Es herrscht große Trauer um das Singener Urgestein Willy Kornmayer, der im Alter von 91 Jahren verstorben ist. „Er war schon eine Institution in Singen, und dies nicht nur wegen seiner legendären Auftritte im Narrenspiegel der Poppele-Zunft in vier Jahrzehnten von 1958 bis 1998“, berichtet Peddi Schwarz, selbst eine langjährige Poppele-Größe und früherer Zunftmeister. „Willy Kornmayer war immer wieder ein Höhepunkt dieser närrischen Veranstaltung.“

Als DeBeKa sorgte er für Begeisterungsstürme

Als DeBeKa – De bled Kornmayer – habe er als nur scheinbar begriffsstutziger, in der Tat aber hellwacher Beobachter kommunalpolitischer Ereignisse das Publikum mit seinem „Wägele“ und seinem Spruch „Gell, schää!“ zu Begeisterungsstürmen hingerissen.

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„Seine Verse stammten dabei meist von seinem Freund Walter Fröhlich“, erinnert sich Schwarz. Legendär sei sein Auftritt gewesen, als im Jahr 1978 über die Ablösung von Stadtbaudirektor Hannes Ott nachgedacht worden sei, im Theater Färbe „Warten auf Godot“ gespielt wurde und der DeBeKa dann im Narrenspiegel 1979 die Frage formulierte: „Goht Ott, oder goht Ott it?“

Immer vorne dabei, um Stimmung zu verbreiten

„Willy Kornmayer war immer wieder vorne dabei, wenn es galt, fasnächtliche Stimmung in seiner Heimatstadt zu verbreiten. Und als Mitglied der Guggemusik Assfalg beteiligte er sich mit seiner Tuba aktiv am närrischen Geschehen“, so Schwarz. Bekannt sei er auch durch sein alteingesessenes Teppichgeschäft gewesen und mit seiner Liebe zu Oldtimer-Autos mit vielbeachteten Aktionen.

„Wir alle werden Willy vermissen. Schon wieder hat uns eines der letzten Originale dieser Stadt für immer verlassen. In Gedanken und im Herzen seiner vielen Freunde wird er weiterleben“, erklärt Peddi Schwarz in Vertretung der Poppele-Zunft und vieler Singener.

Willy Kornmayer in einem geliebten Oldtimer während der „Singen Classics“, dem verkaufsoffenen Sonntag, im Jahr 2008. ...
Willy Kornmayer in einem geliebten Oldtimer während der „Singen Classics“, dem verkaufsoffenen Sonntag, im Jahr 2008. (Archivbild) | Bild: Sabine Tesche

Schon jung übernahm er das Geschäft vom Vater

Aufgewachsen in unruhigen Kriegszeiten, musste Willy Kornmayer schon in sehr jungen Jahren das Geschäft seines Vaters übernehmen, der aus gesundheitlichen Gründen die Verantwortung an den Sohn übertragen hatte, wie Kornmayers Tochter Monika Himsolt-Richter berichtet. Das Teppichhaus Kornmayer sei bis in die späten 80er-Jahre ein bekanntes Geschäft für Heimtextilien in der Singener Innenstadt gewesen.

Trotz eigenem Geschäft und Familie mit vier Kindern sei Willy Kornmayer auch in anderen Bereichen regional und überregional stets bekannt und aktiv gewesen. Neben der Poppele-Zunft seien Segelfliegen und Schützenverein weitere Interessen gewesen. Zudem war Kornmayer im Förderverein der Scheffelhalle und bei der Muettersproch-Gesellschaft.

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„Die Leidenschaft für alte Fahrzeuge war ebenso groß, und so kaufte er sich etwas später einen alten Adler Junior Sport, richtete ihn abends in seiner Garage her und entdeckte dabei seine Leidenschaft zum Tüfteln. Das war der Start für den überregionalen Adler Club, bei dem er von Anfang an eine tragende Rolle übernahm“, berichtet Monika Himsolt-Richter. Später sei er Mitorganisator von Oldtimer Rallys, Ausfahrten und Oldtimer Treffen, wie zum Beispiel im Rahmen der „Singen Classics“, gewesen. Als einer der Gründungsväter der Freunde historischer Motorfahrzeuge stand Willy Kornmayer dem Verein bis zum Schluss als Ratgeber zur Verfügung und fuhr mit Frau Lilo noch lange im silbernen Adler Cabrio zum Oldtimertreffen.

Bis zum Schluss Zuhörer zum Schmunzeln gebracht

Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2020 wurde es etwas ruhiger. Trotzdem besuchte Willy Kornmayer regelmäßig den Altsingener Männerstammtisch und das Seniorencafe der altkatholischen St. Thomas Gemeinde. Auch dort war er gerne gesehen und bis zum Schluss verstand er es, zu unterhalten und seinen Zuhörern ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern. Willy Kornmayer hinterlässt neben zwei Söhnen und Töchtern vier Enkel und drei Urenkel.

Die Trauerfeier für Willy Kornmayer und seine Beisetzung finden am Freitag, 6. Oktober, um 13 Uhr auf dem Waldfriedhof statt.