Bei Familie Valentino geht es international zu: Der Amcor-Betriebsrat hat italienische Wurzeln, seine Frau kommt aus Portugal. Beide leben in Deutschland. Das hat Vorteile: „Wir haben verschiedene Möglichkeiten. Einer von uns kommt eigentlich immer ins Halbfinale“, sagt Salvatore Valentino zwei Wochen vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft. Seine beiden Kinder sind in Singen aufgewachsen. Die Tochter ist mit einem Portugiesen verheiratet, der Sohn mit einer Italienerin.
„Wir leben den europäischen Traum“, erklärt Salvatore Valentino und lächelt. Und dazu gehöre auch, dass man sich mit der deutschen, italienischen und portugiesischen Nationalmannschaft freuen kann.
Sein Vater kam in den 1960er-Jahren als Gastarbeiter zunächst in die Schweiz, später nach Singen. Die Mutter zog 1972 mit Salvatore und seinen vier Geschwistern nach. Die inzwischen verstorbenen Eltern und eine Schwester sind Anfang der 1990er-Jahre zurück nach Italien gezogen.
Erst Italiener, dann Italienisch-Deutsch, dann Deutsch
„Die Geschichte aller Gastarbeiter ist eigentlich gleich“, erläutert Valentino. „Sie wollten Geld verdienen und dann wieder in die Heimat zurückziehen. Aber dann waren die Kinder in Deutschland integriert – und die Eltern sind länger geblieben als geplant, oder überhaupt nicht mehr zurück gezogen.“
Die Staatsangehörigkeiten in seiner Familie zeigen diesen Weg eindrucksvoll auf: Salvatore Valentino ist Italiener. Er strebt aber die doppelte Staatsangehörigkeit an. Seine Kinder haben bereits die deutsche und die italienische Staatsangehörigkeit. Die Enkel sind Deutsche.

Als Fußballer war Valentino zwölf Jahre Jugendleiter des FC Magricos, einem portugiesischen Fußballclub in Singen. Kinder aus über zehn Ländern hätten da mitgespielt. Als Hobby-Koch kann Valentino nicht nur trefflich darüber sinnieren, wie man einen richtigen Pizzateig knetet und wann im Backprozess welche Menge Olivenöl nötig ist. Auch mit der gutbürgerlichen deutschen Küche kennt er sich aus. So mag er nicht nur Currywurst. „Spätzle schabe ich, wie es sich gehört. Und Kartoffeln für den Kartoffelbrei werden natürlich gestampft“, sagt er.
Als typisch deutsche Eigenschaften nennt er Pünktlichkeit und Disziplin. In Kalabrien sei man da eher locker. Die italienische Gelassenheit fehle manchmal in Deutschland etwas. Typisch italienisch dagegen sei die Liebe zur Familie – und dass man gerne Zeit zusammen verbringt. Wenn er die Grenze nach Italien überschreitet, müsse er auch das deutsche Denken ablegen. Dann könne man den Urlaub in Italien genießen. „Aber das können wir inzwischen eigentlich ganz gut“, sagt er und lächelt.
An Singen gefällt Valentino, der in der Südstadt lebt, dass es eine bunte Stadt ist, in der viele Nationen zuhause sind. „Ich bin gut hier angekommen. Ich fühle mich wohl“, betont er.