Der Glasfaserausbau in Singen lässt weiter auf sich warten. Oder anders formuliert: Die Arbeiten haben noch nicht einmal begonnen. Das bestätigt die Pressestelle von LilaConnect auf Nachfrage. Nachdem das Unternehmen im Dezember 2022 mit einem offiziellen Spatenstich das neue digitale Zeitalter in der Singener Nordstadt einläuten wollte, ist es um das Vorhaben in der Zwischenzeit erstaunlich ruhig geworden. Bis jetzt, über ein halbes Jahr nach dem Spatenstich, sind noch keine Bagger unterwegs. Auch offene Baugruben sind keine zu sehen.
Aber woran hapert‘s?
Beim Spatenstich im Dezember wurde noch gesagt, dass die ersten Bagger im ersten Quartal 2023 unterwegs sein sollen. Der so genannte „Point of Presence“, also die Glasfaser-Verteilstation, sollte voraussichtlich Anfang 2023 aufgestellt werden. Davon ist zum jetzigen Zeitpunkt nichts zu sehen. Dass sich die Bauarbeiten verzögern, sei auf mehrere Faktoren zurückzuführen. „Aufgrund der jüngsten Ereignisse wie dem Ukraine-Krieg kam es zu unerwarteten Kostensteigerungen“, teilt das Unternehmen auf erneute Nachfrage mit. Hinzu kämen – wie überall im Baugewerbe – erhebliche Lieferschwierigkeiten von Material.
Laut LilaConnect sei man derzeit dabei, die Projektbudgetierung zu überarbeiten, um günstigere Bedingungen zu erhalten. Dazu werde die Vergabestrategie finalisiert. „Es werden Verhandlungen mit Generalunternehmern geführt, um das Projekt zu vergeben. Anschließend beginnt die Phase der detaillierten Planung und der Genehmigungsprozesse“, heißt es dazu weiter.
Das bedeutet: Das Unternehmen hat sich aufgrund der Veränderungen im Bausektor – etwa Inflation, Preisanstiege oder Personalmangel – dazu entschieden, Ausschreibungen zu wiederholen, mit denen ein Baupartner gesucht wird. Entsprechendes hatte Jan Backman, Country Manager VX Fiber Deutschland, jüngst gegenüber dem SÜDKURIER bestätigt.
Immerhin: Wie das Unternehmen mitteilt, sei eine Vorauswahl sei schon erfolgt.
So sieht der Zeitplan aus
Ohne Baustart fällt ein konkreter Zeitplan schwer: „Das Fertigstellungsdatum hängt vom Beginn der Bauarbeiten ab, der wiederum von den genannten Faktoren abhängt“, teilt LilaConnect mit. Jedoch plane man, den ersten Abschnitt ein Jahr nach dem Beginn der Bauarbeiten abzuschließen. Die weiteren beiden Abschnitte sollen dann entweder parallel oder aufeinander folgend gestartet werden.
Kosten entstehen erst später
Vereinzelte Beschwerden gibt es schon, das bestätigt auch die LilaConnect-Pressestelle: „Selbstverständlich erreichen uns vereinzelt Nachfragen bezüglich des Ausbaustatus und wann mit einem Anschluss und Aktivierung gerechnet werden kann.“ Allerdings würden nur wenige Kunden von ihren bereits abgeschlossenen Verträgen zurücktreten.
„Aktuell registrieren wir nur Vertragsrücktritte aus nachvollziehbaren Gründen wie zum Beispiel Umzug oder Tod. Unseren Kunden entsteht durch die Verzögerung kein Nachteil, da die Vertragskosten erst anfallen, wenn wir den Kunden zum einen den Anschluss geliefert haben und zum anderen die alten Verträge ausgelaufen sind.“ Doppelte Kosten würden so für die Glasfaser-Kunden nicht entstehen.
Kaum Infos, dafür nette Mitarbeiter
Einer, der an einem Glasfaseranschluss interessiert ist, ist Michael Hartwig. Er hat sowohl den SÜDKURIER als auch LilaConnect angeschrieben und um Informationen zum Sachstand gebeten. Die Antwort des Glasfaser-Unternehmens, die dem SÜDKURIER vorliegt, fällt mau aus. Darin heißt es: „Leider können wir Ihnen zurzeit keine weiteren Informationen zur Verfügung stellen bezüglich des Ausbaus in Singen. Unser Dienstleister arbeitet noch an der Planung des Ausbaus.“ Kunden würden per Mail informiert, sollten die Baumaßnahmen in ihrem Gebiet beginnen.
Michael Hartwig berichtet von zwiegespaltenen Erfahrungen mit dem Unternehmen. Zum einen lobe er die netten und kompetenten Mitarbeiter – egal ob im Infomobil oder als Berater daheim. „Allerdings sollte die Homepage besser mit weiteren Informationen bestückt und gepflegt werden“, sagt er. Zumal Glasfaser in Konkurrenz zu den herkömmlichen langsameren Leitungen trete und Kunden aus dem Bereich gewinnen wolle. „Außerdem kann schnelles Internet für potenzielle Mietinteressenten wichtig sein“, so Hartwig weiter.
Und es hapert auch in der Südstadt
Auch in der Singener Südstadt hinkt das Unternehmen dem vorgegebenen Anschlussziel hinterher. „Leider entspricht der Stand der Vorvermarktung in der Südstadt nicht unseren Erwartungen“, teilt die Pressestelle mit. Dies liege auch an der hohen Anzahl von Mietshäusern. „Da es bei den Mietern eine große Verunsicherung gibt, ob der Eigentümer/Vermieter einem Anschluss zustimmen wird, haben wir die Direkt-Akquise von Endkunden in Mehrfamilienhäusern vorerst eingestellt“, heißt es dazu weiter.
Stattdessen habe das Unternehmen sein Augenmerk unter anderem auf die privaten Eigentümer und Hausverwaltungen gerichtet. Das Unternehmen rechne damit, dass der Ausbau in der Südstadt Anfang des dritten Quartales 2023 starten sollen. Hierzu sei man „zuversichtlich“.