„Irgendwie ist es ein Neuanfang“, sagt Dagmar Ender, Mitgeschäftsführerin des Auktionshauses am See. Aber irgendwie fühlt es sich auch nach Heimkommen an, meint sie. Schließlich sind Dagmar Ender und Constanze Preiß, ebenfalls Geschäftsführerin des Versteigerungsunternehmens, keine Fremden in dem historischen Gebäude an der Oberen Laube 46.
Denn in den dortigen Hallen war einst das bekannte und traditionsreiche Auktionshaus Carlo Karrenbauers und seiner Frau Heidrun untergebracht. In Konstanz war das Haus lange Zeit eine Institution gewesen, mehr als 35 Jahre lang wurde hier geboten, gefeilscht und der Hammer geschwungen. Heute gibt es das Auktionshaus noch immer, mittlerweile befindet es sich an der Mainaustraße. Der neue Eigentümer Till Truckenmüller aus Stuttgart hatte das Unternehmen vor wenigen Jahren übernommen.
Beim Ehepaar Karrenbauer waren sowohl Dagmar Ender als auch Constanze Preiß angestellt. Ender hatte 2016 dort angefangen, nachdem sie zuvor im Ausland gearbeitet hatte. Ihre Kollegin war dann 2017 dazugekommen. Bis Dezember 2020. Dann entschieden sich die beiden – mitten in Corona-Zeiten –, sich mit ihrem eigenen Unternehmen selbstständig zu machen. Dabei war die Pandemie Fluch und Segen zugleich: Zum einen war es eine finanziell unsichere Zeit, zum anderen mussten laut den beiden Geschäftsführerinnen derweil viele kleine Antiquitätenläden schließen, was ihnen Ware bescherte.

Zuletzt war ihr Unternehmen in der Beethovenstraße im Konstanzer Musikerviertel untergebracht. Doch nun sind sie zurück an ihrer einstigen Arbeitsstätte und mit dem Auktionshaus am See in das historische Haus an der Oberen Laube eingezogen. Ihre erste große Eröffnungsauktion fand am Samstag, 14., und Sonntag, 15. Juni, statt. Dabei kamen Schmuck und Uhren, Puppen, Schränke, Gemälde und Teppiche sowie weitere Antiquitäten unter den Hammer.
Constanze Preiß freut sich, zurück an ihrer alten Wirkungsstätte zu sein. „Es war unsere erste große Auktion hier in den neuen Räumlichkeiten“, sagt Preiß. „Es war ein toller Einstieg.“ Und Dagmar Ender sagt: „Die Verkaufsquote war gut. 80 Prozent der Waren sind versteigert worden.“
Den Auktionshandel entstauben
Zwar sind die beiden Frauen in alte Hallen eingezogen, doch sie wollen auch etwas Neues und Eigenes dort einbringen. Dazu gehöre beispielsweise, das Image des Auktionshandels zu entstauben, vor allem, indem man auch junge Menschen anspreche. Denn eines sei klar: „Der Auktionshandel war immer sehr elitär“, sagt Constanze Preiß. „Es wurde auch bewusst auf dieses Bild abgezielt.“ Und Ender sagt: „Aber Auktion ist nicht staubig, sondern aufregend.“ Im Ausland sei das Thema Auktionen, gerade bei jungen Menschen und auch in der Breite der Bevölkerung, sehr viel präsenter.
„Wir wollen junge Leute mitnehmen und mit offenen Augen Waren kaufen“, sagt Dagmar Ender. Jeder sei willkommen, auch unabhängig von seinen finanziellen Möglichkeiten. Genau deshalb biete man auch ganz bewusst Waren für junge Menschen und in niedrigem Preissegment an. Besonders Uhren seien hier in den vergangenen Jahren bei dieser Klientel, gerade ab 20 Jahren, immer beliebter geworden, so Ender.
Ohnehin seien Versteigerungen keineswegs mehr so, wie es sich viele Leute wohl vorstellen würden. So werden beim Auktionshaus am See 80 bis 85 Prozent der Verkäufe online getätigt, geben die Verantwortlichen an. Auktionen werden dabei teilweise auch digital beziehungsweise hybrid geführt, also vor Ort und gleichermaßen online. Dahingehend seien die neuen Räumlichkeiten eine Verbesserung. „Wir sind aus den alten 70 Quadratmetern rausgewachsen, jetzt haben wir knapp 200 zur Verfügung“, sagt Dagmar Ender. „Jetzt können wir auch hier versteigern, das konnten wir davor nicht.“
Dabei kann die internationale Kundschaft bei einer Versteigerung aus der ganzen Welt teilnehmen, üblicherweise seien das bis zu 2500 Bieter. Teilweise seien Waren dabei bereits über Kontinentalgrenzen hinweg verkauft worden, beispielsweise alte Kameras nach Indien, Teppiche nach Saudi-Arabien und Antiquitäten bis nach Australien.