Auch wenn sie gerne unvorteilhafte Bilder ausspucken, sind Passbildautomaten eine gängige Methode, um Fotos für den Personalausweis oder den Reisepass zu erstellen. Und sie werden künftig wichtiger, denn Papier-Passbilder sind künftig nicht mehr erlaubt: Seit dem 1. Mai sind nur noch digitale Passfotos gültig. Dafür stehen dann eigene Fotoautomaten im Bürgerbüro. Das ist nicht nur eine von vielen Veränderungen für Bürger, sondern auch ein Einschnitt für Fotostudios. Die dürfen zwar weiterhin Passbilder für den Ausweis machen, müssen sie aber digital hochladen.

Das betrifft auch Foto Wöhrstein im Einkaufszentrum Cano in Singen. Passfotos sind Geschäftsführer Reiner Wöhrstein zufolge die eigentliche und existenzielle Einnahmequelle des Fotostudios. „Betriebswirtschaftlich ist sie der wichtigste Posten. Die Veränderung wird definitiv Arbeitsplätze kosten“, befürchtet er. Das digitale Passbild kostet bei ihm in der Einführungsphase 7,95 Euro. Für ein Vierer-Set in Papierform verlangt Foto Wöhrstein hingegen 19,95 Euro.

Fotostudios wie Foto Wöhrle in Singen sind von der neuen Vorschrift betroffen und fürchten sogar um Arbeitsplätze.
Fotostudios wie Foto Wöhrle in Singen sind von der neuen Vorschrift betroffen und fürchten sogar um Arbeitsplätze. | Bild: Lara Reinelt

Das ändert sich für Bürger

Im Bürgerzentrum sollen Passbilder aus dem Automaten künftig 6 Euro kosten, wie Leiterin Katrin Loß Freire mitteilt. Allerdings müssen fortan für jedes neue Dokument auch neue Bilder erstellt werden, weil eine Mehrfachnutzung nicht mehr erlaubt ist, kündigt die Leiterin des Bürgerzentrums an.

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Das ist bei Foto Wöhrstein anders: Das digitale Passfoto kann für verschiedene Anträge verwendet werden und bleibt sechs Monate gespeichert, so der Geschäftsführer. „Wichtig ist wohl auch, dass der Kunde bei uns im Gegensatz zum Amt keinen Termin benötigt“, ergänzt er.

Für die Studios gibt es Richtlinien

Um weiterhin Passbilder für Ausweisdokumente erstellen zu können, müssen Fotostudios in Vorleistung gehen, wie Geschäftsführer Reiner Wöhrstein erklärt: „Wir mussten uns praktisch akkreditieren, damit wir als zertifiziertes Studio zugelassen sind.“ Dafür musste Foto Wöhrstein eine entsprechende Software anschaffen, um die Richtlinien der Bundesdruckerei und des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu erfüllen. Diese Software läuft Wöhrstein zufolge seit Ende April ohne Probleme.

„Die Veränderung wird definitiv Arbeitsplätze kosten.“ Reiner Wöhrstein, Geschäftsführer Foto Wöhrstein
„Die Veränderung wird definitiv Arbeitsplätze kosten.“ Reiner Wöhrstein, Geschäftsführer Foto Wöhrstein | Bild: Trautmann, Gudrun

Sobald der Fotograf die Passbilder gemacht hat, werden diese digital freigeschaltet, erklärt Wöhrstein. Danach werden sie in eine sichere und geprüfte Cloud hochgeladen und übertragen. Der Kunde erhält einen ausgedruckten Code, mit dem das Bürgerbüro das Bild dann in der Cloud abrufen kann. Für den Kunden sei diese Situation stressfrei, so der Geschäftsführer von Foto Wöhrstein.

Im Bürgerzentrum muss das Foto allein gelingen

Im Bürgerzentrum könnte das anders sei. Denn dort erfolgt die Fotoaufnahme ohne Mitarbeiter-Betreuung, so Loß Freire. Davon macht sie auch abhängig, wie sich die neue Vorschrift auf die Behörde auswirkt: „Welche Veränderung sich für uns ergeben, ist aktuell noch nicht absehbar. Hierbei ist auch ein großer Faktor, ob die eigenständige Fotoaufnahme funktioniert.“

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Die neuen Vorschriften sollen die Ausweisdokumente sicherer machen, erklärt die Leiterin des Bürgerzentrums. „Mit den digitalen Passfotos soll keine Manipulation von Bildern mehr möglich sein.“ Sie betont: „Die digitalen Bilder sind aktuell jedoch nur für Ausweise und Reisepässe nutzbar. Für Führerscheine, Behindertenausweise und Fischereischeine muss weiterhin ein Passfoto in Papierform vorgelegt werden.“

Der Automat ist noch gar nicht da

Singener Bürger betrifft die neue Regelung vorerst ohnehin nur eingeschränkt. Denn das Bürgerzentrum hat noch keinen eigenen Passbildautomaten, obwohl das sogenannte Point-ID-Terminal im November 2024 bei der Bundesdruckerei bestellt wurde, so Loß Freire. „Leider ist eine Auslieferung noch nicht erfolgt. Durch das Innenministerium wurde ein Zeithorizont bis August 2025 genannt“, sagt sie. Bis dahin und auch darüber hinaus würden auch Fotodienstleister wie Foto Wöhrstein oder DM digitale Lichtbilder erstellen.

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Zudem gibt es bis zum Eintreffen des Fotoautomaten im Bürgerzentrum eine Übergangsfrist, die weiterhin Passfotos in Papierform erlaubt. Allerdings müssen selbst die nach dem 1. Mai aufgenommen worden sein, weil sich das Passbildformat mit der neuen Regelung verändert hat, so Loß Freire.