Soll da wirklich ein Freibad sein? Wer sich dem Singener Aachbad zum ersten Mal nähert, muss vorübergehend an den Überresten der abgebrannten Scheffelhalle vorbei. Im dahinter liegenden, schmucklosen Flachbau finden die Besucher den Kassenbereich. Doch das stört nur wenig. Offenbar hat sich auch außerhalb Singens herumgesprochen, wie idyllisch dieses Freibad gelegen ist. Jedenfalls parken zahlreiche Fahrzeuge mit Waldshuter, Stockacher, Schaffhauser oder Züricher Kennzeichen vor dem Gelände.

Nach dem Kassenhaus, den seit dieser Saison neuen Ticket-Scannern und den Umkleidekabinen kommt dann das Staunen. Vor den Augen erstreckt sich auf der Insel zwischen Aach und Aachkanal ein weitläufiges Gelände mit großzügigen Becken, eingerahmt von Stauden und hell gefliesten Gehwegen und natürlich Liegewiesen.

Voller Überblick: Neben dem Technikhaus hat der Schwimmmeister seine Zentrale, von wo aus er den Schwimmer- und Springerbereich ...
Voller Überblick: Neben dem Technikhaus hat der Schwimmmeister seine Zentrale, von wo aus er den Schwimmer- und Springerbereich beobachten kann. Im Innenraum befinden sich auch Monitore, die das ganze Gelände abbilden. | Bild: Trautmann, Gudrun

Das ehemalige Flussbad hat mehrere Modernisierungen erfahren, zuletzt die Generalsanierung im Jahr 2004. Damals entstand eine großzügige, in organischer Form angelegte Nichtschwimmeranlage mit Wellnessbereich und Wasserspielen für alle Altersgruppen.

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Die türkisblaue, geschwungene Riesenrutsche hat mit ihren 96 Metern besonders für Kinder und Jugendliche eine magische Anziehungskraft. Gelegentlich sieht man aber auch Erwachsene auf der steilen Wendeltreppe nach oben steigen, um genüsslich hinunterzugleiten.

Wasserpilz oder Massagedüse?

Unten angekommen, können sie sich je nach Programmsteuerung durch die Schwimmmeister unter den Wasserpilz stellen und von oben berieseln lassen oder den stärkeren Strahl an einer der beiden Schwallduschen zur Rückenmassage nutzen. Wer sich einfach nur ein bisschen massieren lassen will, der kann sich am Beckenrand vor eine der Massagedüsen stellen und von dort aus das bunte Treiben im Becken beobachten.

Eher für Jugendliche attraktiv ist der Strömungskanal, in dem man sich zügig im Kreis vorantreiben lassen kann.

Das winklig angelegte Nichtschwimmerbecken hat verschiedene Tiefen. Eine kleine Brücke, von der aus die Bäderaufsicht einen guten Überblick hat, markiert den Übergang vom tieferen in den flacheren Bereich. Hier können kleinere Kinder unter Aufsicht Erwachsener toben, mit einer Spritzpistole spielen oder von einer kleinen Plattform springen.

Was kostet‘s?

Schwimmmeister Peter Heck ist froh, dass im Aachbad alle Stellen besetzt sind. Zu den fünf Aufsichtskräften kommen an besucherstarken ...
Schwimmmeister Peter Heck ist froh, dass im Aachbad alle Stellen besetzt sind. Zu den fünf Aufsichtskräften kommen an besucherstarken Wochenenden Helfer von der DLRG dazu. | Bild: Trautmann, Gudrun

Das Thema Elternaufsicht ist sowohl dem Schwimmmeister Peter Heck, als auch dem Leiter des städtischen Sport- und Bäderamtes, Bernd Walz, ein großes Anliegen. „Gerade in dieser Saison haben wir vermehrt sehr kleine Kinder im Bad gefunden, die alleine unterwegs waren. Die Eltern haben die Aufsichtspflicht“, erklärt Bernd Walz. „Die können sie nicht einfach an das Bäderpersonal abgeben.“ Es sei schon zu kritischen Situationen gekommen.

Eltern dürfen Kinder nicht aus den Augen verlieren

Auch Peter Heck richtet einen dringenden Appell an die Eltern, ihre Kleinkinder, die nicht schwimmen können, nicht aus den Augen zu lassen. Oft werde die Lebensgefahr unterschätzt. „Wer uneinsichtig ist, muss mit einem Platzverweis rechnen“, sagt er. „Da sind wir konsequent.“

Gleiches gilt für auffällige Jugendliche, die sich immer wieder den im Bad geltenden Regeln widersetzen.

Die neue Pächterin des Aachbad-Kiosks, Ursula Kornmaier, freut sich über den gelungenen Saisonstart. Sie setzt auf regionale Produkte ...
Die neue Pächterin des Aachbad-Kiosks, Ursula Kornmaier, freut sich über den gelungenen Saisonstart. Sie setzt auf regionale Produkte wie zum Beispiel Getränke von der Randegger Ottilienquelle. | Bild: Trautmann, Gudrun

Und wie steht es überhaupt um die Schwimmfähigkeit? Hat sich die Situation während der Corona-Pandemie verschlechtert? Peter Heck verweist auf die verschiedenen Möglichkeiten, in Singen Schwimmkurse zu belegen. „Der Schwimmsportverein und der Stadtturnverein bieten im Winter Kurse im Hallenbad an“, sagt er. „Die DLRG gibt auch im Sommer Schwimmkurse im Aachbad. Und ich vermittle Kindern und Erwachsenen die Technik.“ Gerade bei den Erwachsenen sei der Bedarf gestiegen.

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Im Schwimmerbecken, das mit seinen sechs Bahnen auch wettkampftauglich ist, trennt sich die Spreu vom Weizen. Hier absolvieren durchtrainierte Sportschwimmer ihr Programm in der Sportbahn. Die befindet sich in der Mitte der eigentlich sechs 50-Meter-Bahnen und ist durch zwei Leinen abgetrennt. Doch nicht nur Profis schwimmen hier, sondern auch andere versierte Schwimmer. Man behindert sich nicht, weil im Kreis geschwommen wird.

Heribert Schwarz hat das tägliche Schwimmtraining in seinen Alltag eingebaut. „Wenn ich im Urlaub bin, vermisse ich das ...
Heribert Schwarz hat das tägliche Schwimmtraining in seinen Alltag eingebaut. „Wenn ich im Urlaub bin, vermisse ich das Aachbad“, sagt der Singener. „Selbst an der französischen Atlantikküste.“ | Bild: Trautmann, Gudrun

An sehr heißen Sommertagen mit bis zu 3000 Besucher am Tag kann die Ordnung schon mal durcheinander kommen, wenn sich auch Neulinge in die Bahn verirren. Aber meistens regelt sich alles wieder schnell von selber. Gelegentlich gibt es Ermahnungen vom Beckenrand aus, wenn den Aufsichtspersonen auffällt, dass das Gebot der Rücksichtnahme missachtet wird.

Springen nur einzeln mit Abstand

Um Rücksicht geht es auch im Springerbecken. Es darf nur einzeln gesprungen werden und mit Abstand. Wenn der Fünfmeterturm geöffnet wird, steht immer eine Aufsichtsperson mit oben. Auch bei den Drei-Meter-Brettern achten die Schwimmmeister darauf, dass hier niemand Unfug macht.

Unterm Sonnensegel sind die Nachwuchsschwimmer im Kleinkindbereich gut geschützt. Am frühen Morgen sind das Sprudelbecken und die ...
Unterm Sonnensegel sind die Nachwuchsschwimmer im Kleinkindbereich gut geschützt. Am frühen Morgen sind das Sprudelbecken und die Rutsche noch unberührt. | Bild: Trautmann, Gudrun

Wer mit seinen Kleinkindern das Planschbecken aufsuchen will, der muss die Aach überqueren. Dieser Bereich mit Sprudelbecken, Rutsche und Spielplatz ist eigentlich weit genug von den großen Schwimmbecken entfernt, dass kein Kleinkind dorthin entwischen sollte. Trotzdem ist das schon vorgekommen, weil Eltern beim Sonnen ihren Nachwuchs vergessen haben oder am Handy beschäftigt waren.

Für größere Kinder und Jugendliche gibt es Tischtennisplatten oder Spielgeräte wie die Drehscheibe, auf der man seinen Gleichgewichtssinn trainieren kann. Und wer es ganz ruhig wünscht, der findet im weitläufigen Park unter hohen Bäumen sicher ein Plätzchen.

Regionale Produkte am Kiosk

Ursula Kornmaier ist die neue Pächterin im Aachbadkiosk. Sie habe schon immer von einer Wirtschaft geträumt, erzählt sie. Der Kiosk sei genau das Richtige. Dazu sei die Saison gut verlaufen. Ursula Kornmaier möchte möglichst viele regionale Produkte anbieten. Deshalb setzt sie zum Beispiel bei den Getränken auf die Randegger Ottilienquelle.

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Ansonsten müsse sie sich nach den Wünschen der Badegäste richten. „Und die wollen hauptsächlich Pommes, Chicken Nuggets, Hot-Dog und Currywurst“, sagt sie. „Obst und Salate sind leider nicht gefragt.“