Frau Dammer, das Spielmobil gibt es seit über 30 Jahren. Was wird geboten?

Jessica Dammer: In den Sommerferien ist das Spielmobil mit seinen drei Bauwagen wöchentlich an wechselnden Standorten im Einsatz. Wir sind in der Südstadt und Nordstadt sowie in den verschiedenen Ortsteilen von Singen. Wir richten uns damit an die Altersgruppe der 6- bis 12-Jährigen und stellen für alle, die nicht verreisen, ein kunterbuntes Angebot zusammen, das, wann immer möglich, im Freien stattfindet. Für viele Kinder ist das Spielmobil mittlerweile ein fester Bestandteil ihrer Ferien, und sie fühlen sich in dem zwanglosen Rahmen offensichtlich total wohl.

Welche Angebote sind ein Dauerbrenner und dürfen nicht fehlen?

Jessica Dammer: Wir fragen zuvor bei den Kindern ab, was sie sich wünschen, und orientieren uns daran. Am beliebtesten ist alles, was mit Handwerk zu tun hat, besonders Bastelarbeiten mit Textilien oder mit Naturmaterialien wie Holz. Wir haben viele Materialien aus den letzten Jahren in unseren Bauwagen, auf die wir zurückgreifen, sodass der Kreativität kaum Grenzen gesetzt sind.

Wenn man sich den Abschlussbericht des letzten Jahres anschaut, wird das Ferienangebot in der Tat sehr gut angenommen. 800 Kinder kamen zu 133 Angeboten – viele von ihnen kommen mehrfach und in andere Ortsteile. Was glauben Sie, warum das Spielmobil so beliebt?

Dammer: Die Stadt Singen bietet verschiedene Freizeitaktivitäten an, darunter viele Tagesangebote. Im Kontrast dazu steht das Spielmobil, welches wochenweise die Standorte wechselt. Für das Spielmobil braucht es für die Teilnehmenden weder eine Anmeldung noch Geld. In der Regel kommen zu uns Kinder, die in der Vergangenheit bereits dabei waren oder die das Spielmobil von ihren Eltern oder größeren Geschwistern kennen. Ich denke, es ist die ungezwungene Atmosphäre bei uns, die sie mögen, den Zusammenhalt und dass sie kommen und gehen können, wie sie möchten. Es gibt keinen Zwang.

Sie richten sich an die Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren.

Dammer: Ja, aber es kommen durchaus auch 14-Jährige sowie Kleinkinder in Begleitung ihrer Eltern, die dann mit vor Ort sind. Sie nutzen dann vor allem die Großspielgeräte. Letztendlich hat das Spielmobil auch eine soziale Komponente und gibt Raum zum Austausch und Menschen kennenzulernen.

Sie haben einen persönlichen Bezug zum Spielmobil, denn Sie kennen es noch aus ihrer eigenen Kindheit. Wie hat sich der Anspruch an das Programm seither verändert?

Dammer: Im Prinzip hat sich der Charakter gar nicht geändert. So sind es beispielsweise immer noch die gleichen Lieder, die wir singen. Ich schaue immer noch auf die Jahre zurück, als ich Kind war, und was mir damals selbst Spaß gemacht. Und das damalige Angebot deckt sich mit dem, was die Kids heute gut finden. Das Programm ist allerdings in den Jahren gewachsen, es ist vielfältiger und größer geworden. Das, was die Kinder bei uns mögen, ist, dass sie völlig raus aus ihrem Alltag sind und dass bei uns ein Kind wirklich noch Kind sein darf.

Die Gesellschaft hat sich verändert – auch die Kinder. Wie sieht es bei Ihnen beispielsweise mit dem Umgang mit Handys aus?

Dammer: Manche haben die Handys dabei, aber sie nutzen sie so gut wie gar nicht – vielleicht, um ein Motiv aus der Fotogalerie zu suchen, als Vorlage zum Zeichnen oder beim Basteln. Auch die Betreuer und Helfer verzichten weitgehend auf Handys. Und wenn wir unsere Dorfrallye machen, orientieren sich die Kinder an einem ausgedruckten Stadtplan statt an Google-Maps.

Die Veranstaltungen finden an wechselnden Standorten statt – in der Regel im Freien. Bei schlechtem Wetter bieten Gemeinderäume oder Mehrzweckhallen eine räumliche Alternative. Wie schwierig ist es, Räume zu finden?

Dammer: Wir brauchen Plätze, die ebenso verkehrsberuhigt sind, als auch eine Schlechtwetter-Alternative bieten. Meistens greifen wir auf bewährte Locations zurück. Das funktioniert jedes Jahr super und die Stadt Singen ist da sehr rege. Wir fragen die Ortschaften an und stoßen auf tolle Unterstützung. Gerade die Schulen zeigen sich sehr offen.

Was ist für dieses Jahr geplant?

Dammer: Wir schauen immer, dass wir auf die Wünsche der Kinder eingehen und daher haben wir in diesem Jahr zwei tolle neue Themenblöcke, nämlich „Flora und Fauna“ und „Wir sind Helden“. Das Naturthema bietet sich an, weil viele Ortschaften in Singen mitten in der schönen Natur liegen. Wir werden unter anderem Insektenhotels und Drachen bauen und werden selbst pflanzen und gärtnern.

Um das alles stemmen zu können, sind Sie wieder auf der Suche nach Helfern. Welche Grundvoraussetzungen müssen Bewerber erfüllen?

Dammer: Es können sich alle ab dem 15. Lebensjahr bei uns melden, die große Lust haben, sich in ein tolles Team einzubringen, neue Erfahrungen zu sammeln und sich nicht scheuen, auch bei Sommertemperaturen im Freien zu arbeiten. Es braucht keine pädagogischen Vorkenntnisse, jedoch wirklich Spaß daran, die Kinder zu betreuen und zu begleiten.

Werden die Helfer finanziell entlohnt?

Dammer: Ja, je nach Qualifikation gibt es bis zu 60 Euro pro Tag. Wir stellen auch Zeugnisse aus, die bei Bewerbungen vorgelegt werden können. Junge Menschen haben die Möglichkeit, in Erzieherberufe reinzuschnuppern. Es dient so der Berufsorientierung.

Was wünschen Sie sich für die Arbeit?

Dammer: Dass wir gutes Wetter haben und vor allem motivierte Helfer, vorzugsweise für die letzten drei Wochen, in denen wir in den Ortsteilen Überlingen am Ried, Schlatt und Beuren sind. Insbesondere für unsere Zirkuswoche, die dieses Jahr vom 1. bis 15. September stattfindet, fehlen uns noch Unterstützer. Es wäre toll, wenn sich noch Interessierte bei uns melden!

Fragen: Nicola Reimer