Der Wettergott muss ein begeisterter Fasnachter sein: Denn wenige Minuten vor Beginn des Martinispiels, mit dem der Rattlinger Narrenverein auf Burg Rosenegg traditionell die Fünfte Jahreszeit einläutet, stoppte am 11. November der Regen und sogar die Sonne brach durch.

Böllerschüsse zum Auftakt

Pünktlich um 11.11 Uhr feuerte der örtliche Schützenverein drei ohrenbetäubend laute Böllerschüsse ab und der Fanfarenzug Arlen stimmte fasnächtliche Klänge in der Burgruine Rosenegg an. Die altehrwürdigen Gemäuerreste der Burg stellen readitionell immer die Kulisse.

Das Freilichtspiel der Rattlinger zu Martini hat in der hiesigen Fasnachtslandschaft ein Alleinstellungsmerkmal, welches sich beim Publikum größter Beliebtheit erfreut. Zum jetzigen Fasnachtstart kamen nach Schätzung der Veranstalter 450 gut gelaunte Zuschauerinnen und Zuschauer. Bilder des Freilichtspiels gibt es in unserer Galerie.

Skurrile Ideen und anzügliche Pointen sorgen für Lacher

Man sollte meinen, dass den beiden langjährigen Textern und Regisseuren Peter Brütsch und Dagi Wenzler-Beger irgendwann einmal die Ideen ausgehen. Von wegen: Der diesjährige wieder wunderbar derbe Schwank „Ä Hoch uf die Liebe“ strotzte nur so von skurrilen Einfällen. Vorgetragen in breitester Mundart mit einer Fülle anzüglicher Pointen brachte das Stück das Publikum durchgängig zum amüsierten Schmunzeln und oft auch zum herzhaften Lachen.

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Und wenn man die Handlung von „Ä Hoch uf die Liebe“ für bare Münze nimmt, dann muss es im mittelalterlichen Rielasingen ganz schön wild hergegangen sein. Mit gewohnt deftigem Wortwitz, passenden Gesten und noch ein bisschen frivoler als sonst entführten die Akteure des Rattlinger Theaterteams ihre Zuschauerinnen und Zuschauer wieder in das 15. Jahrhundert, in die Zeit von Junker Hans der Vierte von Rosenegg. Der leichtsinnige und verschwenderische Lebensstil dieses Lebemannes, seine Streiche und Torheiten, mit denen er sein Vermögen sowie die Burg Rosenegg verjubelt hat, machten ihn zum sympathischen Vorbild und zur Hauptfigur der Rielasinger Fasnacht.

Da blieb kein Auge trocken: 450 Zuschauer genossen den deftigen Wortwitz und die vielen Pointen des Schwanks „Ä Hoch uf die ...
Da blieb kein Auge trocken: 450 Zuschauer genossen den deftigen Wortwitz und die vielen Pointen des Schwanks „Ä Hoch uf die Liebe“ | Bild: Ingeborg Meier

Liebeskarussell sorgt für Chaos

Eben dieser Junker und sein alefänziger Burgvogt Spindler verkehren also in der Rielasinger Taverne. Dort gibt es ein hübsches Töchterlein, das mit einem reichen Bauern verheiratet werden soll, und – offiziell – zwei weitere Söhne. Einer von ihnen ist aber diversen Geschlechts. Auf ihn steht der Burgvogt Spindler. Auf die holde Maid dagegen hat Junker Hans sein scharfes Auge geworfen. Er nimmt sein Recht der ersten Nacht begeistert wahr – der Maid gefällt es. Das sehen des Junkers angetrautes Eheweib und der Bräutigam der Maid aber nicht gern.

Bei soviel Familienähnlichkeit lässt sich kein Fehltritt leugnen.
Bei soviel Familienähnlichkeit lässt sich kein Fehltritt leugnen. | Bild: Ingeborg Meier

Als ein betrunkener Mönch dann auch noch das Beichtgeheimnis bricht, kommt dann so mancher Fehltritt ans Tageslicht. Für vollends Verwirrung und ein gerüttelt Maß an Bäumchen–Wechsel–Dich sorgt des Weiteren ein Liebestrank. Dieser bewirkt schlussendlich, dass die Wirtin mit dem Bader, die Maid mit dem Junker, des Junkers Ehefrau mit dem Wirtssohn Nummer eins und die beiden Mönche miteinander – naja, was wohl tun? Die Rattlinger wurden mit einem tosenden Applaus des Publikums für das Freilichtspiel belohnt.