„Schlechtester Juni jemals“, „erschreckend schwacher Start“ und „deutlich weniger Badegäste als sonst“: So beschreiben die Betreiber der Freibäder aus Singen, Engen, Hilzingen, Worblingen und Gottmadingen den Start in die diesjährige Freibadesaison. Der SÜDKURIER hat mit den Freibadbetreibern gesprochen, wie der Sommer bisher verlaufen ist und welche Probleme sie plagen.

Nass und kühl, so sah fast jeder Tag bis Mitte Juni aus. Die richtig warmen Sommertage mit über 30 Grad ließen dann auch noch bis Ende Juni laut dem Wetterdienst Wetterkontor auf sich warten. Dennoch kommen die Besucherzahlen fast an die der Vorjahre heran, das sagen zumindest die Hegauer Freibadbetreiber. „Es ist fast so, als wären mit dem guten Wetter alle aus Trotz gegenüber dem schlechten Wetter erst recht ins Freibad gegangen“, sagt Jörg Zimmermann, Abteilungsleiter Sport, Bäder und Verwaltung in Singen. Auch Thomas Abendroth, Schwimmmeister in Engen, sieht das so: „Mit den ersten warmen Tagen sind die Besucherzahlen explodiert.“

In Singen bleiben die Gemüter im Freibad ruhig, sagen Jörg Zimmermann, Abteilungsleitung Sport, Bäder und Verwaltung und Birgit Forster, ...
In Singen bleiben die Gemüter im Freibad ruhig, sagen Jörg Zimmermann, Abteilungsleitung Sport, Bäder und Verwaltung und Birgit Forster, Sachgebietsleitung Bäder. | Bild: Jeronimo Hillgruber

Das belegen auch die Besucherzahlen. Gleich in drei Freibädern im Hegau konnten in den vergangenen Wochen Meilensteine erreicht werden: Am 12. August trat der 50.000 Badegast der Saison in Engen durch das Drehkreuz. Das Gleiche ist am 14. August im Freibad in Hilzingen passiert. Im Singener Aachbad gab es einen noch größeren Meilenstein am 9. August: Dank eines Besuchers konnten zwei Millionen Badegäste seit 2000 verzeichnet werden.

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Was die Besucherzahlen für den restlichen Sommer angeht, da bleiben die Betreiber aber realistisch. „Wir denken, dass wir noch über die 65.000 Gäste kommen, aber Zahlen wie vergangenes Jahr werden schwer. Das war ein Jahrhundertsommer für uns“, sagt Heike Bezikofer vom Bauamt Engen. Im Vergleich dazu: 2023 wurden im Engener Freibad alleine im Juni 23.000 Besucher gezählt.

Auch in Hilzingen ist man sich einig, dass die Zahlen aus dem Vorjahr vermutlich nicht erreicht werden können. „Man kann aber dennoch zufrieden sein, nach so einem schwachen Start. Wir haben gut aufgeholt“, erklärt Bürgermeister Holger Mayer. Im Naturbad Worblingen sind die Zahlen auch auf einem guten Kurs: Bereits 19.000 Badegäste konnte das Freibad dieses Jahr begrüßen. „Ob wir die 30.000 Gäste aus dem vergangenen Jahr schaffen, bleibt abzuwarten“, meinte Deniz Yildiz, Pächter des Freibads.

Im Freibad Aachtal sind bereits fast zwei Drittel der Vorjahresbesucherzahlen erreicht. Von Links Lothar Reckziegel, Vorsitzender ...
Im Freibad Aachtal sind bereits fast zwei Drittel der Vorjahresbesucherzahlen erreicht. Von Links Lothar Reckziegel, Vorsitzender Förderverein Bäder, Abdullah Yildiz, Schwimmmeister und Deniz Yildiz, Pächter. | Bild: Jeronimo Hillgruber

Im Höhenfreibad in Gottmadingen sehen die Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr schlechter aus, das könnte mit den eingeschränkten Öffnungszeiten zusammenhängen, denn das Bad plagen Personalprobleme.

Bis Mitte August konnte das Bad 36.300 Gäste begrüßen. Vergangenes Jahr kamen über die gesamte Saison 63.000 Besucher nach Gottmadingen, schreibt Achim Hofmann vom Hauptamt Gottmadingen. „Gerade im Juni hatten wir im Vergleich zum Vorjahr aufgrund des wechselhaften und zum Teil regnerischen Wetters deutlich weniger Badegäste“, so Hofmann weiter.

Lob und dennoch vor Problemen

Doch auch solche Badegäste gibt es: die, die bei egal welchen Witterungsbedingungen und Temperaturen den Weg ins Freibad antreten. In Engen war das beispielsweise Gisela Öhler. Sie ist seit über 16 Jahren Stammgast im Freibad in Engen und dieses Jahr sei sie sogar der 50.000 Badegast im Höhenfreibad gewesen, sagt Thomas Abendroth.

In Engen sind die Zahlen so stabil wie vergangenes Jahr. Die Marke 50.000 Badegast ist dieses Jahr drei Tage früher erreicht worden. Von ...
In Engen sind die Zahlen so stabil wie vergangenes Jahr. Die Marke 50.000 Badegast ist dieses Jahr drei Tage früher erreicht worden. Von Links: Thomas Abendroth, Schwimmmeister, Heidi Kaptel, Leitung Kiosk, Gisela Öhler, 50.000. Badegast und Heike Bezikofer, Baurechtsamt Engen. | Bild: Jeronimo Hillgruber

„Wasser ist mein Element“, sagt sie. „Es ist so toll, die tägliche Möglichkeit zu haben, meine Freude am Schwimmen hier auszuleben. Ich möchte ein großes Lob an das Team aussprechen, besonders an die Schwimmmeister“, lobt Öhler.

Denn für die Schwimmmeister in Engen, aber auch in anderen Bädern, ist es nicht immer eine einfache Zeit, wenn die Badesaison auf Hochtouren läuft. In Engen mussten die Öffnungszeiten für eineinhalb Wochen angepasst werden, weil ein Schwimmmeister krankheitsbedingt ausgefallen ist. Seit Mittwoch, 14. August, hat das Freibad aber wieder wie gewohnt offen.

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„Wir sind drei Schwimmmeister hier, wenn da einer länger ausfällt, stehen wir vor einem Problem“, erklärt Thomas Abendroth. Denn für die Schwimmmeister beginnt die Zeit im Freibad bereits eine Stunde vor den Öffnungszeiten und geht auch abends länger. Als Schwimmmeister habe man neben der Aufsicht der Badegäste auch die Pflicht, sich um die Wasserpumpen und weitere technische Aspekte eines Freibads zu kümmern, erklärt Thomas Abendroth.

Des Weiteren gibt es aber auch das Problem, dass kein Nachwuchs nachkommt. Darin sieht auch Rita Assire, Schwimmmeisterin in Hilzingen, ein Problem. „Wir haben Glück, dass mein Sohn Mathieu den Weg des Schwimmmeisters gewählt hat, sonst würden wir auch früher oder später vor Problemen stehen“, erklärt sie.

In Hilzingen ist vorerst für den Nachwuchs der Schwimmmeister gesorgt. Mathieu Assire (rechts) wird seine Mutter, Rita Assire (Mitte) ...
In Hilzingen ist vorerst für den Nachwuchs der Schwimmmeister gesorgt. Mathieu Assire (rechts) wird seine Mutter, Rita Assire (Mitte) beerben. Mit im Bild ist Holger Mayer, Bürgermeister von Hilzingen. | Bild: Jeronimo Hillgruber

In Singen steht man dem eher gelassen entgegen. „Wir haben ab September zwei Azubis, die den Schwimmmeister machen. Zudem macht einer unserer Bademeister ab Oktober eine Fortbildung zum Schwimmmeister“, erklärt Jörg Zimmermann. Dennoch sind sich alle Beteiligten der Bäder in dem Punkt einig, dass mehr Personal nicht schaden würde. In nahezu allen Bädern werde Personal gesucht.

Gemüter bleiben kühl im heißen Sommer

Doch nicht nur Personalmangel plagen die Bäder. Auch mit dem ein oder anderen Badegast gebe es gelegentlich Probleme. So kochten im Juli die Gemüter am Steißlinger See hoch und Fäuste flogen um sich, sogar die Polizei wurde alarmiert. Thomas Abendroth aus dem Engener Erlebnisbad meint: „Bei uns bleibt es ruhig. Klar gibt es gelegentlich Badegäste, die andere Meinungen haben, aber die bekommen sich dann schnell wieder in den Griff.“ Auch Birgit Forster meint: „Früher gab es hier in Singen öfter Probleme, aber dieses Jahr ist es ruhig. Meist muss, wenn es mal Querulanten gibt, mit denen Klartext gesprochen werden, aber dann kriegen sie sich wieder ein.“ Ähnlich ist es in den anderen Freibädern. Bis auf ein paar wenige Rausschmisse ist die diesjährige Badesaison im Hegau friedlich und ruhig, sagt Birgit Forster.