Ein Schritt der Singener Stadtverwaltung hin zu mehr Digitalisierung wird schon bald deutlich: Zum Jahreswechsel soll die neue Webseite online gehen. Damit will die Stadt sich attraktiv und modern präsentieren und nicht hinter dem Kommunikationsverhalten der Bürger und Mitarbeiter zurückstehen, wie Dietmar Streit dem Verwaltungs- und Finanzausschuss erklärte. 2018 entschied sich die Stadt zu einer Digitaloffensive, der Umsetzungsprozess habe in sieben Handlungsfeldern begonnen. Aber es sei eine riesige Arbeit mit Grenzen, schilderte der Leiter des Fachbereichs Personal und Organisation: Eine App soll es erstmal nicht geben, auch ein Integrieren anderer städtischer Einrichtungen sowie der Ortsteile sei schwierig.
Nicht jeder mag den Abschied von Aktenbergen aus Papier
Was Dietmar Streit gemeinsam mit Vanessa Nielinger präsentierte, klang nach einem deutlichen Schritt in die Zukunft: Seit Juni 2018 ist bereits mehr als die Hälfte aller Abteilungen an ein Online-System angeschlossen. Damit soll die Aktenführung in der gesamten Verwaltung vereinheitlicht werden, neben Effektivität erhoffen sich die Verantwortlichen davon auch mehr Transparenz. Während der Fachbereich Bauen mit seinen umfassenden Unterlagen noch ausstehe, arbeite beispielsweise die Ausländerbehörde schon seit Sommer mit einer elektronischen Akte. Die Abteilung Personal und Organisation starte zum Januar mit elektronischen Personalakten.
„Die Umstellung vom Papier bedeutet am Anfang Mehrarbeit“, sagte Streit, teilweise gebe es auch Widerstände. Doch bis in zwei oder drei Jahren könne man die Qualität dieses Schritts dann richtig erkennen, wenn beispielsweise das Suchen dank Schlagwörtern erleichtert werde. Und: „Wir haben viele Mitarbeiter, die Lust haben auf Digitalisierung.“
Wenn sie online bezahlen, nutzen die meisten Bürger Paypal
Einige Bürger würden digitale Dienstleistungen bereits in Anspruch nehmen: Seit April können Leistungen des Bürgerzentrums per Kreditkarte oder dem Bezahldienst Paypal bezahlt werden, darüber würden monatlich rund 800 Euro eingenommen – davon 95 Prozent via Paypal. Neben digitalen Auskünften, etwa dem Beantragen von Urkunden, sind inzwischen auch Online-Terminvereinbarungen möglich. Das Angebot gilt laut Dietmar Streit bisher für das Standes- und das Einwohnermeldeamt, solle aber ausgeweitet werden. „Dieses System hat sich gerade in Zeiten der Corona-Zugangsbeschränkungen als überaus wertvoll und nutzungsfreundlich erwiesen“, teilte Streit mit.
Online-Buchungssystem bei Tickets fürs Aachbad bewährt
Und von der Software, die Mitarbeiter nun für die Buchung von städtischen Fahrzeugen nutzen können, haben auch Bürger einen ersten Eindruck gewonnen: Darüber wurde im Sommer auch ein Besuch des Aachbades organisiert. Die Stadt möchte nach ähnlichem Verfahren auch die Sporthallen und Sportstätten verwalten und damit auch Belegung, Vertrag sowie Rechnungsstellung mit Vereinen und Schulen digitalisieren.
Verzögerungen entstünden auch durch gesetzliche Rahmen: Einfache Dienstleistungen seien gut online möglich, komplexere wie ein digitaler Ausweis aber bislang nicht. „Das hängt noch an den Fachministerien“, erklärte Streit auf Nachfrage von Eberhard Röhm (Grüne).
Die neue Webseite: Mobil nutzbar auch ohne App. Und vielleicht auch bald mit Ortsteilen?
Ob auch Zugverbindungen oder Parkhaus-Belegungen auf der städtischen Webseite zu finden sein werden, verneinte Streit auf Nachfrage von Birgit Kloos (SÖS) vorerst: Das sei ein langfristiges Ziel, für dessen Umsetzung momentan die Ressourcen fehlen würden. Allerdings soll die neue Webseite auch ohne eigene App für die mobile Nutzung optimiert sein, wie Oberbürgermeister Bernd Häusler erklärte.
Dass städtische Einrichtungen und die Ortsteile sich beteiligen, sei noch nicht konkret geplant, aber möglich: „Natürlich ist es das Ziel, alles auf einer Homepage zu haben – auch die Ortsteile“, sagte Häusler. Doch laut Dietmar Streit wolle man die Verantwortlichen, die teils viel Herzblut in eigene Online-Auftritte investiert hätten, erst mit der neuen Webseite der Stadt überzeugen.