Es ist nur ein kurzes Video von etwas mehr als 30 Sekunden. Es wurde in der Gruppe „Du bist aus dem Hegau, wenn...“ des sozialen Netzwerks Facebook gepostet. Und laut der Unterschrift zeigt es eine Wolfssichtung nahe einer Hegaugemeinde. In der Gruppe geteilt wurde es demnach am späten Abend des Dienstags, 18. März, von einem Profil aus, wo es laut der Facebook-Zeitmarke schon am Freitag, 14. März, gepostet wurde.
Das Tier, das in dem leicht unscharfen Video zu sehen ist, sieht deutlich nach einem Wolf aus. Es springt durchs Gras, läuft über eine Wiese und bleibt zum Ende des Videos auf einer Straße stehen. Im Hintergrund sind zunächst ein Wohnhaus, später eben die Straße samt einem Warnschild für starkes Gefälle zu sehen. Wo die Aufnahme entstanden sein soll, verrät der Inhaber des Profils nicht, lediglich, dass es nahe einer Hegaugemeinde sein soll. Wo das Video aufgenommen wurde, solle nicht verraten werden, heißt es in der Diskussion in dem sozialen Netzwerk, aus Sorge, dass Menschen dem Tier dann etwas antun könnten.
Was an einer möglichen Wolfssichtung in der Region dran ist, lässt sich nur schwer überprüfen. Auf eine Anfrage per Facebook hat der Inhaber des Profils bislang nicht geantwortet. Und bei offiziellen Stellen, die die Sichtungen verzeichnen, ist zu einer solchen im Hegau in der jüngsten Zeit nichts bekannt.
Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt des Landes (FVA) in Freiburg ist für das Monitoring von Wildtieren zuständig und über Wolfssichtungen gut informiert. Dort sei der Post allerdings nicht bekannt, schreibt Tatjana Brenner aus der Presseabteilung der FVA auf Anfrage. Am nächsten käme eine Sichtung in Geisingen, wo mehrfach ein Wolf bestätigt worden sei. Die Liste mit eindeutigen Nachweisen von Wölfen in Baden-Württemberg, die das Landesumweltministerium führt, enthält ebenfalls keinen Hinweis auf eine Sichtung im Hegau.
Unter Jägern ist eine Wolfssichtung nicht bekannt
Auch der Kreisjägermeister Werner d‘Oleire-Oltmanns hat keine Informationen über eine konkrete Sichtung im Hegau in jüngster Zeit. Und Kurt Kirchmann, der Stadtjäger ist und selbst einmal Kreisjägermeister war, hat ebenfalls nichts davon gehört, dass ein Wolf im Hegau gesehen worden sei. Beide, Kirchmann wie d‘Oleire-Oltmanns, können sich aber durchaus vorstellen, dass ein Wolf bis in den Hegau kommt. Denn Wölfe legen auf ihren Wanderungen weite Strecken zurück: „Ein Wolf hat einen Radius von 100 Kilometern“, sagt etwa Kirchmann. Im Schwarzwald und auf der Baar seien Wölfe gesichtet worden, erklären beide – „der Hegau ist da keine Distanz für einen Wolf“, so d‘Oleire-Oltmanns.
Zur Sorge um einen möglichen Abschuss des streng geschützten Tieres hat Kurt Kirchmann auch eine Meinung. Dass ein registrierter Jäger einen Wolf erschieße, halte er für sehr unwahrscheinlich. Es gebe sehr viele Wege herauszufinden, aus welcher Waffe ein solcher Schuss abgefeuert wurde: „Wenn ein Jäger sich das erlaubt, verliert er alles“, sagt Kirchmann – die Waffe samt Besitzkarte, den Waffenschein und auch die Jagdpacht, falls er eine solche hatte. Ist nun ein Wolf im Hegau unterwegs? Derzeit ist das nicht eindeutig zu beantworten.