Der Auto Salon Singen ist seit über 40 Jahren die Anlaufstelle für Luxusautos und Sportwagen nicht nur im Hegau, sondern weit darüber hinaus. Doch nun steht das Unternehmen vor dem Aus: Inhaber Michael Koltes hat nach einem folgenschweren Betrugsfall Insolvenz angemeldet. In wenigen Monaten könnte die Schließung bevorstehen.
Wie Michael Koltes dem SÜDKURIER erklärt, habe es in der 41-jährigen Firmengeschichte viele Höhen und Tiefen gegeben. Doch die vergangenen neun Jahre seien geprägt von stürmischen Zeiten gewesen, wie er sie zuvor nicht erlebt habe. „Die Diesel-Affäre, die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und zuletzt die Inflation haben die Planungssicherheit der Kunden, aber auch von uns, massiv beeinträchtigt. Durch diese Verunsicherung spürten wir auch eine große Zurückhaltung“, erklärt er.
Zu der ohnehin schwierigen Marktlage erschwerend hinzu kommt ein folgenschwerer Betrug, der sei letztlich ausschlaggebend für seine Entscheidung gewesen. „An diesem Punkt blieb mir keine andere Wahl, als am 15. Mai 2025 ein vorläufiges Insolvenzverfahren einzuleiten, um das Unternehmen und die Gläubiger bestmöglich zu schützen“, so Koltes. Am 28. Juli wurde nun auch das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Auto Salon wegen Zahlungsunfähigkeit eröffnet.
Für den Unternehmer ist das ein schwerer Schlag. „Der Vorfall hat uns sehr schwer getroffen und für große Verunsicherung unserer Kunden gesorgt, sodass wir voraussichtlich Ende Oktober schließen müssen.“ Die Stadt Singen verliert damit eine Anlaufstelle für Fans von schnellen Autos. Gerade die Ausstellung zog über die Jahre viele Besucher an, die einen Spaziergang zwischen den Luxusautos nutzten, um die extravaganten, teils seltenen Autos zu bewundern.
Falscher Ferrari-Vermittler betrügt um viel Geld
Um seltene Autos ging es auch bei dem Betrug: „Eine Person kontaktierte mich und erklärte mir, sie habe durch einen guten Kontakt im Ferrari-Werk Zugang zu den aktuellen Modellen, auch limitierte Fahrzeuge, und könne diese für mich beschaffen. Das war für mich nicht ungewöhnlich, da ich über derartige Kontakte auch in der Vergangenheit oft erfolgreich an Premium-Fahrzeuge der unterschiedlichsten Hersteller für meine Kunden gekommen bin“, erklärt Koltes.
Der Auto Salon hat bisweilen auch prominenten Kunden Luxusautos verkauft, beispielsweise dem ehemaligen deutschen Tennisspieler Thomas „Tommy“ Haas. Koltes selbst möchte keine Namen nennen.
In seinem Segment würden Netzwerke und gute Beziehungen eine zentrale Rolle für den Erfolg spielen. „Ich schloss mit den Käufern dieser Fahrzeuge wie üblich Verträge, die entsprechende Anzahlungen vorsahen.“ Gleichzeitig habe es Verträge mit der Kontaktperson gegeben, die eine erhebliche Provision für die Vermittlung erhielt. „Ich erhielt von allen Modellen in kürzester Zeit Preislisten und Wunschkonfigurationen, auch von den Modellen, die nur an ausgewählte Ferrari-Kunden geliefert wurden“, schildert Koltes den Fall.
Während der Corona-Pandemie seien bei allen Herstellern lange Lieferverzögerungen entstanden, daher habe sich Koltes anfangs keine Sorgen gemacht. Aber: „Nachdem mehrere Liefertermine kurzfristig abgesagt oder immer wieder verschoben wurden und ich wiederholt mit immer neuen Erklärungen vertröstet wurde, haben wir recherchiert und festgestellt, dass die Person unter der bekannten Adresse und den erhaltenen Informationen über den Aufenthaltsort nicht mehr auffindbar war. Da alles danach aussah, betrogen worden zu sein, habe ich sofort Anzeige erstattet und alle Gläubiger informiert“, so Koltes.

Um welche Summen es sich konkret handelt, darüber möchte der Unternehmer keine Aussagen machen. „Um die Ermittlungen der Polizei nicht zu gefährden“, so seine Begründung. „Das Geld zurückzubekommen, ist natürlich das Ziel.“ Die Polizei macht auf Nachfrage des SÜDKURIER zum aktuellen Zeitpunkt keine Angaben zu den Ermittlungen.
Schwierige Lage am Automarkt
Doch nicht nur der Betrugsfall hat zur Insolvenz geführt. Das Geschäft sei über die Jahre anspruchsvoller geworden: Immer mehr Händler und Vermittler würden in den Markt drängen, der zunehmende Online-Handel mit Autos signalisiere dem Käufer, dass es Unmengen von Autos gebe. „Die persönliche Beratung vor Ort trat immer weiter in den Hintergrund, der Kontakt zum Endkunden wurde immer seltener. All das hat die Situation für uns, aber auch der Mitbewerber, erschwert“, beklagt Koltes.
Dabei hat der Auto Salon Singen zweifellos besondere Autos. Ferrari ist nicht die einzige namhafte Luxusmarke im Portfolio des Auto-Salon Singen, die das Herz von Autofans höher schlagen lässt. Darunter sind etwa Lamborghini, Bugatti, Bentley, Rolls Royce, Aston Martin oder Jaguar. Die exklusiven Fahrzeuge kosten teilweise sogar mehrere Millionen Euro. Im Ausstellungsraum stehen aktuell noch einige Luxusautos und Oldtimer mit Preisen im sechsstelligen Bereich.
Betrieb läuft bis Oktober weiter
Daran soll sich bis zur Schließung nichts ändern, der Betrieb laufe weiter: „Wir haben weiterhin exklusive Fahrzeuge im Portfolio, die gekauft werden können. Die Zahlungen laufen sicher über das Konto des Insolvenzverwalters, sodass für die Kunden höchste Transparenz und Sicherheit besteht“, sagt Koltes. Sämtliche Autos, die bis zur eventuellen Schließung im Oktober nicht verkauft werden, werden den Eigentümern zurückgegeben oder abgeholt. „Die meisten Autos stehen bei uns in Kommission“, erklärt Koltes.
Für Michael Koltes wird es indes ein schwerer Abschied. „Ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens im Auto Salon verbracht und werde noch eine ganze Weile brauchen, um das zu verarbeiten. Über Jahrzehnte haben wir uns einen internationalen Ruf erarbeitet und den Namen des Auto Salons Singen in der Branche bekannt gemacht.“
Was die Insolvenz für die Singener Automeile bedeutet, die in den vergangenen Jahrzehnten mit weiteren Händlern wie dem Autohaus Bach oder Mercedes-Benz Südstern-Bölle entstanden ist, das könne er nicht abschätzen. „Das wird sich in Zukunft zeigen.“