Zusammenarbeit trotz Unvereinbarkeitsbeschluss: Diesen Vorwurf erhob das Bündnis „Konstanz für Demokratie – klare Kante gegen rechts in Stadt und Landkreis“ in Bezug auf den AfD-Kreisverband Konstanz. Kurz gesagt lautete die Kritik: Es gebe einen jungen Mann, der in verschiedenen Organisationen der Identitären Bewegung (IB) aktivistisch tätig sei – eine Verbindung, die belegt ist, etwa über Beiträge in rechten Medien.
Gleichzeitig fungiere er als Ansprechpartner der Jungen Alternative (JA), der Nachwuchsorganisation der AfD, für den Kreisverband Ravensburg/Bodensee-Region mit den Landkreisen Ravensburg, Bodenseekreis und Konstanz. Auch Verbindungen zum Konstanzer Kreisvorstand gebe es, denn die Junge Alternative teile sich ein Büro in Singen mit dem AfD-Landtagsabgeordneten Bernhard Eisenhut, der bei der kommenden Bundestagswahl auch als Direktkandidat der AfD im Wahlkreis Konstanz antritt.
Um welchen Mann es geht
Der junge Mann, um den es geht, heißt Marius Keipp. Nach bislang öffentlich gewordenen Informationen lebt Keipp in der Schweiz. In einer ersten Berichterstattung zum Thema hat der SÜDKURIER seine Identität geschützt, da noch kein Kontaktversuch möglich war. Mittlerweile sind mehrere Nachrichten über soziale Netzwerke an Keipp unbeantwortet geblieben.
Steffen Jahnke, der seit einer umstrittenen Mitgliederversammlung mit Eisenhut Kreissprecher der AfD ist, sagte damals, es gebe auf offizieller Ebene der Funktionäre keine Kontakte zwischen AfD und IB. Außerdem teile man das Büro auch nicht mit der JA – obwohl es entsprechende Überlegungen gegeben habe.
Alles ganz harmlos? Das sieht nicht jeder so
Auf SÜDKURIER-Nachfrage bezog auch der JA-Landesvorstand Stellung. Keipp sei kein Kreisvorsitzender der JA in Baden-Württemberg, stellt Steffen Degler klar, der auf der Internetseite der JA Baden-Württemberg als Beisitzer im Landesvorstand geführt wird. Dem Bündnis „Konstanz für Demokratie“ wirft er vor, Unwahrheiten zu verbreiten.
Ist also alles ganz harmlos und es gibt eigentlich keine Verbindung zwischen AfD, JA und IB – zumindest nicht offiziell? Klar ist, dass Marius Keipp seit der SÜDKURIER-Anfrage nicht mehr als Ansprechperson der JA für den Kreisverband Ravensburg/Bodensee-Region aufgezählt wird. Seither steht an dieser Stelle das Wort „Landesvorstand“. Belegt ist indes, dass Keipp im April und im Juli 2024 als Ansprechpartner für diese Region aufgeführt wurde.
Insider schildert enge Kontakte
Eine Quelle, die gut mit den Vorgängen im Konstanzer AfD-Kreisverband vertraut ist, hat ebenfalls anderes zu berichten. Es gebe enge Kontakte zwischen Keipp und den beiden Kreissprechern Eisenhut und Jahnke. Angeblich ist auch eine Spende von Eisenhut an den Verein Wackre Schwaben geflossen, den der baden-württembergische Verfassungsschutz als Tarnorganisation der IB einstuft und der mittlerweile als Reconquista 21 firmiert.
Die in Österreich erscheinende rechte Internetseite „Heimatkurier“ hat Keipp in einem Beitrag zu einer Aktion in Karlsruhe als „Leiter der Aktionsgruppe Reconquista 21“ bezeichnet. Ob tatsächlich Geld geflossen ist, ist schwierig zu überprüfen: Eisenhut und Jahnke haben eine E-Mail-Anfrage zum Thema unbeantwortet gelassen.