Jeder Euro sei gut investiert, betont Lars Kiefer als Leiter der Fachstelle Sucht in Singen. Schließlich verbessere der Einsatz seines Teams die Lebensqualität und die Teilhabechancen suchtkranker Menschen. Die Folgen seien weniger Kriminalität, weniger Krankmeldungen, weniger Wohnungsgeldbezieher und weniger Empfänger von Jugendhilfe.

Aktuell trage der Kreis die Hauptlast der Kosten, aber auch vom Land erhielt die Fachstelle pro Fachkraft einen jährlichen Zuschuss in Höhe von knapp 18.000 Euro. Ein Drittel der Kosten erwirtschaftete sie aus eigner Kraft. Trotzdem sei die Kostensituation angespannt und deshalb wünscht sich der Fachstellenleiter eine Aufstockung der Zuschüsse vom Land auf 25.000 Euro.

Besonderes Angebot für Kinder

Auch gelte es, das vielfältige Angebot aufrechtzuerhalten, wozu zum Beispiel die Aufwind-Gruppe gehöre: „Einmal pro Woche treffen sich bei uns Kinder aus suchtbelasteten Familien, um gemeinsam über das Thema Sucht zu sprechen, zusammen zu spielen und gemeinsame Abenteuer zu erleben“, so Kiefer.

Die Fachstelle Sucht in Singen, der auch die Außenstelle in Radolfzell angeschlossen ist, steht für ein breit gefächertes Angebot in Bezug auf Beratung, Information und Behandlung von Menschen, die Probleme mit Alkohol, Nikotin, Glücksspiel und kritischem Medienkonsum haben. Nun haben Kiefer und sein Team den Jahresbericht vorgelegt. Der Sozialpädagoge leitet das fünfköpfige Team von Fachleuten, das für ambulante Therapie, Suchtberatung und Suchtbehandlung zur Verfügung steht, wobei auch die Suchtprävention zu ihren Aufgaben gehört.

Das große Thema heißt Alkoholmissbrauch

Wie Lars Kiefer berichtet, kommen neun von zehn Hilfesuchenden mit Alkoholproblemen zur Fachstelle. Doch auch Menschen mit problematischem Medienkonsum und krankhafter Spielsucht fänden den Weg zu ihnen. Wie die Sozialarbeiterin Sandra Hartmann erläutert, suchten die Betroffenen die Suchtstelle zum Beispiel aufgrund von Druck aus ihrem sozialen Umfeld oder auch des Arbeitgebers auf. Einen Termin erhielten die Hilfesuchenden innerhalb einer Woche.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Beratungsprozess, der in den Räumen der Fachstelle Sucht in der Julius-Bührer-Straße 4 in Singen stattfindet, beginnt mit der Diagnose und der Planung der Behandlungsschritte. Dem folgt die qualifizierte Entzugsbehandlung, wobei auch die Entgiftung in stationärer Therapie notwendig sein kann. Bei der Durchführung einer ambulanten Rehabilitation in einer Tagesklinik sei es von Bedeutung, dass der Suchtkranke Unterstützung aus dem eigenen Umfeld erfahre. Während dieser Therapiephase werde der Alkoholgehalt im Urin des Betroffenen täglich überprüft. Die ambulante Entwöhnungsbehandlung geht einher mit einer Reihe von angemessenen Gruppenangeboten, wie Stressbewältigung, Yoga und kreative Selbsterfahrung, um die eigenen Stärken, Licht- und Schattenseiten, Ziele, Wünsche und Talente auszuloten.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Fachstelle Sucht kümmert sich auch um die Nachsorgebehandlung, die noch sehr viel Zeit danach in Anspruch nehmen kann. Auch der Rückfall gehöre zur Therapie, wie Sandra Hartmann anmerkt. Ausrutscher könne es geben, doch wichtig sei, dann sofort gegenzusteuern. Dazu gehöre auch, dass die Betroffenen ein gesundes Misstrauen gegen sich selbst bewahrten.

Das Ziel ist Hilfe zur Selbsthilfe

Für die Entwöhnungsbehandlung und genauso für die Nachsorgebehandlung sei der persönlichen Kontakt mit qualifiziertem Fachpersonal immens wichtig. Ein direkter Kontakt sei unerlässlich, um angemessen agieren zu können. Die Betroffenen würden darin unterstützt, ein suchtmittelfreies Leben zu führen und das Erlernte im Alltag umzusetzen. Damit böte die Fachstelle Sucht nicht zuletzt auch Hilfe zur Selbsthilfe, wie Sandra Hartmann ergänzt.