Viele Gemeinden haben es in den vergangenen Jahren schon getan, jetzt zieht Singen nach: Die Stadtverwaltung hat höhere Fahrpreise im Stadtbus-Verkehr angekündigt. Sie gibt damit unter anderem die gestiegenen Energiekosten an die Fahrgäste weiter.
Auch das Anruf-Sammel-Taxi ist von den Preiserhöhungen betroffen, wie im Betriebsausschuss der Stadtwerke erläutert wurde. Was ändert sich konkret? Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu in der Übersicht:
Wo wird es wie teuer?
Laut Axel Blüthgen, Geschäftsführer der Stadtwerke Singen, werden die Einzelfahrscheine von 2,20 auf 2,80 Euro (Erwachsene) und 1,20 auf 1,60 Euro (ermäßigt) angehoben. Die Tarife bei den Mehrfahrtenkarten steigen von 10 auf 15 Euro (Erwachsene) und von 5,50 auf 10 Euro (ermäßigt). Die Tarife bei den Monatsfahrkarten werden von 28 auf 30 Euro (ermäßigt) und von 38 auf 41 Euro (Erwachsene) erhöht. Keine Änderungen gibt es bei den Jahreskarten und bei den Monatsfahrkarten für Schüler.
Laut Oberbürgermeister Bernd Häusler befinde sich der Stadtbus auch mit den neuen Tarifen im Vergleich mit anderen Städten im Landkreis auf einem günstigen Niveau. „Die Stadtwerke haben trotz jährlicher Steigerung der Kosten für die Durchführung des Stadtbus-Verkehrs ihre im landkreisweiten Vergleich günstigen Preise seit Jahren gehalten“, so Häusler im jüngsten Betriebsausschuss der Stadtwerke. 2021 und 2022 hätte Corona eine Erhöhung der Tarife nicht zugelassen. Mittlerweile sei man laut OB Häusler wieder im Normalbetrieb. „Eine maßvolle Erhöhung ist daher jetzt vertretbar.“
Ab wann wird es teurer?
Laut OB sollen die neuen Tarife zum 1. Januar 2025 in Kraft treten. Durch die Anpassung der Stadtbus-Tarife versprechen sich die Stadtwerke einen Einnahmenzuwachs von rund 173.000 Euro pro Jahr. Die Erhöhung sei aus Sicht der Verwaltung dringend notwendig, um die Einnahmensituation der Stadtwerke für die Zukunft zu verbessern und notwendige Zuschüsse der Stadt möglichst gering zu halten. Die Tariferhöhung sei auch ein Beitrag zur längerfristigen Konsolidierung der Stadt Singen. Und: Weitere Tarifanpassungen in den kommenden Jahren sollen dadurch vermieden werden.
So dicht ist das Stadtbus-Netz in Singen
Warum erhöhen die Verbünde die Preise?
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) spricht mit Blick auf den öffentlichen Nahverkehr von einer großen Krise. „Die finanzielle Situation im deutschen Nahverkehr ist dramatisch und spitzt sich weiter zu“, heißt es in einer Mitteilung im Frühjahr. Steigende Kosten bei Personal und Material, gekürzte Förderprogramme – wie etwa bei der E-Bus-Förderung – und angekündigte weitere finanzielle Einschnitte würden zusätzlich auch die Kommunen und Bundesländer als Aufgabenträger des ÖPNV vor große Probleme stellen.

Stadtwerke-Chef Axel Blüthgen sieht dies ähnlich: „Der Spagat, die Menschen auf den Bus zu bekommen ist das eine, aber wir müssen ihn auch finanzieren.“ Und die Zahlen beim Stadtbus sehen nicht gerade rosig aus. Laut Blüthgen habe der Stadtbus im Jahr 2024 ein Minus von 1,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Jahr 2024 rechnen die Stadtwerke aktuell mit einem Minus von knapp zwei Millionen Euro. „Wir müssen hier reagieren“, so Blüthgen. Die Tariferhöhung sei auch ein Beitrag zur längerfristigen Konsolidierung der Stadt Singen.
Was ändert sich beim Anruf-Sammel-Taxi?
Nicht nur beim Stadtbus steht in Singen eine Erhöhung der Preise an, auch das Anruf-Sammel-Taxi (AST) bekommt ab dem 1. Januar 2025 neue Tarife. Ermäßigte zahlen dann nicht mehr 1,20 Euro, sondern 1,60 Euro und Erwachsene 2,80 Euro anstatt 2,20 Euro. Für eine Fahrt als Erwachsener mit dem Nacht-Taxi werden ab 2025 7 Euro fällig (bisher 5 Euro), Ermäßigte zahlen dann 6 Euro (bisher 4 Euro).
Auch hier seien die Preise laut Stadtverwaltung seit 2016 nicht mehr erhöht worden. Ohnehin sei der Deckungsbeitrag laut Sitzungsunterlagen zwischenzeitlich nur noch bei 6,4 Prozent. Oder anders formuliert: Die Kosten des AST belaufen sich auf rund 192.000 Euro, die Einnahmen liegen indes nur bei rund 12.200 Euro. Aber dies habe laut Stadtverwaltung auch einen Grund: „Da das AST und Nacht-Taxi insbesondere verstärkt von Fahrgästen mit Zeitkarten in Anspruch genommen wird, während der Anteil der Kinder und Jugendlichen kaum ins Gewicht fällt, können somit nur geringe Einnahmen generiert werden.“
Das sagen die Stadträte
Eberhard Röhm (Grüne) sah vor allem den Preisanstieg bei den Mehrfahrtenkarten als kritisch an. „Eine Erhöhung um 81 Prozent ist nicht ganz gerecht“, sagte er. Röhm hätte sich lieber eine Umlegung auf alle Fahrten gewünscht. Walafried Schrott (SPD) sah dies anders: „Diejenigen, die den Stadtbus häufig nutzen, sollten geringe Erhöhungen haben. Sonst bekommen wir die Leute ja nie auf den Bus.“ Deshalb sei es positiv, dass die Jahreskarten nicht erhöht werden.

Für Christa Bartuschek (SPD) sei die Tariferhöhung gerechtfertigt. Die Stadt Singen könne nicht alle Mehrkosten, die durch Tariferhöhungen oder durch steigende Betriebskosten entstehen würden, alleine tragen. „Wir haben jetzt mehrere Jahre Rücksicht auf die Nutzer genommen, aber wir müssen reagieren“, sagte sie.
Für Markus Weber (Neue Linie) seien Erhöhungen nie schön. Aber man müsse etwas tun, damit das Defizit beim Stadtbus nicht noch weiter wachsen würde. Sorgen bereite ihm aber besonders eine Zahl: Nur knapp 160 erwachsene Nutzer bei den Jahreskarten sei nicht viel. Am Ende stimmte der Ausschuss den Tariferhöhungen mit einer Enthaltung zu.