Jörg Zimmermann steht an der Seitenlinie des Handballspielfeldes und ist froh, dass wieder Leben in die Münchriedhalle eingekehrt ist. Gerade trainiert die E-Jugend, nach dem Ende des Corona-Lockdowns für Sportvereine. Auf dem Programm steht Parteiball. Jörg Zimmermann ist ein Ur-Gestein der DJK Singen. Er hat alle Jugendmannschaften im Verein durchlaufen und trainiert aktuell die erste Herrenmannschaft. Für ihn ist die Oberbürgermeisterwahl in Singen am Sonntag, 11. Juli, eine richtungsweisende. „Denn der Oberbürgermeister ist für uns ein wichtiger Ansprechpartner“, sagt er. Besonders wenn es um die Wünsche und Anliegen der Sportvereine geht.

Eine neue Sporthalle

Denn Zimmermann macht auf einen Umstand aufmerksam, der sich dringend ändern muss: „Wir brauchen endlich eine zweite städtische Mehrfeld-Halle.“ Sonst könne die DJK auf Dauer den Trainingsbetrieb nicht aufrecht erhalten. Dies liege auch daran, dass der Zulauf zu den Angeboten im Kleinkindbereich riesig sei. „Wir brauchen die große Halle, weil wir die Münchriedhalle aktuell alleine mit dem Handballbereich voll auslasten“, sagt Zimmermann. Diese werde aber auch von anderen Vereinen noch genutzt.

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Derzeit trainieren viele Bereiche der DJK-Familie im Wechseltraining. Zimmermann rechnet vor: In der Ballschule für die Kleinsten sind aktuell 35 Kleinkinder pro Einheit im Bewegungstraining. „Wir sind dort so viele, dass wir gezwungen waren, zwei Gruppen, die alle 14 Tage kommen, zu machen“, so Zimmermann.

In seinem Element: Handballtrainer Jörg Zimmermann beim Erklären der nächsten Übung.
In seinem Element: Handballtrainer Jörg Zimmermann beim Erklären der nächsten Übung. | Bild: Tesche, Sabine

Der Handballtrainer lobt aber die Zusammenarbeit mit der Stadt. Auch die Sportförderrichtlinien in Singen seien für ihn von Bedeutung. „Jeder Verein bekommt die Unterstützung, die ihm zusteht. Kein Verein kommt in Singen zu kurz“, so Zimmermann. Er habe ohnehin das Gefühl, dass die Belange der Sportvereine im Rathaus nicht nur gehört, sondern auch ernst genommen werden. Aber Zimmermann macht auch deutlich: Singen sei einmal eine Sportstadt gewesen. „Aber wir haben dort ein bisschen den Fokus verloren“, sagt er. Aber deshalb werde in Singen nicht weniger Sport angeboten.

OB-Kandidaten sind geteilter Meinung

Die beiden Bewerber um den Posten des Singener Oberbürgermeisters, Amtsinhaber Bernd Häusler und Herausforderer Helmut Happe, kennen das Anliegen der Sportvereine in Singen genau. „Der Bau einer weiteren dreiteiligen Sporthalle ist für den Schulsport in der Kernstadt ein wichtiges Anliegen. Damit könnten längere Anfahrtswege zu Sporthallen in unseren Ortsteilen deutlich reduziert werden“, sagt Häusler. Auch der Vereinssport würde davon profitieren. Laut Häusler liege der Standort der neuen Halle an der Radolfzeller Straße und sie sei Teil des Sportzentrums Hohentwiel. Eine Machbarkeitsstudie habe Baukosten von etwa zehn Millionen Euro ergeben. „Diese Summe war bislang im Haushaltsplan leider noch nicht abbildbar“, so Häusler.

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Helmut Happe wolle angesichts der aktuellen Finanzlage der Stadt sämtliche städtischen Bauvorhaben kritisch prüfen und tendenziell zurückstellen. „Das bedeutet nicht, geplante Projekte einzustampfen, aber die Stadt muss Rücklagen bilden, um etwaige soziale Härten in den kommenden Monaten und Jahren abzufangen“, sagt er. Happe würde deshalb den Bau einer Sporthalle hinten anstellen.

Eine neue Scheffelhalle

Stephan Glunk, Zunftmeister der Poppele-Zunft, sagt: „Ich bin der Meinung, dass sich die Vereine in Singen nicht beklagen dürfen.“ Er gehe nicht davon aus, dass es Vereine in Singen gebe, die sich über zu wenig Engagement der Stadt Singen beschweren können. Dazu gehöre für ihn auch ein sportlicher Oberbürgermeister, dem die Vereine am Herzen liegen. „Und solch einen OB haben wir mit Bernd Häusler aktuell“, so Glunk. Der Amtsinhaber, der sich am Sonntag, 11. Juli, für eine zweite Amtszeit beworben und der mit Helmut Happe aus Welschingen einen Herausforderer hat, sei bei den Vereinen und deren Festen sehr präsent. „Er ist keiner, der sagt: Am Wochenende habe ich leider keine Zeit“, sagt Glunk.

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Er wisse, dass dies für einen Amtsträger mit Familie vor allem am Wochenende oder abends eine Belastung sei. Aber auch Glunk, wisse, dass sich vor allem die Sportvereine nach einer dritten Mehrfeld-Halle in Singen sehnen. Dies habe sich auch bei den Narren rumgesprochen. „Das ist aber wahrscheinlich in der aktuellen Situation nicht stemmbar“, sagt er.

Wenn es um die Wünsche der Singener Vereine geht, darf sie nicht fehlen: die Scheffelhalle. Ihr Neubau steht vor allem bei der ...
Wenn es um die Wünsche der Singener Vereine geht, darf sie nicht fehlen: die Scheffelhalle. Ihr Neubau steht vor allem bei der Poppele-Zunft hoch im Kurs. | Bild: Matthias Güntert

Und dann wäre da noch die Scheffelhalle. „Die ist für das Vereinsleben in Singen unerlässlich“, betont Glunk. Großes Ziel sei es, dass die Halle im Jahr 2025 wieder steht. Dann wäre sie 100 Jahre alt geworden. „Über jedes Jahr früher würden wir uns natürlich sehr freuen“, so Glunk.

Beide Kandidaten ist pro Neuaufbau

Bernd Häusler macht sich für den Neubau der Scheffelhalle stark: „Wir merken bereits jetzt – trotz Corona – dass die Scheffelhalle den Vereinen, aber auch der Singener Kultur an allen Ecken und Enden fehlt. Die Scheffelhalle ist eine unverzichtbare Ergänzung für unsere Stadthalle.“ Helmut Happe bezeichnet die alte Scheffelhalle als die Veranstaltungshalle schlechthin in Singen. Er wolle sie aber nicht nur auf die Fasnacht reduzieren. „Wie wichtig die Scheffelhalle für die Singener Fasnet war, sollte bekannt sein. Die Poppele Zunft wird offene Türen bei mir einrennen“, sagt er.

Ein neues Hallenbad

Bernhard Ruh, Vorsitzender der Schwimm-Sportfreunde Singen, hegt auch einen großen Wunsch: ein neues Hallenbad. „Wir haben mit arger Platznot im jetzigen Hallenbad zu kämpfen“, sagt er. Gerade mit Blick auf die Schwimmkurse und das Training der Wettkampfschwimmer. Jedes Jahr würden 15 bis 20 Kinder das Schwimmen lernen. Aber das Hallenbad am FC-Sportplatz sei in die Jahre gekommen, ebenso die Becken. Einher mit einem neuen Hallenbad solle auch der Einbau von zwei 25-Meter-Bahnen erfolgen. Dann könnte das Schwimmtraining neben dem normalen Betrieb angeboten werden.

Am äußeren Erscheinungsbild des Singener Hallenbades hat sich seit 1972 nichts verändert. Die Schwimm-Sportfreunde Singen fordern schon ...
Am äußeren Erscheinungsbild des Singener Hallenbades hat sich seit 1972 nichts verändert. Die Schwimm-Sportfreunde Singen fordern schon lange eine Erweiterung. Bild: Gudrun Trautmann | Bild: Gar

Anders als bei der Sporthalle sieht Helmut Happe beim Hallenbad dringenden Handlungsbedarf in Singen. „Unser Hallenbad entspricht längst nicht mehr dem Standard. Auch in energetischer Hinsicht nicht“, sagt er. Eine Erweiterung bei gleichzeitiger Modernisierung erachte er als wünschenswert. Aber: „Die geplante Modernisierung und Erweiterung darf allerdings nicht zu Lasten der Senioren gehen.“ Er sehe bei einem Neubau den gesundheitlichen Aspekt im Vordergrund. Ein Spaß- oder Erlebnisbad wolle er hingegen nicht. Amtsinhaber Bernd Häusler wird deutlicher: „Wir müssen aber die Sanierung und die Erweiterung des Bades in den kommenden Jahren angehen.“ Dabei rechne er mit Kosten von rund 20 Millionen Euro. „Die Pläne für die Erweiterung liegen in der Schublade“, so Häusler.