Wenn Reinhold Jäger aus seinem Leben erzählt, lebt ein Stück Singener Stadtgeschichte auf. Von seinen Eltern 1927 eröffnet, galt das Hotel und Restaurant Jägerhaus unter der Leitung der Familie bis 2016 als bestes Haus der Stadt. Das war auch der guten Küche von Reinhold Jäger zu verdanken, der bis ins hohe Alter im Betrieb tätig war. „Ich habe das gern gemacht“, sagt er nach einem arbeitsreichen Leben. Am heutigen Samstag, 6. April, feiert Reinhold Jäger seinen 90. Geburtstag.

Arbeitstage von 6 Uhr früh bis in die Nacht hinein waren schon für seine Eltern normal, dazu waren es damals andere Zeiten. Jäger erinnert sich an die Nachkriegsjahre, wo auf den Speisekarten genaue Angaben für Fleisch- und Mehlmenge aufgeführt waren, die je Gericht von den Lebensmittelkarten der Gäste abgerissen wurden. Sein Wunsch war es, Koch zu werden, doch bevor er eine Lehre begann, lernte er Fleischer. Denn wie er sagt: „1948 hatten alle Nachholbedarf, die Fleischerei lief eher wieder an.“

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Nach abgeschlossener Kochlehre und verschiedenen Stellen kam Jäger 1957 als Koch zurück in den Betrieb. Als Restaurant von seinen Eltern eröffnet, war der Ausbau zu einem Hotel seine Idee. „Die Lage in der Ekkehardstraße war günstig und das Haus war bekannt für gute Küche“, sagt Jäger. An freien Tagen sei er oft zum Essen in gute Häuser in die Schweiz gefahren, um sich Anregungen zu holen.

Eltern haben Gastronomie begründet

1954 hatten seine Eltern das Nebenhaus erworben, das nun in den Betrieb eingebunden wurde. Das Restaurant wurde durch einen Speisesaal erweitert und ab 1960 dann weiter zu einem Hotel ausgebaut. Doch im Laufe der Jahre sei die Ekkehardstraße zu einer Durchgangsstraße geworden. Auch sein Sohn Markus hatte eine Kochlehre absolviert, arbeitete anschließend in verschiedenen Sternehäusern und kam dann zurück ins Jägerhaus, wo beide gemeinsam kochten.

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„Mein Wunsch war es immer, in die Höhe auf den Hohentwiel zu gehen“, erzählt Jäger, dass er das bestehende Restaurant gern übernommen hätte. Das habe aber nicht geklappt. Eine Möglichkeit bot sich 1992 mit dem Kauf des Naturfreundehauses an der Duchtlinger Straße. Das sei eine gute Entscheidung gewesen. Die Räume wurden renoviert und der Restaurantbetrieb verfeinert. Aus dem ehemaligen Naturfreundehaus wurde das Restaurant und Hotel Hegauhaus.

Ruhestand erst mit 82 Jahren angetreten

Reinhold Jäger führte ab 1992 das Hegauhaus, sein Sohn Markus blieb in der Ekkehardstraße. 2003 wechselten sie die Häuser, nach weiteren elf Jahren im Jägerhaus ging der Senior mit 82 Jahren in den Ruhestand. Viel Freizeit blieb ihm im Leben nicht, aber als Koch könne man seine Fantasie walten lassen. Er habe immer versucht, interessante Gerichte zu kreieren, und würde den Beruf auch heute wieder wählen.