Es sei für sie keine leichte Entscheidung gewesen, nach acht Jahren und vor Ablauf der Legislaturperiode 2026 ihr Mandat als Landtagsabgeordnete des Wahlkreis Singen abzugeben, sagte die grüne Abgeordnete Dorothea Wehinger bei ihrem Abschiedsfest im Siedlerheim. Sie tritt mit 71 Jahren aus persönlichen Gründen zurück, um mehr Zeit für sich und ihre Familie zu haben. Nachrückerin ist Saskia Frank. Viele grüne Wegbegleiterinnen und -begleiter sowie Vertreter von verschiedenen Einrichtungen und Vereinen waren gekommen, um diesen Abschied mit ihr zu feiern und ihre Arbeit zu würdigen.

Jetzt hat sie mehr Zeit für ihre Familie: Dorothea Wehinger mit ihrem Mann Hubert und Sohn David.
Jetzt hat sie mehr Zeit für ihre Familie: Dorothea Wehinger mit ihrem Mann Hubert und Sohn David. | Bild: Jacqueline Weiß

Wehinger erinnerte daran, wie sie in den Landtag kam und damit ins gleiche Gremium wie ihr Schwager, Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Zu ihrer Nominierung als Landtagskandidatin der Grünen 2016 erklärte sie: „Es war nie mein Gedanke, in die Landespolitik zu gehen.“ Sie sprang als Ersatz ein für den gesundheitsbedingt zurückgetretenen Udo Engelhardt ein. Doch sie habe die Herausforderung angenommen – in der Annahme, dass sie im tiefschwarzen Landkreis eh keine Chance hätte. Ihr Team hätte dann aber einen „super Wahlkampf“ hingelegt und mit 28,7 Prozent ein Direktmandat errungen.

„Die Nähe zu den Menschen war für mich oberstes Gebot“, erklärte sie. Deshalb sei sie oft im Wahlkreis, zu dem auch der Raum Stockach gehört, unterwegs gewesen und habe mit vielen gesprochen. Dabei lernte sie besonders die Stadt Stockach neu kennen und schätzen, sagte die 71-Jährige.

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Erzieherin bringt Expertise ein

Kinder, Familie und Frauen seien immer Themen gewesen, die ihr besonders am Herzen lagen und sie habe es geschafft, einen größeren Etat für die Frauenhäuser durchzusetzen. Die frühkindliche Bildung war aber eines ihrer wichtigsten Anliegen.

Das sei auch der Grund gewesen, warum sie 2021 für eine zweite Wahlperiode antrat. „Am Anfang kam ich mir vor wie eine Ruferin in der Wüste, doch inzwischen ist das Thema im Kultusministerium verankert“, berichtet die ehemalige Erzieherin.

Gute Landtagskolleginnen: Martina Braun aus Furtwangen dankte für die Zusammenarbeit. „Wir haben gemeinsam den ländlichen Raum gerockt“, ...
Gute Landtagskolleginnen: Martina Braun aus Furtwangen dankte für die Zusammenarbeit. „Wir haben gemeinsam den ländlichen Raum gerockt“, sagte sie beim Abschiedsfest. | Bild: Jacqueline Weiß

Die Themen Natur und Umwelt seien ihr, die auf einem Bauernhof groß geworden ist, in die Wege gelegt worden. Deshalb habe sie immer das Gespräch mit Bauern und Verbrauchern gesucht. Ein weiteres Anliegen war ihr die Unterstützung der Unternehmen, Besuche in den heimischen Betrieben inklusive. „Ich habe nur offene Türen erlebt, viel gelernt und tolle Menschen kennengelernt“, so Wehinger über ihre Amtszeit.

„Den ländlichen Raum gerockt“

Zu diesen Menschen gehöre Martina Braun, grüne Landtagsabgeordnete und Bio-Bäuerin aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis. „Wir haben den ländlichen Raum gerockt“, erklärte Martina Braun zur Zusammenarbeit mit ihrer Landtagskollegin. Beiden sei wichtig gewesen, Landespolitiker in die Region zu holen. Sie sollten sehen, dass es neben dem Stuttgarter Speckgürtel noch andere starke Regionen gebe, erklärte Wehinger.

Der Singener Ortsverband mit Eberhard Röhm und Regina Henke bedankt sich bei der Landtagsabgeordneten mit einem Gutschein für eine Fahrt ...
Der Singener Ortsverband mit Eberhard Röhm und Regina Henke bedankt sich bei der Landtagsabgeordneten mit einem Gutschein für eine Fahrt mit der Solarfähre. | Bild: Jacqueline Weiß

Eberhard Röhm und Regina Henke dankten als Vertreter des Singener Ortsverbands. „Wir haben viel von dir profitiert“, sagte Fraktionsvorsitzender Eberhard Röhm. Die Grüne habe dafür gesorgt, dass erstmals eine Wahlkreis-Vertreterin ihrer Partei im Landtag vertreten war.

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Hartnäckigkeit zeichnet sie aus

Das Ergebnis bei der zweiten Nominierung zur Landtagswahl sei mit einer Stimme Unterschied zu Saskia Frank zwar denkbar knapp gewesen und habe sie enttäuscht, erinnerte er. Doch vielleicht habe sie gerade das motiviert, zu kämpfen und weiterzumachen. Gerade diese Hartnäckigkeit und ihr Bestreben, mit allen Menschen ins Gespräch zu kommen, würden die Landtagsabgeordnete auszeichnen, sagt Röhm.

Gemeinde- und Kreisrätin Saskia Frank aus Rielasingen-Worblingen (links) übernimmt das Landtagsmandat, hier mit Dorothea Wehinger und ...
Gemeinde- und Kreisrätin Saskia Frank aus Rielasingen-Worblingen (links) übernimmt das Landtagsmandat, hier mit Dorothea Wehinger und den Kreisvorstandsmitgliedern Niklas Baur und Markus Tittelbach (von links). | Bild: Jacqueline Weiß

Alice Engelhardt dankte im Namen des Grünen-Ortsverbands Stockach für die Unterstützung im Kommunalwahlkampf. Sie erklärte, dass es bestimmt eine schwierige Entscheidung gewesen sei, vor Ende der Legislaturperiode zurückzutreten, aber auch eine mutige und eine für die Landtagsabgeordnete richtige Entscheidung.

Für den Kreisvorstand veranstalteten Niko Baur, Saskia Frank und Markus Tittelbach ein Quiz mit den Gästen zu Wissenswertem über die Landtagsabgeordnete und Dorothea Wehinger stellte ihre Nachfolgerin Saskia Frank vor. Wehingers Amtszeit endet am 31. August. „Ich wünsche dir, dass Du ab 1. September gut in der Landtagsarbeit ankommst“, sagte die scheidende zur neuen Landtagsabgeordneten.