Laut der Debra-Studie rauchen wieder mehr Jugendliche und bei Auszubildenden in Pflegeberufen ist der Anteil sogar noch höher: Hier rauche laut der Ärztezeitung jeder Zweite. Viele Pflegekräfte geben an, wegen Stress im Job zu rauchen. Die Pflegeschülerinnen Annika Sommer und Luna Brandau und den Pflegeschüler Moritz Reinecke hat das Astra-Plus-Programm, das die Pflegeakademie des GLKN in Kooperation mit der Fachstelle Sucht anbietet, zum Umdenken bewogen.
Sie waren bis vor Kurzem noch mehr oder weniger starke Raucher. Zwei der drei Auszubildenden im ersten Lehrjahr haben mithilfe des Programms das Rauchen fast ganz aufgehört. Moritz Reinecke hat seinen Rauchkonsum zumindest halbiert, wie er berichtet. Er erzählt, dass von 22 Pflegeschülern in der Klasse, 15 bis 16 rauchen würden.
Vor dem Programm 20 Zigaretten am Tag
Die 19-jährige Annika Sommer hat vor dem Kurs etwa 20 Zigaretten am Tag geraucht. Sie habe schon vorher oft überlegt, aufzuhören, und könne sich nicht vorstellen, dauerhaft Raucherin zu sein. Ein weiterer Grund aufzuhören sei, dass sie an Asthma leide und dass sie als Auszubildende in der Pflege Patienten nicht zum Aufhören ermuntern könne, wenn sie selbst rauche.
„Der Kurs hat mir den nötigen Schubs gegeben“, erklärt Annika Sommer. Sie merke jetzt beim Training im Fitnessstudio, dass sie mehr Puste habe. Nicht zu rauchen sei aber noch komisch. „Es ist wie eine Aufgabe, die wegfällt“, erklärt die 19-Jährige, diese Zeit könne man jetzt auch anders nutzen.
Luna Brandau, 18 Jahre alt, hat vor dem Programm vier bis fünf Zigaretten am Tag geraucht, jetzt rauche sie noch ab und zu eine. „Es passt nicht zum Berufsbild und es passt nicht zu mir“, erklärt sie den Grund, warum sie fast aufgehört hat. Im Kurs habe sie gelernt, dass es nicht schwer ist, mit dem Aufhören anzufangen, positiv zu bleiben, wenn es auch mal nicht klappt. In den Situationen, in denen sie früher immer geraucht habe, nicht zu rauchen, sei ungewohnt. „Das ist schon komisch, ich muss in den Pausen nicht raus zum Rauchen, sondern kann auch drin bleiben“, erklärt Luna Brandau.
Der 20-jährige Moritz Reinecke raucht die E-Zigaretten Vapes, die bei Jugendlichen wegen ihres süßen Geschmacks beliebt ist. Vor dem Astra-Programm habe er rund 600 Züge am Tag geraucht, das entspreche einer Schachtel Zigaretten, jetzt habe er seinen Konsum halbiert. Er merke seitdem, dass seine sportlichen Leistungen im Fußballtraining besser geworden sind. Er rauche keine Zigaretten, weil er den Geschmack nicht mag.
Die süßlichen Geschmacksrichtungen der Vapes finde er dagegen gut und, dass sie schädliche Stoffe wie Teer nicht enthalten. Dafür würden sie aber wahrscheinlich anderes enthalten, was schädlich sei. „Aufzuhören oder zu reduzieren ist eigentlich nicht so schwer, man steht sich aber oft selbst im Weg und wenn der Kopf nicht will, dann klappt es nicht“, erklärt er.
Im Astra-plus-Programm gehe es zunächst einmal darum, das eigene Rauchverhalten zu analysieren und herauszufinden, was die Gründe wären, damit aufzuhören, erklärt Rauchentwöhnungstheratpeutin Meike Gmeinwieser von der Fachstelle Sucht. Die Teilnehmer machen sich klar, in welchen Situationen sie rauchen, weil es darum gehe, Verhaltensmuster zu durchbrechen.
Schüler sollen ihre Einstellung zum Rauchen ändern
„Die Rauchentwöhnung ist normalerweise eine Kombination aus verhaltenstherapeutischem Gruppenangebot und Nikotinersatztherapie“, erklärt die Therapeutin. Bei den Pflegeschülern stehe aber im Vordergrund, in der Einstellung zum Rauchen etwas zu bewirken und die eigene Gesundheit und die der Patienten in den Vordergrund zu stellen.
Die Teilnehmer legen einen Rauchstopptag ein und sprechen am Anfang jeder Stunde darüber, wie es ihnen geht und was ihnen gut gelungen ist. Mit einem Messgerät wird der Kohlenmonoxidwert im Atem gemessen, der unmittelbar nach dem Rauchen am höchsten ist. Die Werte werden in ein Diagramm eingetragen und so sehen die Schüler ihre Erfolge bei der Rauchentwöhnung. „Das, der Austausch und die Gruppendynamik, dass man es gemeinsam schaffen kann, motiviert unheimlich“, berichtet Meike Gmeinwieser. Diese Motivation brauche es, um durchzuhalten und Rückfälle zu vermeiden.