Schwimmmeister Tristan Dultmeyer spart sich den Höhepunkt bis zum Schluss des Rundgangs auf. „Den schönsten Blick auf die Alpen haben wir von der Brücke aus“, sagt er. Allerdings zeigt sich die Bergkette an diesem Tag nicht. Zum Glück, denn bei klarer Alpensicht ändert sich das Wetter. Und das wäre zwar schön für den Augenblick, aber schlecht für das Gottmadinger Höhenfreibad. Nicht umsonst hat das Bad diesen Namen. Denn auch ohne Alpen hat man von hier aus eine wunderschöne Aussicht auf das Dorf und die umliegenden Höhenzüge.

2015 wurde das Bad komplett erneuert

Für die Gottmadinger ist das nicht der einzige Grund, warum sie für ihr Freibad schwärmen. Im Juli 2015 wurde es nach einer Generalsanierung wieder eröffnet. Seither ist es nicht nur technisch auf dem neuesten Stand, sondern auch um einige Attraktionen reicher.

Seit 2019 ist Tristan Dultmeyer als Schwimmmeister im Höhenfreibad tätig. Um während der Corona-Pandemie die Abstände zu vergrößern, ...
Seit 2019 ist Tristan Dultmeyer als Schwimmmeister im Höhenfreibad tätig. Um während der Corona-Pandemie die Abstände zu vergrößern, wurde die Schwimmerbahn verbreitert und mit einer selbstgebauten Orientierungsleine ausgestattet. Die Gottmadinger Firma Beyl hat die Halterungen geschmiedet. | Bild: Trautmann, Gudrun

Glasklar schimmert das Wasser aus den mit Edelstahl ausgekleideten Becken. Das Schwimmerbecken, damals zugunsten des benachbarten Erlebnisbeckens von acht auf fünf 50 Meter lange Bahnen verkleinert, erfreut die Sportler. Zwei nagelneue Trennleinen (für rund 1000 Euro das Stück) kennzeichnen die Schnellschwimmbahn. Hier schwimmt man im Kreis, wie Tristan Dultmeyer erklärt. Zur Orientierung hat das Bäderteam in der Mitte noch eine dünnere Leine gespannt, damit es nicht zu Kollisionen kommt.

Die aufblasbare Wippe wird in Gottmadingen nur als „Banane“ bezeichnet. Sie liegt im Springerbecken und ist besonders bei ...
Die aufblasbare Wippe wird in Gottmadingen nur als „Banane“ bezeichnet. Sie liegt im Springerbecken und ist besonders bei Kindern beliebt, die ihr Spielzeug nur kurz fürs Bild verlassen haben. | Bild: Trautmann, Gudrun

Beim Probeschwimmen wäre es dann doch beinahe zu einem Zusammenstoß mit einer weiteren Schwimmerin gekommen. Denn, während die Autorin den Rundkurs wählte, hatte sich die Mitschwimmerin für ein Hin und Her in einer Bahn entschieden. Wenn das Becken fast leer ist, haben die Schwimmmeister nichts dagegen. Mit einem Lachen einigt man sich schnell. Überhaupt geht es im Höhenfreibad ganz familiär zu. Freundlich weisen die Aufsichtspersonen die Badegäste auf die Einhaltung der Regeln hin.

Bis zu 3000 Besucher pro Tag

In der bisher überdurchschnittlich sonnigen Saison ist das Bad gut besucht. „An heißen Tagen mit bis zu 35 Grad hatten wir bis zu 3000 Besucher. Mehr lassen wir nicht ins Bad.“ Ende Juni zeigte die Bilanz schon rund 30 000 Besucher, berichtet der Schwimmmeister. An solchen Tagen kommt Unterstützung von der DLRG bei der Aufsicht. „Wir könnten also auf das Vor-Corona-Niveau von 2019 kommen.“

Emilia Müller ist zum ersten Mal im Gottmadinger Höhenfreibad. Zusammen mit ihrem Mann Hans wird sie aber nicht das letzte Mal hier ...
Emilia Müller ist zum ersten Mal im Gottmadinger Höhenfreibad. Zusammen mit ihrem Mann Hans wird sie aber nicht das letzte Mal hier gewesen sein. „Mega cool“ finden die beiden das Bad. „Das ist das schönste Bad, das ich kenne“, sagt die Schaffhauserin. „So sauberes Wasser habe ich noch nie in einem Bad erlebt. Es ist wie Quellwasser.“ | Bild: Trautmann, Gudrun

2019 kam Tristan Dultmeyer als stellvertretender Schwimmmeister nach Gottmadingen. In dieser Saison hat er die Verantwortung für seinen erkrankten Chef übernommen. Weil eine Aufsichtskraft fehlt, bleibt das Bad an Montagen geschlossen. Nur so können die Arbeitszeiten einigermaßen eingehalten werden, lautet die Begründung aus dem Rathaus. Die Suche nach weiteren Aufsichtskräften blieb erfolglos. Dultmeyer konnte jetzt allerdings den Kollegen Alexej Malink für drei Monate zur Unterstützung im Bad gewinnen.

Mindestens von 6 bis 20 Uhr im Einsatz

Der Dienstag ist Frühschwimmertag und beginnt schon um 6 Uhr. Von Mittwoch bis Sonntag öffnet das Bad um 9.30 Uhr. An allen Tagen endet der Badebetrieb um 20 Uhr. „Die reinen Öffnungszeiten sind nicht alles“, sagt Dultmeyer. „Wir müssen ja noch die ganze Technik bedienen und die Becken sauber halten. Das erfordert viel Kenntnis über chemische Zusammenhänge, für die man zu Recht eine dreijährige Ausbildung absolvieren muss.“

Das Segel über dem Matschplatz im Kleinkindbereich wurde zum Ende der vergangenen Saison neu aufgespannt. Gerade in diesem sonnigen ...
Das Segel über dem Matschplatz im Kleinkindbereich wurde zum Ende der vergangenen Saison neu aufgespannt. Gerade in diesem sonnigen Sommer ist es segensreich. Die fantasievollen Spielgeräte im Hintergrund dürften das Paradies für jedes Kind sein. | Bild: Trautmann, Gudrun

Mitten in der Woche an einem Vormittag sind die weitläufigen Liegewiesen noch leer. Auch auf der Slackline versucht sich noch niemand in Gleichgewichtsübungen. Und für die beiden Volleyballplätze oder die beiden Tischtennisplatten fehlen am Morgen die Besucher. Die sind jetzt noch in der Schule oder bei der Arbeit und kommen erst gegen Abend. Zwei bewegliche Fußballtore oder der Basketballkorb werden ebenfalls später bedient.

Besonders gelungen ist der große Spielplatz hinter dem Kinderplanschbecken. „Da hat sich die Gemeinde wirklich nicht lumpen lassen“, lobt Tristan Dultmeyer. Parkähnlich liegt dieser Bereich abgetrennt von den Schwimmer- und Erlebnisbecken. Hier sind junge Familien unter sich.

Der Bädercheck

Der SÜDKURIER schaut sich die Freibäder im Hegau genau an: Was wird Besuchern geboten, was ist besonders und was kostet das? Folgende Artikel sind bereits erschienen:

Als besondere Attraktionen gelten die Wellen- und die Steilrutsche, die seit der Sanierung zum Höhenfreibad gehören.
Als besondere Attraktionen gelten die Wellen- und die Steilrutsche, die seit der Sanierung zum Höhenfreibad gehören. | Bild: Trautmann, Gudrun

Währenddessen können Jugendliche sich im oberen Beckenbereich am Sprungturm austoben und vom Ein-, Dreimeterbrett oder der Fünfmeter-Plattform springen. Wer es lieber etwas gemütlicher haben möchte, stellt sich über den Bodensprudler oder lässt sich von der Schwalldusche den Nacken massieren.

Und wie sieht es in Gottmadingen mit Schwimmkursen aus?

Bei dieser Frage wird Tristan Dultmeyer nachdenklich: „Bis August sind alle Kurse voll. Wir haben eine Warteliste mit 80 Kindern.“ In Folge der Corona-Pandemie seien hier große Defizite entstanden, weil die meisten Schwimmkurse in den vergangenen zwei Jahren ausgefallen sind. Jetzt können die Kinder für 70 Euro bei Martin Birkner aber wieder schwimmen lernen.

Seit 28 Jahren betreibt Markus Bacher die Schwimmbadgastronomie im Gottmadinger Höhenfreibad. Sein Speisenangebot geht weit über das ...
Seit 28 Jahren betreibt Markus Bacher die Schwimmbadgastronomie im Gottmadinger Höhenfreibad. Sein Speisenangebot geht weit über das eines Kiosks hinaus. Täglich bietet er auch zwei Mittagsgerichte an. | Bild: Trautmann, Gudrun

Mittlerweile wird im Schwimmbad-Restaurant schon gegessen. „Einige Stammgäste kommen fast täglich“, sagt der Pächter Markus Bacher. Seine Schnitzel seien sehr gefragt. Seit 28 Jahren bewirtet er im Höhenfreibad und bietet täglich neben der Speisekarte noch zwei wechselnde Gerichte an. Kaffee und Kuchen gibt es für fünf Euro. Doch wenn es heiß hergeht, sind Pommes, Curry-Wurst, Chicken-Nuggets, Pizza oder Flammkuchen und Wurstsalat die Renner. Und natürlich Eis.

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Das Gottmadinger Höhenfreibad hat ab sofort wegen Personalmangels montags geschlossen. Die Gastronomie ist an diesem Tag aber geöffnet.