Die Fitness- und Gesundheitsstudios waren schon durch die verordneten Schließungen arg gebeutelt und müssen sich weiterhin neuen Herausforderungen stellen. Dabei gehen manche in die Offensive. Sie investieren und erweitern ihr Leistungsspektrum und melden Erfolge, wie das Gesundheitszentrum Move und die Sportakademie Baumann. Sie halten unter einem Dach im Singener Süden eine vielfältige Palette an Bewegungsangeboten und Geräten für die Kunden bereit. Das Move betreibt auch in Gottmadingen ein Studio.

Nachdem das Gesundheitsstudio seit Frühjahr 2020 in zwei Etappen für lange Zeit schließen musste, war für die Geschäftsleitung sprichwörtlich guter Rat teuer. „Wir haben 130.000 Euro investiert, um durch ein neues Angebot unseren Kunden Training zu ermöglichen“, erklärt Stefan Burkart, Geschäftsführer des Gesundheitszentrums. Für das Geld erwarb das Move zwei sogenannte Crossfit-Trainingsparcours. So können Move-Mitglieder sich sowohl im geschlossenen Raum als auch im Freien an funktionellen Ganzkörper-Elementen in Form bringen und Gewicht reduzieren. „Das hat den Vorteil, dass auch im Freien trainiert werden kann, wenn drinnen Verordnungen nichts mehr erlauben“, sagt Burkart. Crossfit werde im Gesundheitsstudio als eigenständige Abteilung geführt.

„Während wir im herkömmlichen Move-Fitnessbereich durch die langen Schließungen, auch durch Laufzeiten von Verträgen und damit einhergehenden Kündigungen etwa 25 Prozent an Mitgliedern verloren und damit satte Umsatzeinbußen hinnehmen mussten, boomt Crossfit. Dadurch können wir uns wirtschaftlich stabilisieren“, betont Burkart. Er macht auch deutlich: „Hilfszahlungen durch die öffentliche Hand haben in Zeiten der Schließungen mitgeholfen, dass wir unseren Betrieb am Leben erhalten können.“
Kunden weichen auf Randzeiten aus
Es gelten derzeit die strengen 2G-Plus-Regeln (Infokasten). „Das heißt, dass der kleine Teil an ungeimpften Mitgliedern nicht mehr kommen darf, viele andere benötigen einen negativen Test“, berichtet Burkart. Durch die großen Flächen leiteten auch bei den Kursen und im normalen Übungsbetrieb vergleichsweise viele Trainer eine geringe Anzahl von Kunden an. „Viele weichen auf Randzeiten aus, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen“, so Burkart.

Monika Bausch-Bächle aus Singen kommt ins Move, um etwas für ihre Gesundheit zu tun. „Ich bin geboostert und fühle mich hier sicher. Die Gemeinschaft ist hier ganz toll. Wir sind wie eine große Familie“, schwärmt sie. Auch Dieter Waibel trainiert vor allem, um gesundheitlich auf der Höhe und fit zu bleiben. „Für mich ist es wichtig, dass die Hygienebestimmungen großgeschrieben werden. Das steigert mein Sicherheitsgefühl“, sagt er.
Studio schlägt neue Wege ein
„Um Dinge zu erreichen, die man noch nie geschafft hat, sind noch nie gegangene Wege nötig“, sagt Robin Baumann. Er leitet die gleichnamige Sportagentur, die mit vielfältigen Bewegungsformen unterlegte Selbstverteidigung für alle Altersgruppen anbietet. Und die startet trotz Corona richtig durch.

„Wir haben Kurse im Freien angeboten, Online-Training und bei Bedarf üben unsere Trainer mit den Kunden auch zuhause. Das zahlt sich nun aus“, betont Baumann. Seit Corona verzeichne die Sportagentur 250 neue Mitglieder und habe die Zahl fast um ein Drittel am Singener Standort gesteigert. Die Sportagentur ist auch in Überlingen mit einem Studio vertreten.
Große Zugkraft übe auch das neue Kindertraining aus. „Wir wollen neben der sportlichen Aktivität mit Hilfe von psychologischem Fachpersonal den Kindern Werte vermitteln, wie Selbstwert, Disziplin, Respekt und Höflichkeit“, schildert Baumann. Die bisherigen angemieteten Räumlichkeiten im Move seien aus den Nähten geplatzt. So hat Baumann fast das komplette Dachgeschoss des Gebäudes erworben. Dort gab es zuvor eine großzügige Saunalandschaft. „Wir haben sie geschlossen, da nur noch wenige ältere Leute gekommen waren. Die Jüngeren ziehen es vor, in große öffentliche Bäder mit integrierten Saunabereichen zu gehen“, sagt Stefan Burkart. Den Deal erachtet er genauso wie Baumann als wirtschaftlich wichtig, um ihre Unternehmen in eine gute Zukunft zu führen.

Auch Fitwell in Rielasingen stellt sich den erschwerten wirtschaftlichen Bedingungen. „Gerade in der langen Zeit der Schließung und Einschränkungen haben wir versucht, Kulanz bei unseren Mitgliedern walten zu lassen“, sagt Geschäftsführer Ulrich Renner. Die Phasen der Schließung habe das Studio genutzt, um in neue Geräte und in Renovierungsarbeiten zu investieren. „Gut war für uns auch, dass die integrierte Physiotherapie und Reha stets öffnen durfte“, sagt er. „Es gibt einige Kunden, die darüber klagen, dass sie sich testen lassen müssen, wenn ihre Impfung mehr als drei Monate zurückliegt oder sie noch nicht geboostert sind. Wir haben aber eine zertifizierte Teststation. Mit einer Bescheinigung können unsere Mitglieder nach dem Training beispielsweise auch Gasthäuser besuchen“, sagt Renner.