Singen – Stephan Glunk spannte den Bogen von seinem ersten Auftritt im Jahr 1977 in der altehrwürdigen Scheffelhalle, auf deren Wiedererstehung im kommenden Jahr viele Singener schon jetzt hinfiebern, bis zu seiner jüngsten Darbietung anlässlich des Festakts zur 125-jährigen Stadterhebung. Der ehemalige Schulleiter der Hohentwiel-Gewerbeschule erläuterte dabei meist kurz die Ereignisse oder handelnden Personen, die in dem folgenden Lied eine Rolle spielten. Dabei wurden neben Erinnerungen an die kommunalpolitischen Entscheidungsträger auch solche an Menschen geweckt, die das Stadtgeschehen in Singen darüber hinaus geprägt haben, wie der Galerist Günter Heiß, der im Jahr 1980 ein erfolgreiches Volksbegehren initiierte gegen die damals überdimensionierte Planung einer neuen Stadthalle. Oder auch an den Stadtbaudirektor Hannes Ott, der die bauliche Entwicklung der Stadt von Mitte der fünfziger bis Ende der siebziger Jahre ganz wesentlich gestaltete.

Die Lieder von Glunk beeindrucken durch ihren Wortwitz und den Ideenreichtum, den das Publikum mit kräftigem Applaus honorierte. Dabei schreibt er sowohl bekannte Schlagertexte um, komponiert aber auch vollständig neue Lieder, bei denen Text und Melodie eine in sich schlüssige Einheit bilden, wie über die traditionelle Wallfahrt von Bohlingen nach Schienen 2004, als eine Rotte Wildsauen die Route der Pilger kreuzte. Die Narrenspiegeldarbietungen des Erznarren sind Kleinkunst auf ganz hohem Niveau.

In der Pause diskutierten die Zuhörer lebhaft über die geweckten Erinnerungen. Dabei schilderte Oberbürgermeister Bernd Häusler, wie er damals im Jahr 1981 als Schüler des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums im Protestzug vor das Singener Rathaus zog, um einen geplanten Festplatz direkt angrenzend an das Gymnasium zu verhindern. Lustig wurde es insbesondere dann, wenn einer der betroffenen Protagonisten auch noch unter den Zuhörern weilte. Diese nahmen es aber alle mit der notwendigen Selbstironie hin und konnten schließlich darauf verweisen, dass ihnen dabei wohl der Schalk des Burgvogts Poppele einen Streich gespielt hätte.

Mit dem Lied „Unser Städtle Singe liegt am Hohentwiel und ist ein schöner Fleck“ endete ein humorvoller und unterhaltsamer Abend, der, obwohl kein offizieller Programmteil, dennoch sehr gut in den Veranstaltungsreigen anlässlich der 125-jährigen Stadterhebung gepasst hat. Auch Alexander Harder, gleicher Jahrgang wie Glunk, fühlte sich bestens in die Singener Stadt- und damit auch in einen Teil seiner Lebensgeschichte mitgenommen. Profitiert haben neben den Zuhörern auch die Kinder des Kinderheims St. Peter und Paul, denn Stephan Glunk bat anstelle eines Eintrittsgelds um Spenden für diese Einrichtung.