Elite Partner, Parship, Tinder: Es gibt etliche Plattformen, die versprechen, den geeigneten Partner finden zu können. Doch nicht nur Internetseiten und Apps bieten diese Chance. Wie die jüngste Vergangenheit gezeigt hat, wagen manche Leute es bis ins Fernsehen, um ihre Liebe zu finden. Nach Thorsten Zufahl, der im vergangenen Monat bei der VOX-Serie „First Dates Hotel“ zu sehen war, meldet sich nun auch Dieter Grimm. Er war ebenfalls im vergangenen Monat bei einem ähnlichen Fernsehformat zu sehen: „First Dates“.

Neben neuen Erkenntnissen schildert er auch ein Problem, auf gewohntem Weg jemanden kennenzulernen – was der Paartherapeut Matthias Graf aus seiner Praxis bestätigen kann. Doch Online-Dating bringe andere Hürden mit sich.

Was bewegte ihn dazu, ins Fernsehen zu gehen?

Dating-Apps wie Tinder und Bumble habe er schon ausprobiert, berichtet der 44 Jahre alte Dieter Grimm. „Ein-, zwei Mal hat es auch gut geklappt“, sagt er. Dann sei er auf das Fernsehformat gestoßen: „Ich habe ‚First Dates‘ eine Zeit lang recht häufig gesehen“, erzählt Grimm. „Das Format sah ganz sympathisch aus und ich dachte, vielleicht passt es ja, wenn jemand anders für mich aussucht.“

Paare würden in der Sendung aufgrund ihrer ähnlichen Interessen und Wünsche ausgewählt, die Kamera begleitet die Kandidaten dann beim Blind-Date im Restaurant. Das Kennenlernen sei mit der Auserwählten namens Stefanie gut verlaufen: „Es hat einfach super gepasst“, berichtet er.

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Seine Geschichte hat einen Haken

Doch anschließend trennten sich die Wege dann doch: „Im Nachhinein haben wir uns noch zweimal getroffen und gemerkt, dass es doch ein paar Dinge gibt, die nicht so gut passen“, gibt Grimm zu. Bei Thorsten Zufahl aus Hilzingen ging das Experiment gut aus: Er ist im Fernsehen in eine neue Beziehung gestartet.

Auf die Frage, ob er einen Mehrwert in solchen TV-Formaten sieht, antwortet der Single aus Singen: „Ich finde schon, es ist auf jeden Fall mal ‚ne interessante Sache.“ Natürlich wisse man nie, ob es mit der Partnerin dann tatsächlich passt, aber man könne seine Vorlieben und Ansprüche ja im Vorhinein mitteilen, erklärt er. Außerdem sei es in seinem Alter schwer, Leute in einer Bar oder einem Café kennenzulernen. „Die Leute gehen nicht mehr so viel weg, der Freundeskreis wird enger“ zählt er die Gründe auf.

Was meint der Experte dazu?

Mathias Graf ist Paartherapeut in Singen und seit 25 Jahren bei Pro Familia. „In meinen Anfangszeiten gab es ein Paar, das sich über eine Zeitungsannonce kennengelernt hat. Damals war das noch eine richtige Seltenheit“, erinnert er sich.

Matthias Graf, Psychologischer Psychotherapeut und Geschäftsführer von Pro Familia Singen.
Matthias Graf, Psychologischer Psychotherapeut und Geschäftsführer von Pro Familia Singen. | Bild: Tesche, Sabine

Heutzutage habe sich etwa ein Drittel der Paare bei Pro Familia nicht im echten Leben kennengelernt, schätzen er und sein Team. Paare, die sich durch ein Fernsehformat kennengelernt haben, gäbe es bei ihnen aber nicht, fügt er hinzu.

Ein mögliches Problem sieht der Paartherapeut darin, dass durch Dating-Apps viel mehr Fernbeziehungen zustande kämen. Per se sei das nicht schlimm, aber: „Wenn sie zusammenziehen wollen, gibt es zusätzliches Konfliktpotenzial. Einer der beiden muss sein Umfeld verlassen“, erläutert er. Oftmals käme es dann zu einem Aushandlungsprozess und es würde eine Gegenleistung für den Umzug erwartet.

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„Dating Apps sind ein hoch-effizientes Medium, wo man relativ schnell, relativ viele Leute treffen kann, von denen man weiß, die sind auch auf der Suche“, sagt der Paartherapeut. „Das ist dann eher banal – es haut einen nicht so um. Es ergreift einen deutlich mehr, wenn man in der Bar jemanden kennenlernt“, sei die Erfahrung einer Klientin.

Viele Möglichkeiten, aber auch viele Enttäuschungen

Eine weitere Klientin habe dem Paartherapeuten auch von negativen Erfahrungen berichtet: Die Hemmschwelle gehe bei Dating-Apps und Online-Portalen rasch nach unten und es würden schnell anzügliche und übergriffige Sachen geschrieben. Aber diese Apps bieten auch Chancen: „Leute, die wirklich auf dem Land wohnen, haben einen großen Aufwand, um in die Stadt oder eine Bar zu gehen, um dort Leute kennenzulernen“, erklärt Graf.

Auch Menschen mit speziellen sexuellen Vorlieben könnten von Dating-Apps profitieren. Er kenne ein Paar, das sich über eine Plattform kennengelernt habe, die speziell für Menschen mit gewissen Vorlieben ausgerichtet ist. Weiterhin blickt er auf homosexuelle Menschen: In größeren Städten gäbe es Bars, in denen sich homosexuelle Menschen kennenlernen könnten. Doch hier in der Gegend, wüsste er aus dem Stehgreif nicht, ob es so etwas gebe. Auch für sie bieten Apps und Online-Plattformen Vorteile.