Ursula Kornmaier ist von der Kritik der vergangenen Wochen wenig anzumerken. Sie lächelt viel, hält hier und da ein Schwätzchen mit Besuchern und gibt ein Eis nach dem anderen über die Theke im Aachbad in Singen.

Ursula Kornmaier betreibt den Kiosk im Bad. Besonders an heißen Tagen steuern den viele Menschen an, um Essen, Getränke oder ein Eis zu bekommen – manchmal zu viele. „Bei 1500 bis 2000 Gästen läuft alles glatt. Aber wir hatten zuletzt Tage mit bis zu 3000 Besuchern im Bad, das ist eine Herausforderung“, sagt Kornmaier im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Dass besonders online einige Kritiker sehr laut werden und nicht mit Kritikpunkten sparen, verwundert sie aber doch.

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Die Pächterin gibt offen zu, dass es Anfangsschwierigkeiten gab. „Ich war am Anfang vielleicht etwas zu zögerlich beim Einkauf und wusste nicht, wie viele hundert Kilogramm Pommes ich für ein starkes Wochenende bestellen muss“, sagt Kornmaier.

Das sind die Dimensionen, um die es im Aachbad geht: An einem guten Wochenende verputzen die Besucher 200 Kilogramm Pommes. „Dass Pommes ausgegangen sind, ärgert mich am meisten. Aber das passiert nicht nochmal.“

Warum es manchmal länger dauert

Wenn es um Wartezeiten geht, bittet sie um Verständnis. Denn die Größe der Küche sei begrenzt, der Raum für Mitarbeiter auch. An den Wochenenden seien sie zu dritt oder viert, um möglichst viele Menschen zu versorgen.

Stimmt es, dass Gäste manchmal 40 Minuten anstehen müssen? „Ja, das kommt hin“, räumt Ursula Kornmaier ein. Sie sei händeringend auf der Suche nach Verstärkung, damit beispielsweise ein Mitarbeiter sich allein um Eis und Getränke kümmern kann.

Eigentlich gab es einen anderen Pächter

Wie die Stadt Singen auf Nachfrage erklärt, habe es jüngst einen Wechsel beim Personal im Aachbad-Kiosk gegeben – denn eigentlich gab es einen anderen Pächter und Ursula Kornmaier war Beschäftigte. „Die Stadt beobachtet mit wachsamen Blick die Situation, mit der wir auch nicht zufrieden waren.

Deshalb haben wir für die restliche Saison eine organisatorische Veränderung vorgenommen, von der wir ausgehen, dass es wieder dem guten Niveau der vergangenen Jahre entspricht“, teilt Pressesprecher Stefan Mohr mit. Ursula Kornmaier habe nun die alleinige Verantwortung übernommen.

Dennoch ließen sich Wartezeiten nicht vermeiden, schließlich würden sie an heißen Tagen mit vielen Besuchern zwischen 600 und 700 Speisen zubereiten, wie Ursula Kornmaier sagt. An solchen Tagen gebe es dann keine Burger mehr und nur noch eine Salat-Variante. „Einfach, um der Lage Herr werden zu können“, erklärt die Pächterin.

Die Zahl der Besucher im Aachbad allgemein zu begrenzen, ist laut Pressesprecher Mohr derzeit nicht notwendig. „Wir hatten in früheren Jahren bereits Tage mit deutlich über 3000 Besucherinnen und Besuchern, die zu keinen Überlastungen geführt haben.“

Mehrere Eisschilder sollen Kunden bei der Entscheidungsfindung helfen, bevor sie an der Theke stehen.
Mehrere Eisschilder sollen Kunden bei der Entscheidungsfindung helfen, bevor sie an der Theke stehen. | Bild: Arndt, Isabelle

Kornmaier versuche, Wartezeiten zu begrenzen: Auf dem Weg zum Kiosk stehen mehrere Karten mit den Eissorten, damit Kunden schon während des Anstehens auswählen können. Denn wenn jeder erst an der Theke überlegt, koste das wertvolle Zeit.

Online poltern, offline schweigen?

Für konstruktive Kritik sei sie immer offen, betont Ursula Kornmaier. Zuletzt habe sich jemand in einer Facebook-Gruppe über lieblos angerichteten Wurstsalat echauffiert. „Wäre der Herr zu mir gekommen, hätte ich ihm gerne einen frischen Wurstsalat gemacht. Leider hat er seinem Ärger nur online Luft gemach“, sagt die Pächterin.

Sie habe daraufhin für ihre Mitarbeiter fotografisch festgehalten, wie ein Wurstsalat aussehen soll: mit Garnitur an der Seite und Zwiebeln obenauf. Viele Kunden würden leider nur online poltern, statt den direkten Kontakt mit ihr zu suchen.

Beim Angebot setzt Ursula Kornmaier auf Regionales. Senfbrot habe es schon während ihrer Kindheit im Aachbad gegeben. Am beliebtesten ...
Beim Angebot setzt Ursula Kornmaier auf Regionales. Senfbrot habe es schon während ihrer Kindheit im Aachbad gegeben. Am beliebtesten seien klassisch Pommes. | Bild: Arndt, Isabelle

Der Umgang im Aachbad hingegen sei meistens sehr nett: „Ich habe schon viele Stammgäste, die sich freuen, dass wir übernommen haben. Endlich auch mal ein Wurstsalat, und das mit regionalen Produkten.“ Die Speisekarte zeigt die Logos ihrer Lieferanten, darunter sind die Randegger Ottilien-Quelle und die Metzgerei Hertrich. Dass manche Menschen ihr vorwerfen, die Ware im Discounter zu kaufen, grenzt für Ursula Kornmaier an Rufschädigung.

Jeder soll sich ein Eis leisten können

Auch bei der Preispolitik habe sie sich intensiv Gedanken gemacht: „Für mich war wichtig, dass jede Familie sich ein Eis kaufen kann, deshalb kostet keins mehr als drei Euro. Selbst ein Magnum kostet bei mir nur 2,70 Euro, wo findet man das noch?“

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Manche Gäste gehen zu weit

Die Pächterin schildert auch Fälle, in denen Kritik zu weit geht: Eine Kundin habe ihr einen Teller mit Chicken Nuggets und Pommes an den Kopf geworfen, als sie keine individuell gemischte Tüte mit Süßigkeiten bekam. Und eine Gruppe habe sie dermaßen angefeindet und bedrängt, dass andere Gäste ihr zur Seite gesprungen seien. Grund sei gewesen, dass Kornmaier wegen großen Andrangs die Auswahl eingrenzen wollte.

Auch dass die Kiosk-Mitarbeiter mal eine Pause brauchen, sei von manchen Gästen nicht gerne gesehen. Da wünscht Ursula Kornmaier sich mehr Verständnis: „Wir sind keine Roboter. Und nach sechs Stunden Arbeit in dem kleinen, warmen Kiosk muss man auch mal durchschnaufen können. Danach sind wir gerne wieder für die Leute da.“ Der Kiosk soll künftig während solcher Pausen nicht mehr ganz schließen, doch die Küche sei dann nicht besetzt.

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Während im vergangenen Jahr noch ein Sicherheitsdienst im Aachbad präsent war, ist dieser nicht mehr vor Ort, wie Pressesprecher Stefan Mohr berichtet. „Der Sicherheitsdienst war nur während der Pandemie-Beschränkungen im Einsatz, um bei der Einlasskontrolle zu unterstützen.“ Aktuell sei der kommunale Ordnungsdienst regelmäßig im Bad präsent.

„Ich mache das mit Enthusiasmus und möchte es weiter machen.“

Trotz Startschwierigkeiten will Ursula Kornmaier weiter machen, denn mit dem Aachbad-Kiosk erfülle sich ein Kindheitstraum: „Ich komme aus Singen und war schon als Kind im Aachbad“, erklärt Ursula Kornmaier. Außerdem sei es immer ihr Traum gewesen, einen Kiosk zu haben. Genügend gastronomische Erfahrung habe sie: „Ich habe mein Leben lang immer nebenher in Restaurants oder Kneipen gearbeitet.“

Der Aachbad-Kiosk hat einige Sitze, wo sich besonders an den Wochenenden Gäste tummeln.
Der Aachbad-Kiosk hat einige Sitze, wo sich besonders an den Wochenenden Gäste tummeln. | Bild: Arndt, Isabelle

Auch angesichts einer Sieben-Tage-Woche von Mai bis September sagt sie: „Ich mache das mit Enthusiasmus und möchte den Kiosk gern weiter machen.“ Bei mancher Kritik brauche sie zwar ein starkes Fell. Doch wenn sie abends eine Runde schwimmen gehen könne oder sich mit etwas zu trinken hinsetze, um auf den Hohentwiel zu blicken, entschädige das für Vieles.