„Steißlingen hilft Altenahr“ war eine schnelle Initiative, um den Menschen im Ahrtal zu helfen, und immer auch auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Doch ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal gerät das Projekt ins Stocken: In Steißlingen keine Spenden mehr ein und in Altenahr sei man noch nicht so weit, dass man nach Steißlingen zu Besuch kommen könnte.

Doch der Steißlinger Alt-Bürgermeister Artur Ostermaier, der eines der Gründungsmitglieder der Initiative ist, blickt gerne auf dieses Jahr zurück. „Wir waren begeistert von der großen Bereitschaft der Menschen, Geld zu spenden und uns beim Helfen zu unterstützen.“

So verheerend war die Lage nach der Flut in Altenahr: Meterhoch türmen sich Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über ...
So verheerend war die Lage nach der Flut in Altenahr: Meterhoch türmen sich Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über die Ahr in Altenahr-Kreuzberg (Luftaufnahme mit einer Drohne im Juli 2021). | Bild: Boris Roessler

Zum Projektteam gehörten Artur Ostermaier, Thomas Maier, Jürgen Garschke, Hugo Maier, Reinhard Racke und Jürgen Probst. Sie fanden schnell weitere Helfer und Unterstützer. Das Projektteam, die Helfer und die Spender hätten aber nicht nur gegeben, sondern auch viel bekommen. Ostermaier denkt gerne die Aktionen der Steißlinger Vereine und anderer Menschen im Hegau zurück. Es habe beispielsweise ein Benefizkonzert des Musikvereins gegeben und der Kunst- und Kulturkreis hatte eine Kunstauktion organisiert.

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So viele Spenden kamen für Altenahr zusammen

Über 500 Spender waren bereit, Geld für die Menschen in Altenahr zu geben. Darunter waren kleine und große Spendensummen, die addiert 123.400 Euro ergaben. „Wir danken allen, die mithalfen“, sagt Artur Ostermaier.

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Besonders war für Ostermaier die Weihnachtsaktion. „Beim Besuch in Altenahr erzählte unsere Ansprechpartnerin, wie es den Senioren erging, die plötzlich in andere Altenheim umziehen mussten“, blickt er zurück. „Da mussten wir etwas ändern.“ So beschloss man, gemeinsam Weihnachtspakete zu schnüren. Und beim Gedanken über den Inhalt kam die Idee von handgestrickten Socken auf. Es gab laut Artur Ostermaier durchaus Bedenken, ob die Aktion zu schaffen sei.

Große Dankbarkeit für die Weihnachtsaktion

Die 530 Weihnachtspakete waren ein voller Erfolg, wie Briefe, Karten und E-Mails aus dem Ahrtal zeigen. Artur Ostermaier hat sie in einem Ordner abgeheftet. „Mein Mann ist vor Freude über die handgestrickten Socken in die Luft gesprungen“, steht da zum Beispiel oder „Wir danken für die großartige Unterstützung in all dem Leid“. Beim Ausliefern der Pakete sahen die Helfer, mitten in Schlamm und Verwüstung, leuchtende Weihnachtsbäume, erinnert sich Ostermaier. „Das war für uns alle beeindruckend.“

Über 750 Paar Socken aus Steißlingen sollen die Füße von Senioren in Altenahr wärmen – hier ein Weihnachtspäckchen vor dem ...
Über 750 Paar Socken aus Steißlingen sollen die Füße von Senioren in Altenahr wärmen – hier ein Weihnachtspäckchen vor dem Verschicken im vergangenen Winter. | Bild: Susanne Schön

Schnell wurden erste Projekte unterstützt

Bereits einen Monat nach Gründung konnten von Steißlingen schon erste Projekte im Ahrtal unterstützt werden. „Es war uns wichtig, dass wir nicht entlasten, wo andere in der Pflicht stehen. Wir wollten schnell, unbürokratisch helfen, wo Hilfe nötig war und ist“, so Ostermaier. „Diese Einstellung kam bei den Spendern an. Es waren Einzelschicksale, aber auch Gruppen wie Schulkinder und Vereine, die mit der Hilfe der Steißlinger Spenden unterstützt wurden“, zeigt er auf.

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Einladung für einen Besuch in Steißlingen

Artur Ostermaiers Augen leuchten oft, wenn er von Begegnungen mit Menschen erzählt, von ihrer Schaffenskraft und ihrem Lebensmut. Aber wenn er von der Zerstörung redet, wird er ganz leise. Und wenn er von dem menschlichen Leid berichtet, werden seine Augen heute noch feucht. Eine Einladung an Menschen und Vereine für einen Besuch in Steißlingen steht.

„Wir wollen die persönlichen Kontakte weiter pflegen“, betont er. So würden voraussichtlich die Mitglieder des Projektteams im Herbst ins Ahrtal fahren, um dort Urlaub zu machen. „Es ist ein tolles Urlaubsgebiet mit vielen schönen Wanderwegen“, lädt er Nachahmer ein, die Menschen im Ahrtal so zu unterstützen, damit sie wieder ein Stück Normalität zurückgewinnen.

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