Ein Haus in der Lessingstraße sorgt aktuell für Zoff zwischen der Singener Stadtverwaltung und dem Landratsamt in Konstanz. Das Landratsamt will dort eine neue Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen in Singen anmieten. Bei der Stadtverwaltung stößt dies auf wenig Gegenliebe. Vor allem der Zeitplan und die Kosten geben Grund zur Verärgerung. Zuletzt wurde das Thema zweimal von der Tagesordnung des Kreistages gestrichen, da es noch Abklärungsbedarf gebe. Doch wie ist eigentlich der Zeitplan für das weitere Vorgehen? Der SÜDKURIER hat beim Landratsamt nachgefragt.
Laut der Pressestelle des Landratsamtes sei die Unterbringung von geflüchteten Menschen eine gesellschaftliche Aufgabe aller Verwaltungsebenen. Das Landratsamt Konstanz wolle daher zunächst im Gespräch mit der Stadt Singen bleiben, macht aber auch deutlich: „Eine Anmietung gegen den ausdrücklichen Willen einer Standortkommune ist aber schwierig. Im Sinne einer gemeinschaftlichen Lösung werden daher laufend auch alternative Möglichkeiten der Unterbringung geprüft.“
Das stößt Singen sauer auf
Die Stadtverwaltung Singen hatte zuletzt deutliche Kritik am Vorhaben des Landkreises geübt. Oberbürgermeister Bernd Häusler zeigte sich jüngst im SÜDKURIER überrascht, dass man wenige Tagen zuvor erst davon erfahren habe – und dies auch noch eher am Rande.
Laut dem Rathauschef sei die Stadt Singen seit Jahren durch den Zuzug von Flüchtlingen sowie durch einen starken Zuzug auch aus Europa stark belastet. „Nicht nur, dass wir in Singen viele Flüchtlinge untergebracht haben und mit viel Engagement die Integration dieser Menschen unterstützen. Unsere Innenstadt ist auch häufig Treffpunkt von Flüchtlingen aus anderen Gemeinden des Landkreises“, so Häusler weiter.
Eine weitere Flüchtlingsunterkunft mitten in einem ruhigen Wohngebiet in der Nordstadt zeuge laut Stadtverwaltung von wenig Feingefühl und verkenne deren politische Wirkung in der Bevölkerung.
Wie geht es nun weiter?
Der Zeitplan für das weitere Vorgehen sei laut Pressestelle des Landratsamtes abhängig von den Entscheidungen in den politischen Gremien. Danach seien verschiedene Sanierungsmaßnahmen erforderlich, für deren Umsetzung man voraussichtlich rund vier Monate benötigen werde. „Die Vertragsbedingungen wurden mit dem Vermieter ausgehandelt, diese stehen jedoch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die politischen Gremien“, teilt das Landratsamt mit.
Auf die Kritik aus Singen reagiert man in Konstanz gelassen. „Der Landkreis ist stets um einen frühzeitigen Austausch bemüht. Wir stehen mit der Stadt Singen insgesamt in einem guten Kontakt zur Flüchtlingsunterbringung, wie übrigens mit allen Städten und Gemeinden im Landkreis. Wenn es mal an einer Stelle hakt, dann besprechen wir das konstruktiv. Das ist auch hier erfolgt“, teilt Pressesprecherin Marlene Pellhammer mit.
Landkreis braucht weitere Gebäude
Aber die Lage bei der Unterbringung von geflüchteten Menschen bleibe weiterhin angespannt, auch wenn eine Unterbringung in der Lessingstraße 24 klappen sollte. Laut Pressestelle des Landratsamtes erfordere die derzeitige Lage, dass man nach wie vor auf der Suche nach Objekten zur Flüchtlingsunterbringung bleibe. „Soweit passende Objekte im Landkreis angeboten werden, erfolgt deren Besichtigung und Prüfung – zunächst unabhängig vom Standort“, heißt es dazu.
Schwierig sei es laut Landratsamt, eine Prognose hinsichtlich der Zuzugszahlen der kommenden Monate zu geben. Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Monate hatte sich der Landkreis auf eine hohe Zugangszahl im Dezember eingestellt, angekommen seien aber weniger Menschen als prognostiziert. „Erfahrungsgemäß kommen in den späten Herbst- und in den Wintermonaten bis zum Frühjahr mehr Geflüchtete als im Sommer. Es bleibt somit abzuwarten, wie viele Geflüchtete der Landkreis Konstanz tatsächlich aufnehmen muss“, so die Pressestelle.