Die Pubertät ist für Jugendliche keine einfache Zeit: Der Körper verändert sich und die Hormone spielen verrückt. Sich mit der eigenen Sexualität auseinanderzusetzen ist für manche auch nicht so einfach – insbesondere dann, wenn es keine Ansprechpartner gibt. Hier kommt die Beratungsstelle von Pro Familia ins Spiel: Die Mitarbeiter beraten in Singen zu Themen wie Partnerschaft, Schwangerschaft und Sexualität. Für Kinder und Jugendliche wird die sexuelle Bildung angeboten.
Kinder und Jugendliche sollen darin unterstützt werden, Sexualität als Teil der eigenen Persönlichkeit zu entdecken und diese auch zu entfalten. Für diese Aufgabe sind Maleen Mack und Daniel Briel von Pro Familia in Singen in den Schulen bereits ab der vierten Klasse unterwegs. Aufklärungsarbeit von außen sei laut Briel wichtig, denn er stelle fest, dass zuhause eher weniger über Themen wie Sexualität und Verhütung gesprochen werde.
Pubertät kann erschreckend sein
Dabei sollten Kinder darüber aufgeklärt werden, dass bestimmte Veränderungen im Körper völlig normal sind. „Wenn ein Junge beispielsweise seine erste Erektion hat, aber gar nicht weiß, was da vor sich geht, dann kann das für ihn schon erschreckend sein“, sagt Briel.
Daher wollen Maleen Mack und Daniel Briel schon früh Persönlichkeitsprozesse unterstützen, die mit Sexualität einhergehen. Dazu gehöre, das Wissen um den eigenen Körper zu vermitteln, den Kindern und Jugendlichen zu helfen, sich über sexuellen Themen auszutauschen sowie die eigenen Gefühle bewusst wahrzunehmen und auszudrücken. Auch das Thema Verhütung spiele dabei eine Rolle. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie mit Erwachsenen hat das Kondom die Pille als Verhütungsmittel Nummer eins abgelöst.
Auch Jungs kümmern sich um Verhütung
Doch wie ist der Stand bei den Jugendlichen? Hier haben die beiden die Erfahrung gemacht, dass auch sie schon sehr reflektiert seien. „Die hormonelle Verhütung wird auch bei den jungen Leuten mehr infrage gestellt“, sagt Maleen Mack. Sehr viele wüssten über die Nebenwirkungen der Pille Bescheid.
Die Jugendlichen seien sich auch der Verantwortung bewusst, die mit dem Thema einhergehe. „Sie sagen ganz klar, dass Jungen und Mädchen für die Verhütung zuständig sind – auch wenn der Verhütungsmittelmarkt eher auf Mädchen und Frauen ausgerichtet ist. In der Hinsicht ist ihre Haltung sehr modern“, sagt Mack.
Das sehe man auch an den Zahlen. „In der Statistik für ungewollte Schwangerschaften machen die unter 18-Jährigen nur drei Prozent aus“, so die Therapeutin. Doch der Bedarf an Austausch sei da. „Deswegen machen wir uns dafür stark, diese Themen zu enttabuisieren“, so Briel.
Dass die Jugendlichen so fit sind, liege auch an den sozialen Medien. „Es ist eine wertvolle Quelle, weil man ganz unkompliziert an Informationen kommt“, sagt Maleen Mack. Das Internet spiele daher immer mehr eine wichtige Rolle, neben dem klassischen Unterricht und den Gesprächen mit Erwachsenen, aber auch untereinander.
Leichter Zugang zu Pornos ist ein Problem
Dennoch sei das Internet Segen und Fluch zugleich – gerade was das Thema Pornografie angehe. Denn schon ab zehn Jahren hätten Kinder Kontakt zu Pornos, auch unfreiwillig etwa durch Werbung. „Es ist eigentlich ein Paradox: Der Konsum von Pornos ist erst ab 18 Jahren erlaubt. Doch durch das Internet haben auch Kinder die Möglichkeit, diese Filme zu sehen, weil es nicht kontrolliert wird. Ein Klick auf die Altersfreigabe und schon können sie Pornos gucken“, beklagt Daniel Briel.
Womit sie wieder bei nötigen Gesprächen wären: „Bei unseren Besuchen in den Schulen wird uns bewusst, wie wenig mit Kindern zuhause über das Thema gesprochen wird“, so Briel. Denn ein Austausch helfe, einen guten Umgang damit zu finden. „Das Problem ist, dass das Kind etwas sieht, dass es nicht kennt. Es kann das Gezeigte nicht zuordnen: Was passiert da? Warum stöhnt die Frau? Tut der Mann ihr weh?“, sagt Briel weiter.
„Wenn Kinder niemanden haben, mit dem sie darüber reden können, kann sie das belasten.“ Deswegen sei es wichtig, mit Kindern über diese Themen zu sprechen – damit sie ein gesundes Verhältnis zur eigenen Sexualität entwickeln können.