Lokalredaktion Singen-Hegau

Januar

Die Abbrucharbeiten der Scheffelhalle sind beendet. Eigentlich sieht alles bestens aus: Kurz vor Jahreswechsel von 2021 auf 2022 hat der Gemeinderat die Weichen auf Wiederaufbau gestellt – doch jetzt das: In der alten Scheffelhalle war nicht nur jede Menge Asbest verarbeitet, sondern bei den letzten Abbrucharbeiten wurde auch das echte Grab von Erich Honecker, das bisher in Chile vermutet wurde, unter den Resten der Scheffelhalle gefunden. Ein Schock für die Rathausmitarbeiter. Natürlich reagierte OB Bernd Häusler direkt. In einer Stellungnahme ließ er mitteilen: „Niemand hat die Absicht, eine Halle zu bauen.“ (mgu)

Februar

Hoorig und Narri-Narro schallt es zum Schmotzigen Dunschtig durch die Gassen im Hegau, auch wenn die allermeisten närrischen Veranstaltungen abgesagt sind. Guerilla-Fasnet lautet das Motto, mit dem sogar die Truebehüter Spaziergänge statt Umzügen organisieren. Singens Erznarr Poppele aber kehrt in Form von Timo Heckel der Fasnet in Singen frustriert den Rücken und plant eine Protestaktion. Er wird sich, weil schon wieder kein Narrenbaum vor dem Rathaus gestellt werden kann, mit seinem Schwarzwälder Namensvetter am Berliner Poppele-Platz treffen und dort einen nicht angemeldeten Spaziergang bis zur baden-württembergischen Landesvertretung an der Tiergartenstraße unweit des Regierungsviertels unternehmen. Gemeinsam wollen sie dann ein paar Tränen verdrücken, weil auch dort der traditionelle Narrenbaum fehlt. „Mir dätet welle“ haben beide in großen Buchstaben auf ein Plakat geschrieben. (bie)

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März

Ein Neujahrsempfang im März, das hätte sich Engens Bürgermeister Johannes Moser auch nicht träumen lassen. Was Amtskollege Michael Klinger in Gottmadingen schon seit ein paar Jahren umgesetzt hat, muss Moser nun Corona-bedingt nachmachen und den traditionellen Neujahrsempfang mit Bürgerehrung zum Festakt mit Bürgerempfang umfirmieren. Doch egal ob Januar oder März, Moser hat sich fest vorgenommen, das Engagement der zu Ehrenden in dieser Feierstunde gebührend zu würdigen. Die gesamte Bevölkerung verfolgt den Festakt in Engens Neuer Stadthalle. Doch aufgrund der anhaltenden Abstandsregeln muss die Feierlichkeit auf Monitoren auf den Parkplatz übertragen werden, um die Gesundheit aller Besucher zu sichern. Auf dem Vorplatz wurden extra Abstandsquadrate markiert. Enttäuscht wird allerdings die Hoffnung, dass Festrednerin Lina Seitzl als SPD-Bundestagsabgeordnete aus Berlin die frohe Botschaft mitbringt, dass die Pandemie überwunden sei. (bie)

April

Deutschland will klimaneutral werden, und zwar flott. Nur wie? Regenerative Energien müssen her, doch der Ausbau geht schleppend voran. Vor allem in Baden-Württemberg, wo die Grünen immerhin Ministerpräsident und Umweltministerin stellen, tut sich zumindest bei der Windenergie seit Jahren praktisch nichts. Ständig sind Milanhorste im Weg, wenn jemand ein Windrad bauen will, wie zuletzt im Gewann Brand / Staufenberg. Die Ampelkoalition in Berlin hat im Frühjahr nun endgültig die Faxen dicke, denn sie sieht ihre Versprechungen zum Klimaschutz in Gefahr – und befürchtet noch massivere Proteste von Jugendlichen, die die Politiker beschuldigen, ihnen die Zukunft zu klauen. Die Bundesregierung zieht die Windkraftplanung an sich und platziert die Dinger einfach – und die Windräder, die ein Tengener Bürgerentscheid schon für gut befunden hat, können doch noch gebaut werden. (eph)

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Mai

Patrick Stärk wurde als neuer Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen buchstäblich ins kalte Wasser geworfen, als ein Starkregen-Unwetter kurz nach Beginn seiner Amtszeit die Doppelgemeinde fast versinken ließ. Nun macht er aus der Not eine Tugend. Auch um die Bevölkerung besser zu schützen. Die Wassermassen sollen künftig in ein neues Naturbad fließen. Stärk engagiert den pensionierten früheren Engener Bademeister Roland Kapitel. Der soll alles rund um das Bad regeln und den Zutritt von schießwütigen Jägern verwehren. Ein Waidmann hatte einst vom Engener Erlebnisbad aus versucht, einen verirrten Fuchs abzuknallen. Kapitel machte den Mann dingfest und sorgte damit für Schlagzeilen im SÜDKURIER. Solche will der frühere Engener Hauptamtsleiter Patrick Stärk nicht mehr unbedingt lesen. (bit)

Juni

Hach, die Etzwiler Bahn. Für einige ein Erinnerungsstück, für manche eine Dampflokfreude und für das Stuttgarter Verkehrsministerium eine Strecke zur Wiederbelebung. Schritte in diese Richtung gab es schon auf der Ablachtalbahn zwischen Stockach und Mengen. Der Ausflugsverkehr, den es dort im Sommer an Sonn- und Feiertagen gab, war so erfolgreich, dass die landeseigene Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg das Projekt als erfolgreichste Bahnreaktivierung der vergangenen Jahre bezeichnete.

Die Gleise der Etzwiler Bahn am Kreisverkehr von Güterstraße, Schrotzburgstraße, Franz-Sigel-Straße und Georg-Fischer-Straße.
Die Gleise der Etzwiler Bahn am Kreisverkehr von Güterstraße, Schrotzburgstraße, Franz-Sigel-Straße und Georg-Fischer-Straße. | Bild: Freißmann, Stephan

Das wiederum hat den Ehrgeiz der Museumsbahnmacher von der Etzwiler Bahn geweckt. Den Erfolg will der deutsch-schweizerische Verein übertreffen. Daher startet er im Juni ebenfalls einen sonn- und feiertäglichen Ausflugsverkehr von Singen nach Etzwilen mit Anschluss nach Stein am Rhein – mit Dampfloks. (eph)

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Juli

„Jetzt erst recht“, denkt sich Dieter Bös als Veranstalter des Hohentwiel Festivals: 2022 sollen nicht nur die Konzerte von 2021 nachgeholt werden, sondern auch neue Künstler auftreten. „Ich bin mir sicher, dass Singen bereit für extra viel Musik ist“, sagt Bös. Damit will er noch mehr den Musikgeschmack des Hegaus treffen: Außer Lea und Lotte für Schmuse-Momente, Bausa für Stimm-verzerrten Deutschrap und die rockige Band Flogging Molly kündigt Bös drei weitere Acts an. Matthias Reim plane einen kleinen Wettkampf zwischen Radolfzell und Singen: Wo wird beim Heimspiel lauter mitgesungen? Für Elektro-Fans will Robin Schulz seinen für Aach geplanten Auftritt nachholen. Und ein wahrer Weltstar winkt zum Schluss: Weil Adele auf ihrer Promotour sowieso in Zürich und Berlin weilt, macht sie zwischendurch einfach in Singen Halt. Und die Hegauer zeigen sich begeistert. Adele, bitte wieder kommen. (isa)

August

Impfen, Impfen und nochmals Impfen. Das ist auch die Devise im Jahr 2022, denn das Coronavirus schläft nicht und bildet immer neue Varianten. Da Impfen nicht nur für die Kreisverwaltungen, sondern auch zum Dauerthema für die Städte und Gemeinden wird, müssen diese jetzt die Terminvergabe übernehmen und dürfen dafür Personal einstellen. Zuerst erhalten die Älteren und Risikogruppen, dann alle Bürger eine schriftliche Einladung mit Termin. Wer sich nicht impfen lassen will, muss den Termin absagen. Und siehe da: Es klappt wie am Schnürchen. Kein stundenlanges Starren mehr auf Computerbildschirme oder Rumhängen in der Telefonwarteschleife. Diesmal ist man mit der Impfaktion wenigstens rechtzeitig vor Herbst und Winter dran, viele, viele lassen sich impfen und man ist auf die zwölfte Welle vorbereitet. Auch die Hegauer beginnen, sich an das jährliche Ritual zu gewöhnen und erreichen eine Impfquote von traumhaften 89,99 Prozent. (jac)

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September

Die Sommerferien sind zu Ende. In der Eichendorff-Schule in Gottmadingen endet damit auch endlich die Zeit ohne Schulmensa. Nach langen Verhandlungen hat sich ein Betreiber gefunden. Die große Burger-Kette „Zum goldenen M“ wird künftig die Schule mit Burgern, Pommes und Chicken Nuggets versorgen. Um wen es sich dabei handelt, soll noch ein Geheimnis bleiben. Bürgermeister Michael Klinger kündigte allerdings an, dass der neue Betreiber der Bruder eines gewissen Ronald Mc D. (Name der Reaktion bekannt) sei. „Fast food und unsere nachhaltige Bauweise, das passt perfekt“, sagte er. Was die Kinder super finden, gefällt den Eltern gar nicht. Sie demonstrieren mit Plakaten wie: „Gesunde Ernährung für unsere Kinder“ und „Lasst unsere Kinder gesund essen.“ (mgu/jac)

Oktober

Endlich. Im dritten Anlauf kann der Hilzinger Bürgermeister Holger Mayer seine erste Kirchweih im großen Festzelt eröffnen. Nach der langen Corona-Pause lechzt das Volk wieder nach Partystimmung. Weil wegen der unsicheren Planung keine Band auf die Schnelle zu bekommen war, steigt Mayer selbst in die Lederhosen. Mit seiner früheren musikalischen Formation Die Lausbuba verzückt er die Besucher. Mit von der wilden Partie ist auch Tengens Bürgermeister Marian Schreier. Der engagiert die Lausbuba kurzerhand für einen Auftritt beim Schätzelemarkt, der zwei Wochen nach der Kirchweih wieder durchstarten kann. Nach einem weiteren grandiosen Erfolg beschließt Holger Mayer, mit den Lausbuba auf eine Deutschland-Schweiz-Tournee zu gehen und das Bürgermeister-Amt nur noch halbtags auszuführen.

Holger Mayer (links) will als Hilzinger Teilzeit-Bürgermeister mit der Band Die Lausbuba (rechts Tobias Klein) auf Tournee gehen. Das ...
Holger Mayer (links) will als Hilzinger Teilzeit-Bürgermeister mit der Band Die Lausbuba (rechts Tobias Klein) auf Tournee gehen. Das hat er nach dem grandiosen Erfolg bei der Hilzinger Kirchweih und dem Schätzelemarkt entschieden. | Bild: Von Holdt, Marion

Der im Engener Stadtteil Bittelbrunn aufgewachsene Sonnyboy scheint ohnehin alles im Hilzinger Griff zu haben. Die früheren Rathauschefs Franz Moser und Rupert Metzler springen zudem als Mini-Jobber in die Bresche. Dabei spart die Gemeinde in der Endsumme sogar noch reichlich Geld. Einzig die Ratssitzungen soll bei Abwesenheit Mayers der langjährige Gemeindechef Franz Moser leiten. Der Grund: Metzlers bekannt stundenlange Leitung der nicht immer einträchtigen Sitzungen würde dessen eigenes Zeit- und Kostenbudget erheblich sprengen. (bit)

November

Konstanz hat es vorgemacht, Singen zieht nach: Aus dem Hüttenzauber soll ein Adventsmarkt werden. Starttermin wird der 18. November. So wollen die Veranstalter sicher gehen, im Jahr 2022 wenigstens einige Tage öffnen zu können – wer weiß, wann die nächste Corona-Welle zuschlägt. Dann soll es nicht nur extra viel Glühwein und Bratwurst geben, sondern auch strikte Einlass-Regelungen. Nachdem die Ständige Impfkommission sich doch gegen eine Impfung im Zwei-Monats-Takt ausgesprochen hat, gilt 2G++: Besucher müssen geimpft und doppelt getestet sein – am Morgen sowie direkt vor dem Besuch des Adventsmarktes. (isa)

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Dezember

Nachdem 2021 ein Superwahljahr mit Landtagswahl, Bundestagswahl und Bürgermeisterwahlen war, wird es im kommenden Jahr beim Thema Wahlen im Hegau ruhig. Aber das scheint nur so. Denn hinter den Kulissen werden die Bürgermeisterwahlen in Rielasingen-Worblingen und Tengen für 2023 vorbereitet. Ralf Baumert, seit 2007 Bürgermeister in Rielasingen-Worblingen, startet dann in die dritte Amtszeit – vorausgesetzt, er tritt wieder an und wird dann gewählt. Für Marian Schreier, seit 2015 im Amt, wäre es die zweite Amtszeit. Letzterer hatte zwischendurch hart dafür gekämpft, in Stuttgart Oberbürgermeister zu werden. Er scheiterte bei der Stichwahl nur denkbar knapp.

Da beide Bürgermeister finden, dass ihnen eine Abwechslung mal gut täte und beide das SPD-Parteibuch haben, vereinbaren sie, in der Gemeinde des anderen anzutreten. Baumert für Tengen und Schreier für RiWo. Ein Bürgermeister-Wechsel-Dich im Hegau sozusagen. (jac)