Die Auswirkungen der Gaskrise werden sich vollends erst im Winter zeigen, doch schon jetzt werden Konsequenzen deutlich. Fest steht: Die durch den Ukraine-Krieg entstandene Energiekrise und die damit verbundene unsichere Gasversorgung gefährden den Weiterbetrieb der Hallenbäder. Deutschlandweit häufen sich die Berichte, dass Thermen ganze Bereiche schließen müssen und Spaßbäder die Wassertemperaturen senken. Auch vor Singen macht dieses Problem nicht Halt, insbesondere da das städtische Hallenbad mit Gas geheizt wird.

Doch jetzt ist klar: Das Hallenbad soll nicht nur öffnen, sondern auch in den nächsten Jahren saniert werden. Dafür rechnet die Stadtverwaltung mit Gesamtkosten in Höhe von 13 Millionen Euro.

Baden ja, aber ohne Warmbadetag

Die Verantwortlichen von Stadtverwaltung und Gemeinderat haben jüngst entschieden, das Singener Hallenbad offen zu lassen. „Wir schlagen vor, auf Sicht zu fahren. Der Weiterbetrieb des Hallenbades wäre auch ein Zeichen an Vereine und Schulen, die nach Jahren mit Corona-Einschränkungen arg gebeutelt sind“, betonte Oberbürgermeister Bernd Häusler in der Gemeinderatsitzung.

Ein „aber“ gibt es allerdings: Sollte die dritte Stufe des Energienotstands durch die Bundesnetzagentur ausgerufen werden, würde das Hallenbad automatisch durch den Energieversorger Thüga von der Gasversorgung gekappt werden. „Dann müssen auch wir dicht machen“, so Häusler weiter.

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Drei Varianten standen im Singener Gremium zur Debatte. Neben dem nun beschlossenen Weiterbetrieb des Hallenbades, bei der Badegäste allerdings auf den Warmbadetag verzichten müssen, standen eine Komplettschließung sowie eine temporäre Schließung im Dezember und Januar zur Auswahl. Der Gemeinderat hat sich bei einer Gegenstimme gegen eine derzeitige Schließung des städtischen Hallenbades für die Saison 2022/2023 ausgesprochen.

Der Grund: Die soziale Funktion mit Blick auf das Gesundheitsschwimmen sowie die vielfältigen Einschränkungen für den Schulsport. Aber auch um Schwimmkurse insbesondere für Kinder und den Schwimmsport der Vereine zu gewährleisten, solle das Hallenbad geöffnet bleiben, so der Tenor von Gemeinderat und Stadtverwaltung. Sollte sich die Energiekrise verschärfen, werde das Gremium die Sachlage neu bewerten.

Noch eine gute Nachricht: Sanierung in Sicht

Dürfte die Nachricht, dass das Hallenbad nicht schließen wird, Wasserratten in Singen in Ekstase versetzen, dürfte sie folgende Nachricht umhauen: Das Singener Hallenbad bleibt nicht nur offen, es soll nun endlich generalsaniert werden. Dafür will die Stadt rund 7,3 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Laut OB Bernd Häusler sollen entsprechende Summen in den Haushaltsjahren 2023 bis 2027 eingebracht werden.

Das sei jedoch nur unter einer Voraussetzung möglich, wie OB Häusler betonte: Es müssen die Fördermittel im Rahmen des Bundesprogrammes Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur bewilligt werden. Die mögliche Zuschusssumme beziffert die Stadtverwaltung auf rund sechs Millionen Euro, die Gesamtkosten werden auf 13 Millionen Euro geschätzt. „Ob wir uns dies leisten können, werden erst in den kommenden Jahren wissen“, so Häusler.

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Aus den Sitzungsunterlagen geht hervor: Das Hallenbad wurde in manchen Bereichen von Technik und Ausstattung seit Eröffnung 1972 nicht erneuert. Ziel der Sanierung sei es, das Bad technisch und energetisch auf den neusten Stand der Technik zu bringen und die Attraktivität des Bades für die Nutzer erheblich zu steigern. Darüber spricht die Stadt schon seit über zehn Jahren: Laut Sitzungsunterlagen wurden Planungen zur Sanierung im Jahre 2008 durch die Finanzkrise im Jahr 2009 dauerhaft verschoben.

Das Hallenbad ist in Teilen seit 1972 unverändert und soll generalsaniert werden. Alleine der städtische Eigenanteil soll sich dabei auf ...
Das Hallenbad ist in Teilen seit 1972 unverändert und soll generalsaniert werden. Alleine der städtische Eigenanteil soll sich dabei auf 7,3 Millionen Euro belaufen. | Bild: Tesche, Sabine

Das sagen die Stadträte

Regina Brütsch (SPD) sprach sich für den Weiterbetrieb des Hallenbades aus – auch wenn zwei Herzen in ihrer Brust schlagen: „Das Hallenbad ist unser größter Energiefresser, aber es bietet gerade für den Schulsport die Möglichkeit, Unterricht anzubieten.“ Eberhard Röhm (Grüne) machte darauf aufmerksam, dass das Bad auch mit Öl geheizt werden könne. „Die Möglichkeiten einer Umstellung sind da. Wir sollten das Hallenbad so lange wie möglich offen halten“, sagte er.

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Kirsten Brößke (FDP) mahnte an, dass man die Situation im Auge behalten müsse, um bei Bedarf entsprechend reagieren zu können. Anders sah dies Benedikt Oexle (SPD). Er rechnete vor, dass die Stadt eine Million Kilowatt Energie bräuchte, um das Hallenbad zu betreiben. Er schlug vor, dass Singen sich einen Vorrat mit der benötigten Menge an Gas anlege.