Das Ende der neurochirurgischen Praxis von Bahram Hashemi hat für einiges Aufsehen gesorgt. Und die Vorgänge, die sich rund um die Schließung der Praxis zugetragen haben sollen, haben offenbar auch das Interesse der Staatsanwaltschaft Konstanz erregt. Zur Erinnerung: Es gibt ein Gutachten eines anderen Neurochirurgen, das der Redaktion vorliegt und das dem Mediziner vorwirft, systematisch Diagnosetuning betrieben zu haben. Mit anderen Worten: Es steht der Vorwurf im Raum, der Arzt habe seine Patienten auf dem Papier kränker gemacht, als sie wirklich sind, um teurere Operationen abrechnen zu können. Hashemi selbst und sein Rechtsbeistand Sylvester Kraemer äußern sich derzeit nicht öffentlich zu diesen Vorwürfen.

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Andreas Mathy, Staatsanwalt und Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz, bestätigt auf Nachfrage, dass es Ermittlungen im Umfeld dieses Vorgangs gebe. Den Namen eines Beschuldigten bestätigt er indes nicht. Genauso wenig lässt er sich in die Karten schauen, was konkret die Verdachtsmomente sind, denen die Ermittler nachgehen. Auch der Leiter der Konstanzer Staatsanwaltschaft, Johannes-Georg Roth, gibt auf präzise Nachfragen zum Verdachtstatbestand oder zum Ermittlungsverfahren keine weiteren Informationen heraus.

„Die Ermittlungen sind aus Sicht der Staatsanwaltschaft zunächst einmal abgeschlossen.“ Andreas Mathy, Staatsanwaltschaft ...
„Die Ermittlungen sind aus Sicht der Staatsanwaltschaft zunächst einmal abgeschlossen.“ Andreas Mathy, Staatsanwaltschaft Konstanz | Bild: Oliver Hanser

Die Staatsanwaltschaft hält sich in der Angelegenheit also sehr bedeckt. Das kann man auch so deuten: Die Sache ist extrem heikel. In all der Unklarheit gibt Mathy allerdings ein nicht ganz unwichtiges Detail bekannt: Die Ermittlungen seien aus Sicht der Staatsanwaltschaft zunächst einmal abgeschlossen, sagt er. Der Verteidiger habe umfassende Akteneinsicht bekommen und bis Mitte Januar 2022 Zeit für eine Stellungnahme, erklärt er weiter. Frühestens dann könne eine verfahrensabschließende Entscheidung fallen. Es könnte aber auch sein, dass die Stellungnahme des Anwalts weitere Ermittlungen nötig mache, so Mathy.

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Um welchen Verteidiger geht es? In den Verwicklungen rund um das Ende der Praxis Hashemi und um die Kündigung von dessen Kooperationsvertrag durch den Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) sind viele Beteiligte durch Anwälte vertreten. Hashemis Anwalt Sylvester Kraemer bestätigt auf Nachfrage, dass er der betreffende Verteidiger sei, der nun Akteneinsicht habe. Weitere Informationen zu der Angelegenheit gibt er aufgrund des laufenden Verfahrens im Moment nicht an die Öffentlichkeit. Doch klar wird dadurch, dass sich die derzeitigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft tatsächlich um seinen Mandanten, den Neurochirurgen Hashemi, drehen.

Klinikum hat Verträge gekündigt – teilweise mehrfach

Bahram Hashemi hat seine Praxis in den Räumen des Singener Klinikums Mitte Juli geschlossen. Die Kooperationsverträge mit ihm hatte der GLKN schon Ende Mai gekündigt – teilweise sogar mehrfach, wie GLKN-Geschäftsführer Bernd Sieber nun erklärt. Durch den Wegfall von Hashemis Praxis ist ein wichtiger Teil der Versorgung von Patienten in der ganzen Region weggebrochen, den die andere neurochirurgische Praxis in Singen, die von Aram Bani, übernehmen musste.

Das Gutachten, das Hashemi belastet, habe aber nicht allein zur Kündigung der Verträge geführt, sagt Sieber. Das Vertrauensverhältnis sei durch persönliche Vorwürfe zerrüttet worden, die einer Überprüfung nicht standgehalten hätten, erklärt er. Ob auch diese Gegenstand der jüngsten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Konstanz sind, ist derzeit unklar. Siebers Ausführungen kann man indes auch so verstehen, dass die gutachterliche Kritik im medizinischen Bereich allein keinen wasserdichten Kündigungsgrund für die Verträge mit Hashemi abgegeben hätte. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.