible, die beim Landesamt für Denkmalpflege fürs Thema Welterbe zuständig ist, ab 10.30 Uhr eine circa zweistündige Radtour an. Start und Ziel ist beim Museum. Laible kündigt an, dabei gehe es um die charakteristische Kulturlandschaft der Reichenau, die durch das Kloster geprägt wurde, weshalb die ganze Insel den Welterbe-Status hat.
„Die Tour führt zu den weniger bekannten und teils verborgenen Orten auf der Insel“, so Laible. Eine vorherige Anmeldung ist bis 12. September erwünscht per E-Mail unter ulrike.laible@rps.bwl.de. Maximal 20 Teilnehmer können mitradeln. Und dann mache noch Alexander Bürkle in der St. Peter-und-Paul-Kirche in Niederzell um 14 und 15 Uhr eine 15-minütige Orgelführung mit anschließendem Vorspiel.
Hoffnung, dass das Fest wieder jährlich stattfindet
Bei ganz schlechtem Wetter falle das Fest zwar aus, so Schreiber. Aber die kulturellen Angebote würden trotzdem stattfinden. Die Kulturreferentin fände es auch gut und wünschenswert, wenn es nicht bei dieser einmaligen Neuauflage des Museumfests bleiben würde, sondern dieses auch in den kommenden Jahren stattfinden würde.
Denn: „Es ist ein tolles Museum. So wird es in den Mittelpunkt gerückt.“ Karl Wehrle äußert sich dazu noch verhalten, meint aber, der Museumsverein würde sich dann wohl schon „im Rahmen seiner Möglichkeiten einbringen“, aber sicher nicht mehr allein das Fest veranstalten.