Eigentlich müsste er jetzt in seinem Stand beim Singener Hüttenzauber stehen und gebrannte Mandel oder Schoko-Früchte verkaufen. Eigentlich: Denn in diesem Jahr ist vieles für Stefan Kronenbitter anders. Zum ersten Mal seit es den Weihnachtsmarkt in Singen gibt, wird er keinen Stand betreiben. Das Risiko sei zu groß, schildert er im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Ich bin von Anfang an beim Hüttenzauber dabei, aber dieses Jahr war mir das einfach zu heikel.“ Dies hänge laut dem Beschicker auch mit den Erfahrungen aus den vergangenen zwei Corona-Jahren zusammen.

So kennt man ihn: Stefan Kronnenbitter in seiner Hütte auf dem Singener Weihnachtsmarkt. Das Bild stammt von der Premiere des ...
So kennt man ihn: Stefan Kronnenbitter in seiner Hütte auf dem Singener Weihnachtsmarkt. Das Bild stammt von der Premiere des Hüttenzaubers auf dem Jahr 2016. | Bild: Tesche, Sabine

Kronenbitter erinnert sich: 2020 sei der Hüttenzauber kurzfristig abgesagt worden, 2021 sei dann gar nichts möglich gewesen. „Die kurzfristige Absage war schon sehr unglücklich“, sagt Kronenbitter. Viele Standbetreiber hätten Waren eingekauft und zusätzliches Personal eingestellt. So auch Kronenbitter.

„Es war mir zu unsicher, ob dieses Jahr wieder abgesagt wird. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber irgendwann stand sie fest“, schildert Kronenbitter. Zumal die kurzfristige Absage auch erhebliche finanzielle Einbußen für die Beschicker bedeuten würden. Für Kronenbitter ist der Verkauf von seinen süßen Naschereien ein zweites Standbein. Kronenbitter betreibt zudem noch das Kiosk am Steißlinger See. „Ich konnte meine gebrannten Mandeln und Erdnüsse dann kurzfristig vor dem Cano verkaufen, andere hatten aber nicht so viel Glück und sind auf ihren Sachen sitzen geblieben“, so Kronenbitter.

Viele Beschicker haben aufgegeben

Obwohl der Sternenzauber für Stefan Kronenbitter in diesem Jahr wieder nicht stattfindet, ist er an diesem Tag damit beschäftigt, sich für das Weihnachtsgeschäft vorzubereiten. Seine Waren wird er nicht auf dem Rathausplatz verkaufen, stattdessen wird er einen kleinen Stand vor einem Supermarkt im Singener Süden aufstellen. „Mal schauen, ob dies funktioniert“, sagt er.

Dann greift er zum nächsten Sack Mandeln und wuchtet sie in seinen Wagen. Dort steht die Maschine schon, die die Nüsse in die gebrannten Mandeln verwandelt. Die Lage der Branche schätzt er nüchtern ein: „Die Branche hat echte Probleme. Viele Marktbeschicker haben die Pandemie betrieblich nicht überlebt oder sie haben sich anders orientiert.“ Diese Menschen würden nun in anderen Bereichen arbeiten – etwa in der Gastronomie. „Die haben die zwei Jahre Stillstand einfach nicht mitmachen können“, sagt Kronenbitter.

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Zudem habe auch die Branche auf den Weihnachtsmärkten mit dem Onlinehandel zu kämpfen. „Es gibt Leute, die lassen sich sogar die gebrannten Mandel nach Hause liefern“, so Kronenbitter, der neben seinem Süßwarenstand im Winter sonst den Kiosk am Steißlinger See betreibt. Zudem würde sich auch das Personalproblem bei den Beschickern durchschlagen. Viele Angestellte seien nicht mehr bereit wochenlang in der Kälte zu stehen. Und auch Kronenbitter weiß: „Das muss man wollen.“

Statt Hüttenzauber heißt es in diesem Jahr in Singen Sternenzauber. Die Resonanz auf den kleinen Weihnachtsmarkt fällt laut Michael ...
Statt Hüttenzauber heißt es in diesem Jahr in Singen Sternenzauber. Die Resonanz auf den kleinen Weihnachtsmarkt fällt laut Michael Dummel noch zurückhaltend aus. | Bild: Tommy Spörrer

„Viele Beschicker bekommen keine Ware.“

Michael Dummel gibt ihm Recht. Er betreibt zusammen mit seinem Geschäftspartner Stephan Natterer das Restaurant Blickwinkel am Campingplatz Willam. Die beiden Gastronomen sind seit dem ersten Hüttenzauber in Singen dabei und berichten ebenfalls von Problemen in der Branche. Die Lage sei angespannt mit Blick auf die Beschicker mit Handelswaren. Für viele sei es nach den Absagen der letzten Jahre dieses Jahr schwierig gewesen, alles auf eine Karte zu setzen.

„Viele bekommen aktuell kaum Ware“, sagt Dummel im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Zudem seien einige Betreiber schlicht und ergreifend Pleite gegangen. „Dazu kommen, dass ein paar ältere Kollegen die Zeit genutzt haben, um vielleicht ein oder zwei Jahre früher aufzuhören“, so Dummel weiter. Das größte Problem sei aber: Viele hauptberufliche Betreiber gibt es nicht mehr.

Michael Dummel und sein Geschäftspartner wären auch in diesem Jahr beim Hüttenzauber dabei gewesen. Sie finden es Schade, dass der Singener Weihnachtsmarkt schon wieder nicht stattfindet. „Singen braucht doch einen Weihnachtsmarkt“, ist sich Dummel sicher. Aktuell bietet er sein Angebot beim Sternenzauber – der kleinen Alternative zum Hüttenzauber – in der Singener Innenstadt an. Warum? „Wir wollen den Singener zumindest einen kleinen Weihnachtsmarkt und ein bisschen Weihnachtsmarktatmosphäre bieten.“ Die Resonanz auf den Sternenzauber sei allerdings noch eher zurückhaltend. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Dummel. Er sei aber zuversichtlich, dass das Geschäft je näher die Feiertage kommen, noch zulegen werde.