Trainieren, posieren und sich mit anderen messen: Spätestens seit Arnold Schwarzenegger in den 1970er-Jahren seinen muskelbepackten Körper bei Wettkämpfen präsentierte, ist Bodybuilding auch Sportmuffeln bekannt. Beim Bodybuilding geht es um den gezielten Aufbau von Muskelmasse durch Krafttraining, Ernährung und Regeneration. Das Ziel: Die Muskeln sollen definiert und die Symmetrie verbessert werden Das Ergebnis wird bei Wettkämpfen präsentiert.

Der Sport, der seinen Ursprung in Großbritannien hat, hat sich auch in Deutschland etabliert. Der Hegauer Niklas Möller widmet sich dieser Passion. Der 24-Jährige hat dieses Jahr zwei Titel im Bodybuilding gewonnen – und das, obwohl der Singener erst seit 20 Monaten trainiert.

Stolz zeigt der Singener die Fortschritte seiner Disziplin im Sport und mit der Ernährung.
Stolz zeigt der Singener die Fortschritte seiner Disziplin im Sport und mit der Ernährung. | Bild: Möller

Seine ersten Begegnungen mit dem Bodybuilding hatte Niklas Möller bereits mit 16 Jahren. Er sei damals hobbymäßig zwei bis drei Mal die Woche ins Fitnessstudio gegangen, allerdings ohne einen seriösen Plan oder mit Einbezug einer richtigen Ernährung. „Ich hatte damals schon gemerkt, dass es mir großen Spaß macht und ich unbedingt auf die Bühne will. Allerdings hat sich dann alles etwas verlaufen“, erzählt er.

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Leidenschaft für Sport war schon immer da

Ein paar Jahre später wurde Möller der Führerschein entzogen, was bei ihm zu einem Sinneswandel führte. „Da dachte ich mir: Bevor ich daheim rumsitze und nichts mache, gehe ich trainieren. In einem Fitnessstudio in Singen habe ich dann recht schnell den Trainer Sascha Gail angesprochen und wir haben festgemacht, welche Wettkämpfe in Frage kommen und darauf hintrainiert.“

Niklas Möller mit Trainer Sascha Gail nach einem Wettkampf. Gail hat ihn von Anfang an auf seiner Reise unterstützt.
Niklas Möller mit Trainer Sascha Gail nach einem Wettkampf. Gail hat ihn von Anfang an auf seiner Reise unterstützt. | Bild: Möller

Es gebe viele unterschiedliche Verbände, bei denen man an Wettkämpfen antreten könne. Möller hat beim Verband WFF Germany (World Fitness Federation) mitgemacht und dort dieses Jahr in der Jugendklasse bis 24 die Titel als Deutscher Meister und Weltmeister geholt. Doch damit nicht genug. „Ich will auf jeden Fall auf internationale Wettkämpfe. In Deutschland rentiert es sich nicht“, sagt er.

Der Sport sei hier auch nicht so angesehen. „Wenn du in Amerika solche Leistungen bringst, staunen die Leute. Hier wird man oft einfach als Schläger abgestempelt. Dabei sind Bodybuilder extrem diszipliniert, gehen nicht groß feiern und haben ihre Ziele vor Augen“, erklärt Möller.

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Tage ohne Training gibt es bei ihm selten. „Es gibt Monate, da bin ich zwei, drei Wochen am Stück im Gym, aber es gibt natürlich auch Phasen, in denen ich ein paar Tage aussetze, weil ich einfach kaputt bin von der Arbeit.“ Möller trainiert jeden Tag eine andere Muskelgruppe, damit sich die nicht aktiven Muskeln regenerieren können. Da der Körper fünf große Muskelgruppen hat, könne so jeder Muskel einmal in der Woche trainiert werden, erklärt er.

Der Erfolg beginnt auf dem Teller

Neben dem disziplinierten Krafttraining spiele auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Die Herausforderungen, die sich Möller in der Diät und im Training stellten, seien mitunter anstrengend. „22 Wochen in der Diät, des war zum Schluss schon hart. Irgendwann schließt man sich ein, weil schon jeder Essensgeruch hungrig macht und man nach jeder Mahlzeit immer noch hungrig ist. Mit Hunger schläft man auch schlecht, teilweise war ich zwei, drei Nächte wach.“

Nach den Aufbauphasen, in denen er versuche, möglichst viel Masse aufzubauen, wird die Kalorienzufuhr in langsamen Schritten zurückgeschraubt. Am niedrigsten Punkt hatte Möller eine Tageszufuhr von nur 1400 Kalorien.

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„Ich habe sogar Salz und Wassermenge abgewogen. Nur ein bisschen zu viel macht einen riesen Unterschied in der Form aus.“ Trotzdem freue sich der Fitnessliebhaber schon auf die nächste Diät: Dem Körper beim Verändern zuzusehen und seine körperlichen Grenzen herauszufordern, mache ihm Spaß.

Doch wie läuft nun so ein Wettkampf genau ab? Für das beste Ergebnis reisen die Teilnehmer schon zwei Tage im Voraus an und fangen mit dem Entwässern an, erklärt der 24-Jährige. Eine verbreitete Methode dafür sei die Zufuhr von zehn bis zwölf Litern Wasser, anschließend werde für 24 Stunden auf Flüssigkeit verzichtet. Dadurch scheide man extrem viel Wasser wieder aus, was der idealen Körperform für das Bodybuilding zu Gute komme. Das Verhältnis zu den anderen Teilnehmern beschreibt Möller als freundschaftlich: „Ein Konkurrenzgefühl ist gar nicht da.“

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Nicht nur der sportliche Weg, sondern auch berufliche Entscheidungen prägen Möllers Reise. Nach einer Ausbildung zum Maler und Lackierer war der 24-Jährige drei Jahre in diesem Bereich tätig. Vergangenes Jahr hat er bei Fondium in Singen gearbeitet, doch der Schichtbetrieb war mit seiner Leidenschaft schwer zu vereinbaren. „Dreischichtbetrieb mit Bodybuilding und Diät zu verknüpfen, ist hart gewesen. Arbeit, Training, Heim – psychisch nimmt das einen schon mit.“

Niklas Möller gewann 2023 den Weltmeistertitel bei den Junioren beim Wettkampf der „World Fitness Federation Germany“ (WFF ...
Niklas Möller gewann 2023 den Weltmeistertitel bei den Junioren beim Wettkampf der „World Fitness Federation Germany“ (WFF Germany). | Bild: Möller

Um seine Leidenschaft nun zum Beruf zu machen, hat Möller dieses Jahr eine Ausbildung in einem Fitnessstudio in der Schweiz begonnen. „Ich liebe es, den Leuten zu helfen, mit ihnen über den Sport zu reden und Pläne zu erstellen. Eventuell fange ich auch ein duales Studium an.“ Sein langfristiges Ziel: Sich in zweieinhalb Jahren als Coach, online sowie Personal Trainer, selbstständig zu machen.