Endlich dürfen sie wieder loslegen. Erstmals seit zwei Jahren wollen die zahlreichen Zünfte und Gruppen der Städte und Gemeinden des Hegaus wieder eine vollumfängliche Fasnacht bieten, wie sie damit vor der Corona-Pause die Menschen erfreuten. Besonders kreativ zeigen sich Akteure, Regisseure und Helfer bei den Narrenspiegeln, die Vereine auch Bunte Abende nennen.
Lampenfieber und Fingerspitzengefühl
Wer selbst schon auf der Bühne stand, wird nicht verhehlen können, Lampenfieber verspürt zu haben. Geht auch manchen alten Hasen heute noch so. Wenn die ersten Lacher ertönen oder Beifall aufbraust, legt sich in aller Regel die Nervosität. Bei allen närrischen Spitzen bedarf es aber auch viel Fingerspitzengefühls, um Grenzen nicht zu überschreiten. Schon in der Vergangenheit gab es gerade in Dörfern Auftritte einzelner selbst ernannten Narren, die derb und dazu noch weit an der Wahrheit vorbei zuvor gut gelaunte Gäste aufs Korn nahmen und sie in Rage versetzten. Beim Dorfgeschehen-Tratsch hat schon so mancher Besucher den Saal oder die Halle vorzeitig verlassen. Diese Art der Narrenfreiheit hat sie bös vergällt.
Rielasinger Rattlinger machen es im Viererpack
Überwiegend hält heute wie auch früher die Fröhlichkeit Einzug. Die Programme haben meist viele bunte Facetten zu bieten. Dafür nehmen die Akteure teils wochenlange Proben in Kauf. Als ein Glanzlicht gilt der Narrenspiegel der Rielasinger Rattlinger. Aufgrund des großen Besucherinteresses gibt es gleich vier Vorstellungen in den Talwiesenhallen. Auch andere Zünfte stehen schon in den Startlöchern, um in die Vollen zu gehen. Viel kleiner als die Rattlinger ist die Narrenzunft Rote Füchse aus Uttenhofen. Auch sie bietet aber einen Bunten Abend. Dabei könnte es zur Verabschiedung eines prominenten Mitglieds kommen.
Wie eine SÜDKURIER-Glosse Schreier in Zugzwang brachte
Bürgermeister Marian Schreier hatte nach einer SÜDKURIER-Glosse „Roter Jungfuchs trifft schwarzen Wolf“ den Uttenhofenern vor 2000 Besuchern im vollen Schätzelemarkt-Festzelt versprochen, in die Zunft Rote Füchse einzutreten, nachdem ihn die Vereinsführung dazu aufgefordert hatte. Der verbale Schlagabtausch mit höchstem Unterhaltungswert zwischen SPDler Marian Schreier und CDU-Politiker Guido Wolf hatte das Publikum in Hochstimmung versetzt. Das war ein halbes Jahr nach Schreiers Wahlerfolg in Tengen mit gerade mal 25 Lenzen.
Nun da er Tengen als Bürgermeister verlässt, droht auch sein Abschied bei den Roten Füchsen. Dabei hatten ihm Zunftobere anlässlich eines Jubiläums 2020 geraten, er solle lieber hier bleiben, statt wie damals in Stuttgart als Oberbürgermeister zu kandieren. „Dort isch‘es it schö“, war eine trockene Kernaussage. Schreier könnte mit gutem Gewissen den Narren den Rücken kehren. Seinen Status als Jungfuchs hat er schließlich längstens abgelegt.