Es war in den 60er Jahren als die Idee eines eigenen Hallenbades erstmals durch das Singener Rathaus geisterte. Bis der Plan von einer überdachten Badeanstalt ernsthaft Formen annahm, dauerte es aber noch eine ganze Weile. Am 20. März 1967 genehmigte der Gemeinderat die Pläne für den Neubau.

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Im Januar 1972 wurde das neue Hallenbad dann feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Einer, der schon als kleiner junge seine ersten Schwimmversuche im Singener Hallenbad unternahm, ist Peter Heck. Er kümmert sich sei 39 Jahren um die beiden Bäder in Singen und ist heute Betriebsleiter. Am Sonntag wird das Hallenbad auf den Tag genau 50 Jahre alt. Zusammen mit dem SÜDKURIER begibt sich Heck auf eine kleine Zeitreise.

1972 wurde das Hallenbad beim Hohentwiel-Stadion eröffnet. Die Stadt will demnächst eine Sanierung und Erweiterung angehen.
1972 wurde das Hallenbad beim Hohentwiel-Stadion eröffnet. Die Stadt will demnächst eine Sanierung und Erweiterung angehen. | Bild: Sabine Tesche

Peter Heck sitzt in seinem Büro im Singener Hallenbad. Hinter ihm sind alte Aufnahmen vom Aachbad zu sehen. Auch ein Bild vom Schwimmbecken im Hallenbad hängt dort. Auf seinem Tisch liegen feinsäuberlich alte Aufschriebe mit Daten und Fakten aus der Zeit des Hallenbadneubaus. „Ich bin vorbereitet“, sagt er und grinst.

Die Jungs bitte durch den hellblauen Gang, die Mädchen durch den rosa Gang: Vieles im Singener Hallenbad ist so geblieben, wie bei der ...
Die Jungs bitte durch den hellblauen Gang, die Mädchen durch den rosa Gang: Vieles im Singener Hallenbad ist so geblieben, wie bei der Eröffnung. | Bild: Sabine Tesche

Heck erinnert sich noch gut an das Jahr 1972, dem ersten Jahr in der Hohentwiel-Stadt mit Hallenbad. „Ich war als kleiner junge mit meinem Vater dort zum Schwimmen“, erinnert er sich. Schon damals hätten die männlichen Besucher die hellblauen und die Frauen sowie Mädchen die zartrosa Fliesen in den jeweiligen Umkleide- und Duschbereichen begrüßt. „Baulich hat sich nicht viel verändert“, sagt Betriebsleiter Heck. Auch die Fliesen in der Schwimmhalle seien dieselben wie vor 50 Jahren.

Ziel war die sportliche Ertüchtigung

Wohl kaum eine andere Freizeiteinrichtung in Singen wurde und wird so intensiv genutzt wie das Hallenbad. Die Bevölkerung, Vereine und auch die Schulen haben das Hallenbad in den fünf Jahrzehnten eifrig in Anspruch genommen. Dabei war und ist das Hallenbach laut Peter Heck gar nicht als Freizeitbad ausgerichtet. „Als das Bad 1972 gebaut wurde, sollte es lediglich der körperlichen Ertüchtigung dienen. Es war als reines Sportbad konzipiert“, sagt er.

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Soll heißen: Badegäste nutzten das Hallenbad lediglich, um ihre Runden zu drehen. „Ziel war nicht ein mehrstündiger Aufenthalt, sondern die sportliche Ertüchtigung“, so Heck weiter. Dennoch sei das Hallenbad in den 70er Jahren ein echtes Highlight gewesen. Laut Stadtarchiv beliefen sich die Kosten für den damaligen Neubau auf etwas mehr als sechs Millionen D-Mark.

Älteste Schwimmkursteilnehmerin war 80 Jahre alt

Seit 30 Jahren bringt Peter Heck Kindern das Schwimmen bei. Die Nachfrage sei in den letzten Jahren – trotz corona-bedingter Zwangspause über 19 Monate – immer weiter angestiegen. Doch nicht nur Kindern lernen im Hallenbad das Schwimmen. Heck erinnert sich, dass seine älteste Schwimmkursteilnehmerin über 80 Jahre alt war. „Sie rief bei mir an und meinte, dass ihr Arzt ihr vorgeschlagen habe, häufiger schwimmen zu gehen. Dabei konnte sie es gar nicht. Das haben wir dann gemeinsam geändert“, so Heck. Bis zu ihrem Tode sei die Rentnerin dann regelmäßig gekommen, um im Schwimmbecken ihre Runden zu drehen.

Das Schwimmbecken fasst rund 700.000 Liter Wasser. Es braucht fast zwei Tage um gänzlich gefüllt zu werden.
Das Schwimmbecken fasst rund 700.000 Liter Wasser. Es braucht fast zwei Tage um gänzlich gefüllt zu werden. | Bild: Roswitha Bosch

In den fast vier Jahrzehnte umfassenden Zeit hat Peter Heck in den Singener Bädern viel erlebt und viele Anekdoten gehört. Doch nicht bei jeder könne er sagen, ob sie sich tatsächlich so zugetragen habe. So berichtet Heck davon, dass die Stadtverwaltung mit der Eröffnung des Hallenbades mit einem enormen Besucheransturm gerechnet habe.

Die Südstadt am Montag, die Nordstadt am Dienstag

Um diesen besser steuern zu können, sei die Stadt gerüchteweise wie folgt vorgegangen: An ungeraden Tagen unter der Woche durften die Bewohner der Südstadt sowie der Kernstadt kommen. An den geraden Tagen waren die Bewohner der Nordstadt dran. Samstags und sonntags durften alle kommen. „Die Grenze wurde damals in der Ekkehardstraße gezogen, aber ob das tatsächlich so war, weiß ich nicht“, sagt Heck. Aktuell würden pro Jahr im Schnitt 80.000 Badegäste im Hallenbad begrüßt. Bei 80 bis 90 Gästen an einem Tag werde es laut Heck in der Schwimmhalle eng.

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So groß die Freude über den 50. Geburtstag des Hallenbades ist, Heck schaut auch in die Zukunft. Eine Sanierung beziehungsweise eine Erweiterung des Bades sei dringend notwendig. „Vieles ist noch in dem Zustand, wie bei der Eröffnung“, sagt er. Wie zum Beweis zeigt er auf einen der Haartrockner in der Männerumkleide. Dieser sei noch der Gleiche wie bei der Eröffnung. Ein Aber schieb Heck hinterher: „Es ist nicht so, dass die Stadt die ganzen Jahre über nichts gemacht hat.“ Immer wieder habe die Stadt viel Geld in das Hallenbad investiert. Zuletzt rund 50.000 Euro in neue Beckenfugen. „Das Bad war immer betriebsbereit“, betont Heck.

Wann kommt die Sanierung?

Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler weiß, was die Stadt Singen an ihrem Hallenbad hat: „Ein Freibad haben in der Region viele Gemeinden. Sie alle – auch unser beliebtes Aachbad – sind aber nur vier Monate von Mai bis September geöffnet. Durch das Hallenbad hingegen kann ein ganzjähriges Sport- und Freizeitangebot für alle Altersgruppen ermöglicht werden.“ Insbesondere für den Schul- und Vereinssport sei das Singener Hallenbad die optimale Ergänzung zum Aachbad. Aber auch der Rathauschef sieht den anfallenden Sanierungsbedarf. Dennoch dämpfte er aber vorerst noch die Erwartungen in der Bürgerschaft. „Leider können wir nicht alle Wünsche erfüllen. Deshalb gibt es nach derzeitigem Stand in der mittelfristigen Finanzplanung des Haushaltsplans 2022 keine Investitionssumme für das Hallenbad“, so Oberbürgermeister Häusler. Die technisch notwendigen Reparaturen sowie Unterhaltungsmaßnahmen des Bades würden selbstverständlich laufend durchgeführt.

Derzeit sehe der Plan beim Hallenbad wie folgt aus: Die Stadtverwaltung plane die Sanierung und die Erweiterung solle in zwei Schritten erfolgen. Im ersten Schritt sei eine umfassende Sanierung des Bestandes geplant. „Als zweiter Schritt ist die Erweiterung um ein Freizeitbecken mit Rutsche, Ruhezone und Sprungturm vorgesehen“, schildert Häusler. Um alles realisieren zu können, seien Haushaltsmittel von über 20 Millionen Euro erforderlich. „Das macht deutlich, dass eine Sanierung nur in Stufen zu erreichen ist“, betont Häusler.