Die Nachricht, dass die Kaufland-Warenhauskette Ende Juni die Verantwortung im großen Singener Warenhaus an der Georg-Fischer-Straße übernehmen wird, hat vor allem für Erleichterung gesorgt. „Wir sind froh, dass die Arbeitsplätze gesichert sind“, erklärt Real-Filialleiter Ralf Grorok gegenüber dem SÜDKURIER. Für die zum Teil seit Jahrzehnten im Warenhaus Beschäftigten ist es nicht der erste Eigentümerwechsel. Dass alle Mitarbeiter mit festen Arbeitsverträgen übernommen werden, bestätigt auch Kaufland-Sprecherin Annegret Adam auf Nachfrage des SÜDKURIER. „Durch diese Übernahme erhalten die Real-Mitarbeiter eine neue berufliche Perspektive“, betont sie, dass der neue Eigentümer nicht auf die langjährige Erfahrung der neuen Kollegen verzichten wolle.

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„Sie sind die Experten vor Ort, kennen das Geschäft und die Kunden“, so Adam. Gemeinsam soll die Filiale weiter entwickelt werden. „Wir sind uns sicher, dass wir voneinander lernen und gemeinsam erfolgreich sein werden“, betont sie. Ein Blick in die Bilanzen zeigt, dass es Kaufland dabei ernst sein dürfte. Während Walmart während seiner Zeit in Deutschland Verluste anhäufte, konnte die Kaufland-Gruppe im gleichen Zeitraum und Marktsegment zwischen 1997 und 2006 stark wachsen. Das Wachstum hält bis heute an. Der Neckarsulmer Konzern gilt als größter Einzelhändler Europas. Die Kaufland-Gruppe sichert zudem zu, dass das Unternehmen auch künftig zum Tarifvertrag des Einzelhandels stehen wolle und die Mitarbeiter mit ordentlichen Löhnen rechnen dürften.

„Mitglieder von Singen Aktiv beklagen, dass die Service-Hotlines schwer zu erreichen sind, weil sie dauerbesetzt sind“, ...
„Mitglieder von Singen Aktiv beklagen, dass die Service-Hotlines schwer zu erreichen sind, weil sie dauerbesetzt sind“, berichtet Claudia Kessler-Franzen von Singen Aktiv. | Bild: Singen-aktiv

Froh zeigt sich auch Claudia Kessler-Franzen, die als Geschäftsführerin des Standortmarketingvereins Singen aktiv den Handelsplatz Singen mit besonderer Aufmerksamkeit beobachtet. „Für die Mitarbeitet bedeutet dies eine Perspektive und für die Kunden, dass das Angebot adäquat fortgeführt wird“, erklärt sie. Dirk Oehle hofft als Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Süd für die Zukunft auf Beständigkeit im Betrieb. „Klar, wir verlieren mit Real einen großen Player, aber es kommt mit Kaufland neu ein großer Player dazu“, bilanziert er.

„Klar, wir verlieren mit Real einen großen Player, aber es kommt mit Kaufland neu ein großer Player dazu“, sagt Dirk Oehle ...
„Klar, wir verlieren mit Real einen großen Player, aber es kommt mit Kaufland neu ein großer Player dazu“, sagt Dirk Oehle als Vorsitzender der IG Singen Süd. | Bild: SK-Archiv

Für die Kunden werde also vieles beim Alten bleiben. Die Ansprechpartner vor Ort werden die Selben sein, so Adam. Möglichst reibungslos soll der Wechsel erfolgen. Für die Kunden bleibe der Markt als Nahversorger für den täglichen Bedarf erhalten. Lediglich an zwei Tagen werde die Türe geschlossen bleiben. „Am 21. und 22. Juni wird der Markt mit neuer Ware beliefert, die Obst- und Gemüseabteilung wird umgebaut und die Waagen- und Kassensysteme ausgetauscht“, so Adam. Bereits ab Mittwoch, 23. Juni, können die Kunden bei Kaufland einkaufen. Weitere Umbauarbeiten sollen bei laufendem Betrieb durchgeführt werden. Verhandlungssache sei aktuell, so Adam, welche Partner künftig im Eingangsbereich zu finden sind: „Wir führen derzeit Gespräche mit den Mietern des Objekts“, bittet Adam um Geduld, bis die vertraglichen Details geklärt sind.

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Doch die Kunden sehen nicht nur Vorteile im Wechsel: „Das ist schade, wir kaufen gerne bei Real ein“, sagt Kundin Hedwig Storz bestürzt angesichts der Veränderungen und auch der Radolfzeller Jürgen Bebensee ist kritisch: „Für Kaufland muss ich ja dann nicht mehr extra nach Singen fahren.“ Andere hingegen können es kaum erwarten. „Ich freue mich schon. Kaufland endlich in Singen“, schreibt beispielsweise Martina Martin auf der SÜDKURIER-Facebook-Seite Hegau-Echo.

Künftig soll das Kaufland-Logo über dem Südstadt-Warenhaus stehen.
Künftig soll das Kaufland-Logo über dem Südstadt-Warenhaus stehen. | Bild: Kaufland

Handel mit riesigen Verkaufsflächen

  • Real: Seit Monaten bangen die Real-Mitarbeiter um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze, nachdem Finanzinvestor SCP Real aufgekauft hatte, um die Einzelteile zu zerschlagen. Bislang sind von den einst rund 270 Warenhäusern 24 an einen neuen Eigentümer übergegangen, wie Real-Pressesprecher Markus Jablonski erläutert. Rund 30 Filialen sollen laut Pressemitteilung des Inhabers dichtmachen, darunter auch die Filiale in Villingen-Schwenningen. Der Grund für das Aus: Die fehlende, wirtschaftliche Perspektive. Neben Kaufland haben auch die Handelsunternehmen Edeka und Globus Interesse an Filialen gezeigt. Die Supermarktkette Globus bekam die Freigabe für den Erwerb von 24 Real-Standorten. Edeka ist am Erwerb von bis zu 72 Real-Filialen interessiert.
  • Schwarz-Gruppe: Der Neckarsulmer Handelskonzern Schwarz stärkt seine Position in Singen immens. Neben der Übernahme des Realmarktes durch Kaufland kündigt die Firmenzentrale auch bereits für 22. April die Eröffnung eines zweiten Lidl-Discounters in der Stadt an. 15 neue Arbeitsplätze sollen im 800 Quadratmeter großen Markt am Heinrich-Weber-Platz entstehen. „Wir freuen uns sehr, dass uns die Singener hier so gut annehmen und uns bereits seit mehr als 22 Jahren ihr Vertrauen schenken“, sagt Lidl-Verkaufsleiter Jonathan Keller. „Wir können es kaum erwarten, unsere Kunden in dieser schönen, neuen Filiale zu begrüßen“, bestätigt Lidl-Filialleiter Arkadiusz von der Heydt. Die Schwarz-Gruppe gilt als größtes Handelsunternehmen Europas.
  • Kaufland: Zum 21. Juni übernimmt Kaufland den Real-Markt in Singen in der Georg-Fischer-Straße 15. Bundesweit betreibt Kaufland über 685 Märkte und beschäftigt über 72.000 Mitarbeiter. Dabei hat der Handelsplatz in Singen schon viele Eigentümer erlebt. Bis 1996 firmierte das Warenhaus unter dem Namen Kolossa in der Pfannkuch-Gruppe, die damals an den Handelskonzern Spar ging. Schon 1997 übernahm der Walmart-Konzern Spar, der bis 2006 in Singen präsent war. Danach übernahm Metro die deutschen Walmart-Standort und firmierte sie zu Real um. 2020 hat der Metro-Konzern die Handelssparte Real an den russischen Finanzinvestor SCP veräußert, der aktuell mit der gewinnbringenden Zerschlagung des Unternehmens beschäftigt ist. (bie)