Aus dem Duell wurde nichts. Bei der Veranstaltung der Gemeinde zwecks Vorstellung der Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Gottmadingen fehlte einer der beiden Bewerber. Wie der stellvertretende Bürgermeister Martin Sauter bei der Begrüßung der rund 100 Besucher in der Eichendorffhalle und der etwa 130 Teilnehmer der YouTube-Live-Schalte sagte, hatte Roland Kunze wenige Stunden zuvor seine Teilnahme abgesagt – ohne nähere Begründung. Für etliche Besucher im Saal kam dies offensichtlich nicht überraschend, die Information wurde mit Gelächter aufgenommen.
Frage des Respekts vor dem Amt
Damit war der Weg frei für den amtierenden Bürgermeister Michael Klinger, der sich am 11. Oktober bei den rund 8500 Wahlberechtigten um eine dritte Amtsperiode bewirbt. Der Mann, den die Menschen in Gottmadingen im Alltag oft in hemdsärmliger Garderobe mit Dreitagesbart erleben, brachte an diesem Abend seinen Respekt vor dem Amt allein durch sein Äußeres zum Ausdruck: Feines blaues Tuch, weißes Hemd, Schlips, schwarze Schuhe, sauber rasiert. Der Respekt vor der Aufgabe stand auch an erster Stelle seiner Rede: „Es ist eine Ehre für mich, mich an einer so herausgehobenen Position für Gottmadingen, für meine Heimatgemeinde, für die Gemeinde, die mir am Herzen liegt, einzusetzen.“
Was folgte war ein Schnelldurchlauf durch die Entwicklung der Gemeinde in den vergangenen acht Jahren, in denen die Gemeindeverwaltung unter der Leitung von Michael Klinger Investitionen von 53 Millionen Euro in die öffentliche Infrastruktur zu managen hatte. Als Leuchttürme bezeichnete er dabei das Höhenfreibad sowie den Neubau der Eichendorff-Realschule. Die beiden Projekte sind zugleich Ausweis seiner kommunalpolitischen Handschrift: „Solche großen Projekte, egal ob Freibad oder Schule, packen wir nicht halbherzig an.“
Der Preis dieses Vorgehens wurde bei der anschließenden Fragerunde deutlich, wobei jeweils etwa die Hälfte der Beiträge von Besuchern in der Halle und Teilnehmern an den Rechnern stammten. Michael Klinger vertritt die Ansicht, dass nach dem rund 30-Millionen-Projekt für den Schulneubau und angesichts der zu erwartenden Finanzlöcher durch die Pandemie-Folgen erst einmal kleine Brötchen gebacken werden müssen. Skeptisch äußerte er sich deshalb etwa bei der Frage nach der Anschaffung einer neuen Küche für die insgesamt als nicht mehr zeitgemäß empfundenen Eichendorffhalle, ebenso wie auf die Forderung nach einer Ausweitung der Angebote bei der Kleinkindbetreuung und Jugendarbeit oder etwa der Beauftragung eines Gebärdendolmetschers bei künftigen Internet-Bürgerversammlungen. „Besser geht immer“, so seine Botschaft, „aber am Ende muss das alles immer auch bezahlt werden.“
Diskussion mit Echo-Effekten
Die Anregung eines Gebärdendolmetschers mag dabei auf den ersten Blick exotisch erscheinen, ist in einem weiteren Kontext aber berechtigt. Die Akustik in der Eichendorff-Halle wurde durch Echo-Effekte verzerrt und verdeutlichte, wo in Gottmadingen mittelfristig ein weiteres Großprojekt wahrscheinlich anzusiedeln ist. Ob es eine neue Halle geben wird und wann, möchte Michael Klinger nicht selbstherrlich bestimmen. Beim Stil will er weiter auf Bürgerbeteiligungen setzen: „Das ist mein Markenzeichen und wird es bleiben.“
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