Was wurde über diesen Satz von Angela Merkel gespottet. Ein Satz, der sie vermutlich den Rest ihrer Amtszeit begleiten wird: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Okay, das klang nicht so up-to-date. Aber lag die Bundeskanzlerin wirklich falsch? Auch heute, sechs Jahre später, wirken die Gehversuche so mancher Internetnutzer noch ziemlich tapsig. In der SÜDKURIER-Redaktion fiel uns das auf, als wir in den Sommerferien die Rezensionen durchstöberten, mit denen Nutzer des Internetdiensts Google die Sehenswürdigkeiten unserer Region bewertet haben.
Kein Jever auf dem Hontes
Das wiedererkennungswürdigste Wahrzeichen des Hegaus zum Beispiel, der Hohentwiel, wurde bislang von 66 Personen im Internet bewertet. Durchschnittlich 4,5 von fünf möglichen Sternen vergab die Netzgemeinde. Eigentlich ein ordentliches Ergebnis für den Hontes. Spannend wird es aber, wenn man sich mit den Ausreißern befasst. So beklagt ein Nutzer neben der „Plackerei“ des Aufstiegs die Abwesenheit norddeutscher Biere am Hohentwiel-Kiosk.
Tun es denn die guten süddeutschen Gerstensäfte nicht? Naja, wahrscheinlich Geschmackssache. Mit diesem Wort beschreibt denn auch ein weiterer Nutzer das im Schatten des Berges gelegene MAC-Museum: „Die ausgestellte Kunst ist Geschmackssache.“ Wohl wahr. Danke für den erhellenden Kommentar.
Bleiben wir beim Thema Lichtverhältnisse – denn zu diesem Thema hat eine andere Google-Nutzerin etwas beizutragen. Der Seminarraum des MAC sei etwas dunkel gewesen, schreibt sie: „Aber durch den Sonnenschein war es okay.“
Wenn‘s regnet wird‘s nass
Nicht nur in Singen machen sich Internetnutzer Gedanken über Licht- und Wetterverhältnisse. Ein Besucher des Engener Campingplatzes zum Beispiel beschreibt diesen mit fünf Worten, die nur so von Erkenntnis triefen: „Ist im Regen schnell nass.“
Die Elemente scheinen Emotionen auszulösen. So hinterlässt ein Google-Nutzer neben fünf von fünf möglichen Sternen die folgende Bewertung im Bezug auf den Sportverein Binningen: „Super schön das Ostereier Feuer.“ Na gut, wahrscheinlich unterlief dem begeisterten Bewerter in diesem Fall einfach ein Tippfehler. Vom Osterfeuer zum Ostereier-Feuer ist es schließlich nicht weit – gerade, wenn man den Autokorrektur-Modus des Smartphones aktiviert hat.
Kurioser wird es, wenn wir noch einmal nach Singen blicken. Auch hier vergibt ein Nutzer fünf Sterne – allerdings erscheint er im Bezug auf den zu bewertenden Ort etwas umnachtet zu sein.
Wirklich ein Sprungturm?
Zur Gems – ein Kulturzentrum, in dem es Lesungen, Theater-, Kino- und Konzertaufführungen zu sehen gibt – schreibt er: „Er hat ein Hotpool aber ein fünf Meter Turm wäre auch cool.“ Vielleicht wäre ein solcher Turm ja tatsächlich etwas für die Gems, wer weiß?
Vielleicht hat sich der Pool-Fan aber auch beim Klick auf die Google-Karte vertan, denn ganz in der Nähe des Kulturzentrums ist das Aachbad verzeichnet. 202 Mal wurde das Schwimmbad von Internetnutzern dann auch tatsächlich gefunden und entsprechend bewertet.
Denkwürdig das Urteil eines Badegasts, der seinen Besuch so kommentiert: „Ist okay, nur mag ichs nicht so wenn Leute sich im Wasser neben mir halber auffressen.“ Nachvollziehbar.
Singles, Swinger und die besten Lehrer
Andernorts beklagt man sich statt über zu viel über zu wenig Körperkontakt. So schreibt der Besucher eines in Engen ansässigen Swingerclubs: „Zu wenig singel Frauen am besten nur für Paare.“ Aber verlassen wir dieses schlüpfrige Terrain.
Deutlich familienfreundlicher liest sich ein Kommentar, den vermutlich ein Schüler der Ten-Brink-Schule Rielasingen-Worblingen abgegeben hat: „Die beste Schule und beste Lehrer und jeder der die schule beleidigt ist falsch und dumm weil er lügst weil lehrer die besten sind.“
Passende Schlussworte. Denn bei allem Spott über die bunten Vögel unter den Netzkommentatoren fällt beim Blick auf die Google-Rezensionen vor allem eins auf: Bis auf wenige Ausnahmen werden der Hegau und seine Sehenswürdigkeiten im Neuland Internet sehr positiv bewertet. Daumen hoch für die Region!
Mit Google bewerten
Wer über das Internet seine Meinung zu einem bestimmten Ort, einer Attraktion, Institution oder einem Unternehmen im Hegau kundtun möchte, benötigt ein Konto bei dem Internetdienst Google. Wenn der Nutzer angemeldet ist, kann er über die Suchmaschine des Anbieters ausfindig machen, was er bewerten möchte. Unterhalb der sich öffnenden Informationen findet sich der Button „Rezension schreiben“. Hier kann der Google-Nutzer seine Bewertung eintragen. Ein abschließender Klick auf die weißen Sterne ermöglicht zudem eine Gesamtbewertung – es können zwischen eins und fünf Sterne vergeben werden.