Milane bremsen die Windkraftpläne für das Tengener Gewann Brand aus. Wegen eines zu dichten Aufkommens der geschützten Vögel lässt der Projektierer, das Singener Unternehmen Solarcomplex, das aufwendige Genehmigungsverfahren vorerst ruhen. Zehn regionale Gesellschafter, wie Stadt- und Gemeindewerke, wollten den Windpark genauso betreiben wie als Gesellschaft Hegauwind den bisher einzigen bestehenden im Landkreis Konstanz: Verenafohren im Tengener Stadtteil Wiechs am Randen. Gegner der Windkraft-Standorte, wie die Bürgerinitiative Hegaublick, sehen sich bestätigt.
„Das Gebiet, auf dem die Windräder gebaut werden sollen, wird schon seit vielen Jahren vom Landesamt für Umwelt als Milan-Dichtezentrum ausgewiesen. Von daher war absehbar, dass eine Baugenehmigung zumindest schwierig wird“, sagt Siegfried Münzer, Sprecher der Bürgerinitiative Hegaublick. Es sei schon unnötig viel Geld ausgegeben worden. Bei Standortsuchen für Windkraftanlagen sollten Gebiete ausgeschlossen werden, die schon von vornherein Konfliktpotential böten, so Münzer. Er sieht bessere Chancen für großflächige Solarzellen mit immer tieferen Kosten, um auch in unserer Region umweltfreundlichen Strom zu erzeugen.
„Die zehn beteiligten Partner, wie regionale Stadtwerke, mussten mit jeweils niedrigen fünfstelligen Summen in die Vorleistung gehen. Nach den Ergebnissen der Voruntersuchungen gab es keinen Anlass, dass wir uns nicht beteiligen“, sagt Peter Sartena, Geschäftsführer der Stadtwerke Engen. Er fungiert auch als einer von zwei Geschäftsführern der Gesellschaft Hegauwind. „Wenn die Politik die Voraussetzung nicht schafft, durch Windkraft umweltfreundliche Energie zu erzeugen, dann müssen wir es künftig bleiben lassen“, betont Sartena.
„Wir wollen aber das Projekt weiter verfolgen“, betont Solarcomplex-Geschäftsführer Bene Müller in einer Pressemeldung. Drei geplante Windräder wären nach Verenafohren im Tengener Stadtteil Wiechs am Randen der zweite Windpark im Landkreis Konstanz. Solarcomplex werde den Antrag nach dem Bundesemissionsschutzgesetz nun vorerst nicht stellen, so Müller. „Grund sind die Ergebnisse der aktualisierten Rotmilan-Kartierungen. Nach denen ist eine Genehmigungsfähigkeit mit der aktuellen Rechtslage nicht gegeben“, bedauert er. Konkret sei ein Rotmilan-Horst zu viel für eine Baugenehmigung kartiert. So werde das Gebiet als Dichtezentrum eingestuft und Vermeidungsmaßnahmen seien nicht zulässig.
„Dies ist umso bedauerlicher, als die Stadt Tengen einen aufwendigen Prozess zur Einbindung der Bürgerschaft organisiert hatte. Diese mündete schließlich in einen Bürgerentscheid, in dem sich zwei Drittel für den Windpark Brand aussprachen“, betont Müller. Um ein Konfliktpotential mit dem Engener Stadtteil Stetten zu vermeiden – eine geplante Anlage hätte in der Nähe des Dorfes gelegen –, wurde im Vorfeld ein alternativer Standort gesucht. Die Wahl fiel auf das Engener Gewann Staufenberg. Die Stadt Engen zeigte sich kooperativ. Der Standort wurde später aber nicht weiter verfolgt, weil es dort ein erhöhtes Milan-Aufkommen gibt. Somit kam in den weiteren Planungen doch eine dritte Anlage im Gebiet Brand zum Zug, die sich etwas weiter weg von Stetten befinden würde. Allerdings auch nur etwa einen Kilometer von Staufenberg entfernt.
„Das Projekt ist durch die von der Landesregierung immer wieder gewünschte Bürgerbeteiligung vorbildlich getragen worden. Vor diesem Hintergrund stößt bei den Akteuren der Hegauwind-Gruppe und der Stadt Tengen besonders sauer auf, dass eine Gesprächsanfrage an die neue Umweltministerin Walker abgelehnt wurde“, sagt der Solarcomplex-Geschäftsführer. Immerhin sollte der Windpark Brand mit drei Windenergieanlagen rund 30 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom liefern, was einen spürbaren Beitrag zum dringend notwendigen Klimaschutz darstellen würde.
Kritik kommt auch von Tengens Bürgermeister Marian Schreier: „Es bleiben noch rund acht Jahre, um wirkungsvolle Klimaschutz-Maßnahmen zu ergreifen. Da reicht es nicht, wie die Landesregierung ständig nur neue Ziele ins Schaufenster zu stellen, sondern es kommt auf die Umsetzung an“, betont er laut der Pressemeldung. In Baden-Württemberg stocke der Windkraftausbau nicht wegen fehlender Flächen oder des mangelnden Willens der Kommunen. Vielmehr müssten dringend Genehmigungshindernisse, insbesondere im Arten- und Naturschutz, beseitigt werden. „Wir unterstützen die Landesregierung hierbei gerne, zum Beispiel mit einem Modellversuch zum Einsatz von Kameras zur Früherkennung von Rotmilanen“, so Schreier.
Er erhält Rückendeckung vom Steißlinger Bürgermeister Benjamin Mors. Die Gemeindewerke Steißlingen gehören zur Gesellschaft Hegauwind. „Der Umgang mit den Projektträgern vor Ort, welche versuchen, die Ziele der dringend notwendigen Energiewende umzusetzen, ist zutiefst frustrierend. Die Umsetzenden vor Ort brauchen zeitnah mutige Beschlüsse der Politik, die pragmatische und rechtssichere Lösungen bieten“, wird er in der Meldung zitiert.