3,2 auf der Richterskala: So stark war laut dem Landeserdbebendienst (LED) das stärkste von drei Erdbeben, die es am Donnerstagabend, 29. Juni, beim Singener Stadtteil Überlingen am Ried gab. Der LED listet noch zwei weitere Erdstöße am Donnerstagabend auf, die beiden anderen werden mit einer Stärke von 2,5 und 0,9 angegeben. Doch aus der Aufstellung geht auch hervor: Schon seit dem leichten Erdbeben vom Dienstagmittag, 27. Juni, gab es immer wieder kleinere Erdstöße mit dem Epizentrum bei Überlingen am Ried. Die Herde unter diesen Erdbeben verortet der LED jeweils in etwa neun Kilometern Tiefe.

Mit diesen Stärken zählen all diese Erdstöße als schwache beziehungsweise sehr schwache Erdbeben. Die stärkeren sind allerdings durchaus an der Oberfläche spürbar. Entsprechend verzeichnet der LED bei ihnen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen im Umkreis von zehn Kilometern, die bei der staatlichen Stelle eingegangen sind. Das schlägt sich auch im sozialen Netzwerk Facebook nieder, wo von wackelnden Tassen oder Engelsfiguren die Rede ist.

Erdbeben passieren an einer Störungszone

Doch warum rumpelt es eigentlich derzeit häufiger ausgerechnet unter Überlingen am Ried? Seismologin Andrea Brüstle vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) in Freiburg erklärt: „Die Region ist Teil der Freiburg-Bonndorf-Bodensee-Störung.“ Diese Störungszone entstehe durch die Auffaltung der Alpen. Denn das Hochgebirge gibt es, weil die afrikanische mit der eurasischen Kontinentalplatte zusammenstößt. Die Erdkruste faltet sich an dem Zusammenstoß zu einem Gebirge, eben den Alpen, auf. Dabei gibt es seismische Aktivität – und die Störungszone in der Region ist ein Ausläufer dieser Aktivität.

Bild 1: Und wieder bebt die Erde: Am Donnerstagabend rumpelte es schon wieder im Hegau
Bild: Kerstan

Momentan sei es auffällig, dass es erhöhte Aktivität bei Überlingen am Ried gebe, sagt Brüstle. Mit dem Begriff Serie geht sie aber zurückhaltend um. Die seismische Aktivität könnte nun vorbei sein oder auch weitergehen – eine Voraussage dazu wäre reine Spekulation, sagt die Seismologin. Denn Erdbeben könne man nicht vorhersagen. Und: Der Begriff Erdbebenserie sei nicht klar definiert. Die derzeitige Häufung der Erdstöße bei Überlingen am Ried könne man ungefähr so erklären, dass sich die Erdkruste an der Bruchstelle gewissermaßen verhakt hat und sich diese Verhakung stückchenweise löst.

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Ob solche Erdstöße auch Schäden verursachen können, könne man nicht allgemein beantworten. In der Regel seien am ehesten kleine Risse zu erwarten, sagt Andrea Brüstle. Allerdings hänge das von vielen Faktoren ab, etwa vom Zustand eines Gebäudes oder vom Untergrund, auf dem es steht. Für den Hegau verzeichnet Brüstle eine Serie von Erdbeben in Hilzingen in den Jahren 2016 und 2017 mit Stärken von bis etwa 3 auf der Richter-Skala. Und 1995 habe es beim Gottmadinger Ortsteil Ebringen ein Beben mit der Stärke von 3,5 gegeben.