Die Bürger des Singener Stadtteils Schlatt unter Krähen scheinen genügsame Menschen zu sein. Das ergibt eine Nachfrage bei Vertretern des Dorfes. Die Bewohner haben aber einen großen Wunsch, damit auch alle 1100 Einwohner im Dorf bleiben: Bauplätze sollen her. Und dies dringend. „Wenn in naher Zukunft junge Familien keine Möglichkeit haben, in Schlatt ein Haus zu bauen, ziehen sie weg“, zeigt Ortsvorsteher Markus Moßbrugger auf. „Es ist ein Baugebiet vorgesehen. Die Erschließung verzögert sich aber. Wir sitzen buchstäblich auf dem Trockenen. Ein bereits erschlossenes Baugebiet kann nicht erweitert werden, weil die Eigentümer ihre Grundstücke nicht verkaufen“, bedauert er.
„Wir benötigen auch dringend ein neues Feuerwehrhaus. Es herrscht beim bestehenden eine unzumutbare Enge. Feuerwehrleute müssen sich deshalb teils hinter dem Feuerwehrhaus umziehen“, verrät der Ortsvorsteher. Im Vorfeld der Singener Oberbürgermeister-Wahl am Sonntag, 11. Juli – Häusler tritt bisher als einziger Kandidat an – beleuchten wir auch das Geschehen in den sechs Singener Stadtteilen.
„Der Wunsch nach einem neuen Baugebiet auch für den Ortsteil Schlatt ist nachvollziehbar. Wir konnten auch eine größere Grundstücksfläche im nördlichen Bereich von Schlatt erwerben. Leider ist dort der Untergrund nicht ganz einfach und es sind aufwendige Planungen für die Erschließung/Abwasserentsorgung notwendig“, erklärt der Singener Oberbürgermeister Bernd Häusler.
„Diese Planungen benötigen Zeit. Dass es für diejenigen, die gerne einen Bauplatz in ihrem Ortsteil möchten, um ihren Traum vom Einfamilienhaus umzusetzen, vielfach zu lange dauert, kann ich gut verstehen. Baugebiete müssen aber gut durchgeplant und mit dem Ortschaftsrat sowie dem Singener Gemeinderat beraten und beschlossen werden. Bedingt durch die Lage im Autobahnkreuz Hegau sind die Entwicklungsmöglichkeiten des Ortsteils Schlatt unter Krähen lärmtechnisch eingeschränkt“, führt Bernd Häusler aus.
- Symbolträchtiger Platz: Die Schlatter zählen auf jeden Einzelnen, um sich weiterhin als starke Gemeinschaft zu präsentieren. Die hat freilich darunter gelitten, dass die strengen Corona-Verordnungen die am Verbund maßgebend beteiligten Vereine ausgebremst haben. Symbolkraft für den Zusammenhalt hat auch der Dorflindenplatz, den die Stadt Singen unter Federführung von Oberbürgermeister Bernd Häusler mit Kosten von etwa 200.000 Euro vor vier Jahren neu gestaltet hat. Auf dem Dorflindenplatz gibt es einen örtlich verlegten Künstler-Brunnen mit Hegaubergen, stilecht geformt aus Vulkansteinen, eine Bepflasterung aus Granitplatten, lauschige Ruhebänke, einen attraktiven Spielpatz und ein Bolz-Fußballfeld. Und das alles mitten im Ort.

- Tatkräftige Eltern: „An der Gestaltung des Spielplatzes haben sich viele Eltern beteiligt. Auch mit verschiedenen Aktionen, die sie mit finanziellen Erlösen initiiert haben“, schildert Markus Moßbrugger. Der Dorflindenplatz sei auch ein Treffpunkt der Bürger. Alle Wege zu den verschiedenen Einrichtungen, wie dem Kindergarten, führten dort vorbei. „Das Gelände um das Rathaus war früher eine Obstwiese. Heute sorgen vor etwa 30 Jahren gepflanzte Lindenbäume auf einer großen Grünfläche dafür, dass die Natur nach wie vor das Bild des Dorfmittelpunktes beherrscht“, so Moßbrugger.
- Buslinie fehlt: „Es ist auch ein Bedürfnis der Schlatter Bürger, die Buslinie nach Volkertshausen wieder ins Leben zu rufen, da dort Lebensmitteleinkauf, Arzt, Apotheke, Physio und auch der Einkauf von Kleidung und diverser Tisch- und Bettwäsche möglich ist“, sagt Ortschaftsrätin Heike Schläfle. „Ein dringender Wunsch ist auch ein Radweg nach Volkertshausen. Oberbürgermeister Bernd Häusler unterstützt uns in diesem Unterfangen, wenngleich es nicht in den Bereich der Stadt Singen fällt“, erklärt Heike Schläfle. Bis auf die Busverbindung Schlatt–Volkertshausen sei der Öffentliche Personenahverkehr gut, betont Ortsvorsteher Moßbrugger. „Es verkehren nun nicht nur stündliche Linien nach Singen und Beuren, wo unsere Kleinen den Kindergarten besuchen. Auch eine Verbindung nach Engen gibt es neuerdings, wo einige Schüler aus Schlatt unter Krähen das Gymnasium besuchen“, berichtet er.
„Leider können wir den seit langem gehegten Wunsch einer Buslinie nach Volkertshausen nicht über den Stadtbus realisieren. Der hat nur die Möglichkeit für eine Linien-Genehmigung durch das Regierungspräsidium auf Gemarkung Singen“, erklärt Häusler. „Denkbar wäre die Einrichtung eines Bürgerbusses. Hierzu müsste aber die Initiative aus dem Ortsteil kommen, da solche Bürgerbusse vor allem auf einer ehrenamtlichen Komponente basieren“, betont der Singener Oberbürgermeister.
- Vereinsleben soll wieder starten: „Wir wünschen uns vor allem Gesundheit und dass die Vereine bald wieder loslegen können. Sie stehen in den Startlöchern. Bei manchen Bürgern wächst der Frust nach den langen strengen Corona-Verordnungen“. Das bunte Vereinsleben als wichtige Aktivposten im Dorf prägen laut Moßbrugger der Postsportverein mit seinem vielfältigen Angebot für alle Bevölkerungsgruppen, der Musikverein, zwei Narrenvereine und der Handharmonikaclub, der mit Friedingen kooperiert.

- Friedhof neu gestaltet: „In den vergangenen acht Jahren wurde Einiges in Schlatt umgesetzt“, sagt Heike Schläfle. Sie nennt neben dem wunderschön errichteten Rathausvorplatz die Neugestaltung des Friedhofs einschließlich der Außenrenovierung der Friedhofskapelle. Es sei ein neues kleines Baugebiet im Brand II geschaffen worden, das sich aktuell in der Vermarktung befinde. „Die Schlatter warten aber dringend auf die Erschließung des Baugebiets Im Bettenäcker“, sagt sie.
- Feuerwehrhaus in Planung: „Ich freue mich, dass die Stadt Singen in ihrem Ort Einiges in den vergangenen Jahren umsetzen konnten, wie dies die Ortsvertreter auch aufzeigen und wertschätzen“, erklärt der Singener Oberbürgermeister Bernd Häusler. „Die Erweiterung des Feuerwehrhauses ist in Planung und mit dem Ortschaftsrat sowie der Feuerwehr-Abteilung Schlatt abgestimmt. Die für die Erweiterung notwendigen Mittel in Höhe von 700.000 EUR sind im Haushalt 2022 eingeplant“, schildert Häusler.